Am 18. Juli endet die Frist: Unternehmen mit einem jährlichen Energieverbrauch ab 7,5 GWh sind laut Energieeffizienzgesetz dazu verpflichtet, ein Energiemanagementsystem (EnMS) einzuführen. Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) ermutigt Unternehmen, aktiv zu werden – nicht nur, um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern auch, um massive Effizienz- und Kostenvorteile zu nutzen. Gleichzeitig appelliert DENEFF an die neue Bundesregierung, dieses wichtige und bewährte Instrument zu schützen und zu stärken. Die Vorgabe im Energieeffizienzgesetz sei vollkommen zu Unrecht in das Visier des Bürokratieabbaus geraten.
„Es kann nicht sein, dass wir autokratischen Regimen weiter zig Milliarden für vermeidbare Energieimporte überweisen – nur weil wir unsere Effizienzpotenziale unerkannt und ungenutzt lassen. Energiemanagement ist eine unverzichtbare Voraussetzung für Deutschland und Europa, um wirtschaftlich und klimapolitisch unabhängig zu werden“, erklärt Dr. Tatjana Ruhl, Leitung Dekarbonisierung der Industrie bei der DENEFF.
Großes wirtschaftliches Einsparpotenzial
Die Potenziale sind enorm: Laut Berechnungen der Hochschule Niederrhein liegt das wirtschaftlich erschließbare Einsparvolumen in der deutschen Wirtschaft bei rund 410 Milliarden kWh, davon 162 TWh mit einer Amortisationsdauer von unter drei Jahren. Dies entspricht möglichen jährlichen Energiekosteneinsparungen von bis zu 25 Milliarden Euro. Wenn Unternehmen genau wissen, wo diese Potenziale liegen, können sie beispielsweise Anlagen bedarfsgerecht steuern, veraltete Technik austauschen, Abwärmeverluste reduzieren oder wiederverwenden.
Energiemanagement ist deutsches Erfolgsmodell
Energiemanagementsysteme (EnMS) nach ISO 50001 sind in Deutschland seit vielen Jahren etabliert. Laut DENEFF sind sie in der Industrie ab einem jährlichen Energieverbrauch von 5 GWh weit verbreitet und können sich oft sogar bei geringeren Verbräuchen lohnen. Deutschland führt mit Abstand die ISO-Statistik der zertifizierten Unternehmen weltweit an. Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit, gerade in Zeiten hoher Energiepreise, betont Ruhl. Das Fazit aus der Praxis ist eindeutig: Unternehmen sind vom Energiemanagement überzeugt. Auch viele Mittelständler wollen nicht mehr darauf verzichten.
Weniger Energieverbrauch statt mehr Papierkram
Ein Energiemanagementsystem ist maßgeschneidert für das jeweilige Unternehmen und mehr als nur Technik: Es schafft eine kluge Organisationsstruktur für den Energiebereich. Es hilft Unternehmen, ihren Energieverbrauch genau zu erfassen und zu analysieren. Es sorgt auch dafür, dass klare Zuständigkeiten und Abläufe im Betrieb festgelegt werden, sodass letztlich auch Investitionen getätigt und Maßnahmen umgesetzt werden. Laut einer BAFA-Studie sind so eine Energieeinsparung von 3 bis 4 Prozent pro Jahr dauerhaft möglich.
Politische Rückendeckung jetzt notwendig
Die Bundesregierung muss eigene und europäische Energieeinsparziele erfüllen – in allen Sektoren. Die Einsparungen in der Industrie sind, trotz Fortschritten bei manchen Unternehmen, besonders wirtschaftlich erreichbar und können Wirtschaftswachstum stützen. Deshalb brauche es politische Rückendeckung für erfolgreiche Maßnahmen wie Energiemanagement.
„Deutschland steht kurz vor einem Vertragsverletzungsverfahren in Bezug auf die EU-Energieeffizienzrichtlinie. Die eigenen nationalen Maßnahmen, die Deutschland bislang nach Brüssel gemeldet hat, reichen bei Weitem nicht aus“, stellt Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der DENEFF, klar.
Von einem Gold-Plating könne hier keine Rede sein, da Deutschland keine ausreichenden Maßnahmen vorweisen könne, um die Richtlinie 1:1, das heißt vollständig, umzusetzen. Dazu müsse es über EU-Vorgaben hinausgehende Maßnahmen wählen. Die im Effizienzgesetz gewählte Mindestverbrauchschwelle oberhalb der EU-Mindestanforderung, ab der Energiemanagementsysteme Pflicht sind, sei im Sinne der Subsidiarität und ein marktgerechter Weg, mehr für Effizienz zu tun.Einen guten Überblick über das Thema Energiemanagementsysteme liefert der neue Policy Brief der DENEFF.