Effizient, lernfähig, aber nicht autonom

Chancen und Grenzen von KI-Agenten in Logistik und Supply Chain

Hohe Akzeptanz, wachsender Praxiseinsatz und klare Erwartungen: Die Inform-Studie zeigt, wo KI-Agenten in Logistik und Supply Chain heute stehen.

Bild: iStock, MF3d
05.11.2025

Automatisierung ja, Blindflug nein: Eine neue Studie von Inform zeigt, dass 88 Prozent der Unternehmen großes Potenzial in KI-Agenten für die Logistik und die Lieferkette sehen. Doch für den Erfolg sind klare Richtlinien, transparente Entscheidungen und gut geschulte Mitarbeitende entscheidend.

KI-Agenten sind auf dem Vormarsch. Fast neun von zehn Unternehmen sehen in ihnen ein hohes oder sehr hohes Potenzial und bestätigen damit die wachsende Bedeutung intelligenter Automatisierung in der Logistik. Das geht aus einer im Sommer 2025 durchgeführten Studie von Inform hervor, an der 114 Fach- und Führungskräfte aus den Bereichen Logistik und Supply-Chain-Management verschiedener Branchen teilgenommen haben. Zwölf Prozent der befragten Unternehmen setzen die Technologie bereits produktiv ein, 25 Prozent befinden sich in der Testphase. KI-Agenten analysieren Daten in Echtzeit, treffen eigenständig Entscheidungen und unterstützen als intelligente Assistenzsysteme die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. So können sie Prozesse künftig deutlich effizienter und widerstandsfähiger gestalten.

Viele Unternehmen sind bereits gut informiert

Auch beim Wissen über KI-Agenten sind viele Unternehmen bereits gut aufgestellt. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten kennt die Grundlagen und verfolgt das Thema mit Interesse. Elf Prozent geben an, mit aktuellen Entwicklungen und praktischen Einsatzmöglichkeiten gut vertraut zu sein. Weitere elf Prozent hatten bislang nur oberflächliche Berührungspunkte mit dem Thema. Lediglich zwei Prozent gaben an, sich kaum oder gar nicht damit beschäftigt zu haben. Auf die Frage nach den attraktivsten Einsatzfeldern nannten die Befragten vor allem die Absatzplanung und Bedarfsprognosen, dicht gefolgt vom Bestandsmanagement und dessen Verbesserung. Ebenfalls weit vorne liegen die Erkennung und Bewertung von Risiken in der Lieferkette, die Transportplanung und -optimierung sowie die Produktions- und Fertigungssteuerung. Den größten Nutzen von KI-Agenten sehen die Fach- und Führungskräfte in der Entlastung durch die Automatisierung manueller und wiederkehrender Aufgaben. Auf Platz zwei folgt die Steigerung der Effizienz in operativen Abläufen, dicht gefolgt von einer verbesserten Prognose- und Analysequalität.

Die Studie zeigt auch, an welchen Punkten Unternehmen noch Stolpersteine sehen, bevor KI-Agenten flächendeckend eingesetzt werden können. Für zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) stellt die Datenbasis die größte Herausforderung dar. Fehlende Qualität oder eingeschränkter Zugang erschweren es, das volle Potenzial der Technologie auszuschöpfen. 58 Prozent nennen die Integration in bestehende, häufig komplexe IT-Landschaften als weiteres Hindernis. Eine ebenso zentrale Rolle spielt der menschliche Faktor: Rund die Hälfte der Befragten sieht Unsicherheit oder Zurückhaltung im Team als Bremsklotz für die Einführung. Gleichzeitig zeigt sich jedoch eine hohe Offenheit gegenüber der neuen Technologie. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) würde mit KI-Agenten arbeiten, sofern Transparenz und Kontrolle gewährleistet sind. Weitere 36 Prozent wären sogar bereit, sofort zu starten, wenn dadurch eine spürbare Entlastung erreicht würde.

Menschliche Kontrolle bleibt entscheidend

Damit KI-Agenten ihr Potenzial entfalten können, sind neben technischer Infrastruktur auch geschulte Mitarbeitende erforderlich. Die Befragten wünschen sich vor allem Schulungen zur Anwendung (61 Prozent) sowie ein besseres Verständnis für die Funktionsweise und die Grenzen der Technologie (58 Prozent). Etwa die Hälfte (51 Prozent) fordert klare Richtlinien für den sicheren Einsatz und praxisnahe Beispiele (46 Prozent). Für zwölf Prozent sollte der Umgang mit KI-Agenten so intuitiv sein, dass keine zusätzliche Unterstützung erforderlich ist. Bei der Entscheidungsverantwortung bevorzugen 46 Prozent ein hybrides Modell, bei dem der KI-Agent Handlungsvorschläge erarbeitet und der Mensch die finale Entscheidung trifft. 42 Prozent können sich autonome Entscheidungen in klar definierten Fällen vorstellen und vier Prozent würden KI-Systemen auch operative Verantwortung übertragen. Für die Mehrheit bleibt Transparenz entscheidend: 81 Prozent erwarten nachvollziehbare Entscheidungen, 61 Prozent möchten eingreifen können und 57 Prozent wünschen sich eine verständliche Erklärung der Entscheidungsgrundlagen.

Bildergalerie

  • Umfrage: Was würden Sie oder Ihr Team benötigen, um gut mit einem KI-Agenten arbeiten zu können?

    Umfrage: Was würden Sie oder Ihr Team benötigen, um gut mit einem KI-Agenten arbeiten zu können?

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  • KI-Agenten in Logistik und SCM

    KI-Agenten in Logistik und SCM

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