Timo Lehne Megatrends managen

Timo Lehne ist CEO der auf die MINT-Branche spezialisierten Personalberatung SThree. Er verantwortet das Umsetzen der globalen Unternehmensstrategie, das Erreichen der Unternehmensziele und die Leitung eines mehr als 2.900-köpfigen Teams. 2006 begann er seine Karriere bei SThree, 2017 übernahm er als Managing Director die Führung der DACH-Region.

Bild: SThree
26.10.2023

Wenn Deutschland als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig bleiben und unser Wohlstand gesichert werden soll, sind Unternehmen vornehmlich mit zwei großen Herausforderungen konfrontiert: Digitalisierung und Dekarbonisierung. Die Lösungen dafür sind allesamt technologisch und verlangen nach Fachkräften gerade aus dem MINT-Bereich. Doch vor allem hier ist der Fachkräftemangel groß. Ein paar Ideen, was wir schnell dagegen unternehmen können.

Digitalisierung und Dekarbonisierung sind große Job-Motoren – und verschärfen als solche das Problem des Fachkräftemangels vor allem im MINT-Bereich. Durch den demografischen Wandel wird das Problem weiter massiv zunehmen. Wer Fachkräfte für die klassische Festanstellung sucht, hat es zudem doppelt schwer: Die Expert:innen möchten flexibel und projektgebunden arbeiten, das Unternehmen häufiger wechseln.

Wir können jedoch an einigen Stellschrauben drehen, um uns dieser Schwierigkeit zu stellen. Zunächst müssen wir bislang ungenutzte Recruiting-Potenziale ausschöpfen. Das heißt: die Suche auf den internationalen Bewerbermarkt ausweiten und eine echte Willkommenskultur etablieren, junge Frauen durch Initiativen und Role-Model-Empowerment früh für MINT-Fächer begeistern und gegenüber Quereinsteiger:innen und der Generation 55+ offen sein. Die Skills von Quereinsteiger:innen eröffnen neue Perspektiven und treiben Innovationen voran; von der Berufserfahrung der älteren Generation können Arbeitgeber ungemein profitieren. Jedes Unternehmen sollte für sich klar definieren, welches Know-how aktuell gefragt ist und wie man es Quereinsteiger:innen und älteren Berufserfahrenen mit entsprechender Weiterbildung gezielt vermittelt.

Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit der Frage, über welche Anstellungsarten dieses Know-how gesichert werden kann. Generell sollten wir für flexible Arbeits- oder Anstellungsarten offener werden. So bieten Modelle wie Arbeitnehmerüberlassung eine gute Möglichkeit, Innovationen voranzutreiben und somit die Transformation zu beschleunigen. In diesem Zusammenhang gilt es nicht nur, das häufig noch schlechte Image dieser Modelle zu überdenken, sondern auch die zahlreichen regulatorischen Hürden für Freiberufler:innen zu beseitigen. Eng damit verbunden ist der Aufbau einer zeitgemäßen Arbeitskultur und guter Arbeitsbedingungen. Hybride Arbeitsmodelle bleiben ein Topthema, um das Beste aus beiden Welten – Home-Office und Präsenz im Unternehmen – zu verbinden. Mittlerweile wird vermehrt von zuhause gearbeitet; das Büro ist der neue soziale Marktplatz, auf dem Unternehmenskultur kreiert und gefördert wird.

Die zweite Stellschraube ist das Investment in die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden. Unternehmen müssen die Arbeitslast des Einzelnen realistisch kalkulieren und gezielt Angebote für die psychische und physische Gesundheit des Teams anbieten. Gerade in stürmischen Zeiten brauchen wir resiliente Mitarbeitende. Die Gefahr der Überlastung ist groß angesichts des Drucks, der bei vollen Auftragsbüchern und gleichzeitig vielen offenen Stellen entsteht.

Zu guter Letzt gilt es, Mitarbeitende trotz flexibler Arbeitsstrukturen zusammenzubringen, um die Kultur zu stärken und die Zusammenarbeit zu fördern. Hier gibt es viele Ansätze – seien es schöne gemeinsame Abende, größere Team-Events oder sogar ganze Team-Reisen. Investieren Sie in Ihre Mitarbeitenden – sie sind das wichtigste Kapital!

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