Forschende der FH Kiel möchten eine ressourcenschonende und kostengünstige Produktion von Lastdrohnen ermöglichen. Ein flexibler softwarebasierter Entwicklungsprozess und Leichtbaukonzepte sollen helfen, Drohnen auf individuelle Kundenbedarfe zuzuschneiden und deren Reichweite und Energieeffizienz zu steigern. Projektpartnerin ist Teccon Consulting & Engineering. Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt fördert das auf drei Jahre ausgelegte Transferprojekt AERO-SH mit rund 660.000 Euro.
Lastdrohnen haben das Potenzial, das Transportwesen nachhaltig zu verändern: Schon heute transportieren sie – wenn es besonders schnell gehen soll – Blutkonserven und Laborproben. Langfristig könnten sie Schiffe und Hubschrauber ergänzen, um Material auf Offshore-Plattformen, Windparks oder Bohrinseln zu bringen. Der Markt für Lastdrohnen wächst rasant. In einem gemeinsamen Projekt wollen die Fachhochschule Kiel und Teccon einen neuen integrierten Entwicklungsprozess entwickeln, mit dem sich Lastdrohnen mit einer Nutzlast bis zu 100 kg schnell und anwendungsorientiert konzipieren und produzieren lassen.
Baukastensystem soll Entwicklungskosten deutlich reduzieren
„Unser Ziel ist es, den gesamten Entwicklungsprozess – von der Konzeption über die Konstruktion bis hin zur Fertigung – so zu gestalten, dass er sich flexibel an wechselnde Anforderungen anpassen lässt“, sagt Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Jochen Immel, Fachhochschule Kiel. „Dafür kombinieren wir simulationsgestützte Entwicklung, virtuelle Prototypen, intelligentes Softwaregenerierung und additive Fertigungstechnologien.“ Virtuelle Modelle ermöglichen bereits im Entwicklungsstadium Feedback der Kundinnen und Kunden und fließen in die weitere Konstruktion ein: „Ein deutlicher Innovationssprung gegenüber herkömmlichen Entwicklungsverfahren“, so Immel.
Projektteam entwickelt zwei autonom operierende, flugfähige Prototypen
Im Rahmen des Projekts entstehen zwei flugfähige Prototypen: Einer in klassischer Bauweise aus carbonfaserverstärktem Kunststoff, ein zweiter in hochwertigen 3D-Druck-Verfahren mit neuartigen Faserverbundwerkstoffen. Damit testen die Entwicklerinnen und Entwickler auch neue Leichtbaukonzepte, die die Energieeffizienz und Reichweite der Drohnen verbessern können – ein wichtiger Erfolgsfaktor für den wirtschaftlichen Betrieb in der maritimen und logistischen Branche.
Kombination von leichten Faserverbundstoffen und additiven Fertigungsverfahren
Teccon bringt dabei fundiertes Know-how ein: von der aerodynamischen Fluggeräteentwicklung bis hin zu modernen Werkstoffen und Fertigungstechniken. Jörg Manthey, Director Business Development, sagt: „Unsere Aufgabe bei Teccon ist es, Innovationen aus der Materialforschung und Fertigungstechnik schnell in die Anwendung zu bringen. Die Entwicklung moderner leichter Faserverbundwerkstoffe und additive Fertigungsverfahren schafft hier völlig neue Möglichkeiten für die maritime und logistische Branche in Schleswig-Holstein. Unsere Erfahrungen aus Drohnenentwicklung und Luftfahrt werden diesem Projekt neue Impulse geben. Gemeinsam mit der FH Kiel gehen wir einen wichtigen Schritt, um Unternehmen in der Region für die Zukunft der Luftlogistik zu rüsten – mit praxistauglichen, nachhaltigen Lösungen.“
Regionale Bedeutung und Ausbildung
Mit der Schaffung von Kompetenzen im Bereich CO2-neutraler Lufttransportlösungen stärken die FH Kiel und ihr Projektpartner Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in Schleswig-Holstein. Zudem werden die gewonnenen Erkenntnisse systematisch in die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge von Schleswig-Holsteins größter Hochschule für angewandte Wissenschaften integriert und fördern so die Ausbildung qualifizierter Fachkräfte am Standort Kiel. „Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität in Schleswig-Holstein, indem es praxisnahe und flexible Lösungen für Anwendungen in der Region – von der Offshore-Versorgung bis hin zur medizinischen Logistik – entwickelt“, ist Prof. Immel überzeugt. „Gleichzeitig fördern wir damit den Technologietransfer in eine wachstumsstarke Zukunftsbranche.“