Dr. Dennis Kampen, Block Mittelstand und Digitalisierung: Hoffnungslos?

Block Transformatoren- Elektronik GmbH

Dr. Dennis Kampen, MBA, treibt als Geschäftsleiter Forschung, Innovation & Digitales bei Block Transformatoren-Elektronik GmbH Industrie 4.0 und Digitalisierung voran. Block gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Transformatoren, Stromversorgungen, Schutzschaltern, Drosseln und EMV-Filtern.

Bild: Block
17.11.2021

Wird der Mittelstand durch Digitalisierung von Konzernen abgehängt? Wie können mittelständische Komponentenhersteller die enormen Herausforderungen durch Digitalisierung von Prozessen, Vertriebskanälen, Produktlösungen, Geschäftsmodellen, Kultur und Organisation meistern? Oder ist dies kaum zu schaffen?

Allgegenwärtige Themen wie Künstliche Intelligenz,
Machine Learning, Pay per Use werden von so manch einem Mittelständler zwar registriert, ein Bezug zum eigenen Unternehmen wird jedoch selten hergestellt. Die Themen der Digitalisierung erscheinen für mittelständische Unternehmen eher so grundlegend, dass die genannten Buzzwords fast als parallele, einen selbst nicht betreffende Realität wahrgenommen werden. Das hat uns bei Block vor einigen Jahren eine Analyse des Digitalstandes im Vergleich zur Branche gezeigt. Allein dass wir flächendeckend WLAN aufweisen konnten, hat uns schon im oberen Drittel platziert.

Dabei stehen mittelständische Unternehmen heute vor großen Herausforderungen wie beispielsweise eine sich digitalisierende Lieferkette und das Thema IoT im Produktbereich. Die digitale Transformation darf nicht aus Einzelinitiativen bestehen, sondern muss sukzessive auf allen Ebenen erfolgen. Nur so lassen sich die Profitabilität, aber auch die Kundenloyalität steigern.

Speziell bei Fertigungsunternehmen wie Block eines ist, gilt es Vertrieb, Forschung & Entwicklung, Produktion und Intralogistik durchgehend zu digitalisieren. Vom Teileeinkauf über die Verarbeitung bis hin zum Versand. Ziel sind n2n-Prozesse von der Bestellung bis zur Auslieferung. Ein entscheidendes Kriterium ist dabei die Optimierung der Stammdatenqualität als Basis für alle Digitalisierungsprojekte. Bei unseren Produkten gilt: Heute rein passive Komponenten mit niedrigem Wert für den Endanwender werden auch zukünftig passiv bleiben. Es geht eher darum, wie das Produkt und seine Produktdaten möglichst automatisiert den Kunden erreichen.

Bei Elektronikkomponenten wird sich IoT weiter fortsetzen. Inwieweit sich daraus für Komponentenhersteller auch Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle eröffnen, bleibt abzuwarten. Ich glaube nur daran, im Kontext eines Angebots von besonders hochwertigen Komponenten für den Endkunden. Anderenfalls sind hier erst einmal die Maschinenbauer an der Reihe, da sie näher am Endkunden sind und es heute schon schwer haben mit Pay per Use und anderen Modellen.
Hinsichtlich Kultur und Organisation müssen wir uns alle der Dezentralisierung von Arbeit stellen. Home Office und die Flexibilisierung der Arbeit stellen die Unternehmen grundsätzlich vor große Herausforderungen. Es müssen Wege gelernt werden, Teams remote zu führen und Mitarbeiter noch stärker nach Outcome statt Output zu bewerten. Wichtig ist in dem Zusammenhang auch die Frage, wie man das Unternehmen organisiert, so dass trotzdem Kreativität und Innovation in Gemeinschaft stattfinden kann, zum Beispiel durch Open Space-Konzepte. Wir bei Block verfolgen die Organisation der Digitalisierung über eine mannstarke Digitaleinheit als Bindeglied zwischen Management, Fachbereichen und IT.

Bei aller Diskussion um das Thema Digitalisierung stellt sie bei uns jedoch niemals das Wertversprechen dar, sondern ist Mittel zum Zweck, die Unternehmensvision zu unterstützen. Insofern kommt der Unternehmensvision der höchste Stellenwert bei all unseren Entscheidungen zu.

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