Medieninhalte von R2D2 KI im Journalismus: Chancen und Grenzen

Durch Chat GPT und ähnliche KI-Systeme eröffnen sich viele neue Möglichkeiten, allerdings nur wenn sie sinnvoll genutzt werden.

Bild: iStock, Zerbor
24.01.2023

Künstliche Intelligenz (KI) kann einen ausgewogenen, vertrauenswürdigen Journalismus unterstützen. Selbstlernende KI-Systeme entlasten Journalisten bei Recherche, Verbreitung sowie dem Erstellen von Medieninhalten und schaffen so Freiräume für hochwertige journalistische Tätigkeiten. Gleichzeitig birgt der Einsatz von KI Herausforderungen für die Arbeitsrealität von Medienschaffenden und die offene Meinungsbildung in der Demokratie.

KI-Systeme können eigenständig Meldungen, Bilder oder Videos erstellen, die Nachrichten-Nutzung personalisieren oder bei der Recherche unterstützen, indem sie große Mengen an Daten auswerten. Laut den Experten der Plattform Lernende Systeme nutzen Redaktionen die Technologie bereits heute, um automatisierte Wetter-, Sport- oder Verkehrsnachrichten zu verfassen, Untertitel zu Audio- oder Filmbeiträgen zu erstellen oder Beiträge entsprechend der geografischen Interessen der User zuzuschneiden.

Journalisten können mithilfe von KI von lästigen, aber notwendigen Aufgaben entlastet werden und auf diese Weise mehr Zeit in kreative journalistische Arbeit investieren, wie dem Führen von Interviews oder investigativen Recherchen. Allerdings müsse eine Überlastung der Medienschaffenden vermieden werden, die durch die Häufung anspruchsvoller Aufgaben oder Stellenabbau entstehen könne.

„Der Einsatz von KI wird die Medienwelt tiefgreifend verändern. Dass dies keine Zukunftsmusik mehr ist, zeigt die aktuelle Debatte um Chat GPT. Redaktionen sollten KI als Hilfsmittel nutzen, zum Vorteil für Journalistinnen und Journalisten als auch für das Medienpublikum. Gleichzeitig müssen Medienschaffende, Aufsichtsgremien und Politik den KI-basierten Journalismus so lenken und gestalten, dass er weiterhin seinem demokratischen Auftrag gerecht wird“, so Christoph Neuberger, Publizistikprofessor der Freien Universität Berlin und Direktor des Weizenbaum-Instituts sowie Mitglied der Arbeitsgruppe Recht und Ethik der Plattform Lernende Systeme.

Redaktioneller Blick bleibt unverzichtbar

So können KI-Systeme einerseits die journalistische Ausgewogenheit im Nachrichtenangebot unterstützen, indem sie Verzerrungen in Redaktionen bei der Auswahl oder Priorisierung von Themen aufspüren – beispielsweise, ob für eine technische Einschätzung überproportional oft ein männlicher Experte befragt wurde. Andererseits können KI-generierte Beiträge auch Hassrede und gesellschaftliche Stereotype reproduzieren, die in Texten zu finden sind, mit denen die KI-Systeme trainiert wurden.

Zu den Herausforderungen des KI-Einsatzes in Medien zählt auch, dass die Entwicklung einer eigenen KI-Lösung aufwändig und teuer ist. Nutzen Redaktionen externe Lösungen, begeben sie sich auf der anderen Seite meist in Abhängigkeit von großen Tech-Unternehmen, die vornehmlich aus den USA oder China stammen, und zum Beispiel geringere Ansprüche an Pluralität oder Fairness stellen. Der redaktionelle Blick sei als Korrektiv im KI-basierten Journalismus unverzichtbar, um die Qualität der KI-unterstützten Beiträge nach journalistischen Standards zu gewährleisten, so die Experten.

Um die Chancen der Künstlichen Intelligenz für einen ausgewogenen und demokratieförderlichen Journalismus zu nutzen, raten die Experten der Plattform Lernende Systeme zu einem verantwortungsvollen Umgang mit KI-basierten Medieninhalten und KI-Werkzeugen sowohl in den Redaktionen als auch beim Medienpublikum. Sie empfehlen die transparente Kennzeichnung aller KI-gestützten Medienerzeugnisse, die Zertifizierung journalistischer KI-Systeme sowie die Qualifizierung der Journalisten ebenso wie der Mitarbeitenden in den Aufsichtsgremien für den Einsatz von KI.

Zudem fordern die Experten, das Presse- und Urheberrecht an den KI-basierten Journalismus anzupassen und den Datenzugang für Redaktionen zu verbessern etwa durch Open-Data-Portale in staatlichen Einrichtungen.

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