Energiebewusster Wasserkreislauf im Chemiepark Aus industriellem Abwasser wird Biogas

Die Abwasserreinigungsanlage im Industriepark Höchst ist bereits seit mehr als 50 Jahren in Betrieb.

Bild: Infraserv Höchst
09.05.2018

Wo Chemieunternehmen produzieren, fließen große Mengen Wasser – in Chemieparks sind deshalb ressourcenschonende Lösungen gefragt. In Frankfurt am Main profitieren von solchen Lösungen nicht nur die ansässigen Unternehmen, sondern auch die Menschen in der Umgebung.

Rund 90 Unternehmen der Chemie-, Pharma- und Biotech-Industrie sind im Industriepark Höchst in Frankfurt am Main zu Hause. Sie alle benötigen für ihre Arbeit viel Wasser, das vor
allem aus dem Main stammt: Drei Zubringerpumpen entnehmen jährlich insgesamt 70 Millionen Kubikmeter Mainwasser. Diese Menge deckt etwa 95 Prozent des Wasseraufkommens im Chemiepark. Zwar ist es aufwendiger, Wasser aus dem Main als aus anderen Quellen aufzubereiten, auf der anderen Seite erhält der Chemiepark auf diese Weise aber kostengünstiges Wasser.

Der Standortbetreiber Infraserv Höchst wendet hierfür verschiedene Verfahren an: So wird das Flusswasser mittels Ultrafiltration und Siebmaschinen von Partikeln befreit. Im Wasser enthaltene Salze werden per Umkehrosmose entfernt. Ein Nachteil dabei ist die Alterung der Membran. Um diesen Alterungsprozess auszugleichen, führt Infraserv Höchst die Umkehrosmose in Kombination mit einem Multistep-Ionentausch durch, um das Wasser konstant vollständig zu entsalzen. Im Bereich des salzfreien Wassers spart der Betreiber jährlich knapp zwei Milliarden Liter Wasser durch die Nutzung von Dampfkondensat ein. Er hat außerdem die weltgrößte Verteilanlage für Purified Water im Einsatz, in der unter anderem die Elektrodeionisation letzte Spuren von Salz aus dem Wasser entfernt.

Auf der Abwasserseite stehen eine Abwasserreinigungsanlage (ARA), eine industrielle Biogas- und eine Rückstandsverbrennungsanlage zur Verfügung, um für jedes Industrieabwasser den besten Behandlungsweg anzubieten. 50 Jahre ist die ARA mittlerweile alt und doch hochmodern: Sie reinigt 60 Millionen Liter Abwasser pro Tag und verarbeitet viele verschiedene Abwasserarten. Geruchsverursachende Bereiche sind abgedeckt oder eingehaust und die Abluft der ARA wird verbrannt.

Wo Abwasser entsteht, fällt auch Klärschlamm an. Dieser wird in Höchst nachhaltig verwertet und für die Produktion von Biogas genutzt. Ein Teil des Biogases wird aufbereitet und in das öffentliche Gasnetz eingespeist, der Rest wird zur Erzeugung von Strom und Dampf verwendet. Der verbliebene Schlamm wird entwässert und verbrannt, um ebenfalls Strom und Dampf zu produzieren. In der Biogasanlage in Höchst werden wässrige Abfälle behandelt und zu Biomethan umgesetzt, die vergärbare Organik enthalten. Die Anlage ist allerdings auch in der Lage, neben klassischen Co-Substraten wie Klärschlamm und Speiseresten gefährliche Abfälle zu verwerten – das ist eines von vielen Allein­stellungsmerkmalen des Chemieparks: Belastete Industrieabwässer, die in konventionellen Biogasanlagen nicht verwertet werden können, sind hier Teil des Annahmekatalogs.

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