Nach drei Jahren der Kontraktion verzeichnet die Elektronik-Bauelemente-Distribution im dritten Quartal 2025 laut FBDi e.V. mit einem Plus von 1,2 Prozent erstmals wieder ein leichtes Umsatzplus gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Book-to-Bill-Index liegt in Q3 diesen Jahres bei 1, die Auftragseingänge übertreffen das Vorjahresquartal um deutliche 33,1 Prozent – ein Hoffnungsschimmer, aber noch kein Grund zur Entwarnung.
Die Entwicklung differenziert sich stark nach Produktgruppen:
Halbleiter erzielten mit 477,5 Millionen Euro Umsatz ein stabiles Ergebnis (BtB 0,98), während die Auftragseingänge weit über dem Vorjahr lagen (+47,0 Prozent). Besonders dynamisch beim Auftragseingang waren MOS Micro Logik (+64,8 Prozent), Memory (+63,4 Prozent) und diskrete Bauelemente (+61,2 Prozent).
IPE (Interconnects, Passive und Electromechanical)-Produkte lagen mit einem Umsatz von 268,7 Millionen Euro exakt auf Vorjahresniveau (+0,1 Prozent Umsatz und BtB 1,05), wobei der Auftragseingang das Vorjahresquartal mit +19,4 Prozent deutlich übertraf.
FBDi-Ausblick für 2025 und darüber hinaus: Zeitenwende in der Elektronik
Die Elektronikbranche steht im Zentrum globaler Umbrüche – und zugleich an der Schwelle zu neuer Stärke und Relevanz. Verlängerte Lieferzeiten, volatile Lagerbestände und die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen aus Asien haben strukturelle Schwächen offengelegt. Doch die steigende Nachfrage nach Halbleitern und IPE-Produkten treibt Innovation und Wachstum voran.
„Just-in-Case“ ersetzt „Just-in-Time“, und der „vorsichtige Kaufmann“ wird zum strategischen Investor von morgen. Resilienz ist kein Schlagwort mehr, sondern ein Paradigmenwechsel – und die Branche scheint mehr denn je bereit zu sein, diesen aktiv zu steuern.
Europa gestalten statt verwalten
Europa darf sich nicht länger zwischen den Blöcken verlieren. Wir müssen die globalen Dynamiken und unsere Position darin aktiv mitbestimmen. Resilienz und Wachstum beginnen mit gemeinsamen Investitionen, abgestimmter Industriepolitik und einem europäischen Plan für Schlüsseltechnologien.
So wächst auch der politische Handlungsdruck innerhalb der EU: 19 EU-Regierungschefs sprechen sich für einen kohärenteren und effizienteren Wirtschaftsraum aus. Die Herausforderungen sind offensichtlich und real – aber ebenso unser Gestaltungswille. Wir müssen Europas Wirtschaftskraft neu denken, sie beleben und entschlossen transformieren.
Der FBDi fordert: „Integration jetzt – nicht später!“
„Wir erleben in Echtzeit, dass die Herausforderungen die Kapazitäten einzelner Volkswirtschaften übersteigen“, so Andreas Falke, Geschäftsführer des FBDi. „Nur abgestimmte Strategien, gemeinsame Investitionen und ein europäischer Plan für Schlüsselindustrien können Stabilität und technologische Unabhängigkeit schaffen.“ Integration ist keine leere Phrase, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit – für Resilienz, für Handlungsfähigkeit und die Rolle Europas als gestaltender Wirtschaftsraum.