News Auf dem Weg zum intelligenten Auto

10.12.2013

Heute sind Autos noch dumm - so brachte es einer der Referenzen während der Telematics-Update-Konferenz auf den Punkt. Wie sich das in Zukunft ändern könnte, wurde auf dem Kongress ausführlich diskutiert.

Es geht um den Fahrer und nicht so sehr um das Fahrzeug - darin waren sich die meisten Referenten auf dem Kongress einig. Fahrzeuge sollen künftig an den individuellen Lebensstil des Fahrers angepasst werden. Die Entscheidung über Aktualisierungen liegt ausschließlich beim Fahrer. Dementsprechend sollen Anwendungen und Dienstleistungen nicht mehr an das Auto, sondern an den Fahrer gebunden sein. "Wir vernetzen den Fahrer, nicht das Fahrzeug", formulierte Simon Euringer, technischer Leiter ConnectedDrive bei BMW, explizit. Es gehe darum, dem Fahrer zu helfen bessere Entscheidungen zu treffen - und das eben nicht nur im Fahrzeug. Dementsprechend sprach Euringer auch von einer neuen Ära des ConnectedDrive-Angebots von BMW mit einem umfassenden Angebot an Apps und Dienstleistungen. Und ähnlich wie bei Smartphones und Computern wird es „kostenlose Apps und Angebote geben, für die wir bereit sind zu zahlen, weil wir ihren Nutzen erkennen", so Euringer.

Das sieht man bei Nissan völlig anders - nicht zuletzt vermutlich auch deshalb, weil man eine völlig andere Zielgruppe anspricht als BMW. Ian Digman, General Manager Product Planning bei Nissan, erklärte, dass für viele Kunden der Kaufpreis eine sehr hohe Investition sei und es mindestens ein Jahr dauern würde, bis man bereit sei, noch mehr Geld in das Fahrzeug zu investieren. Daher stellt Nissan seine Apps den Fahrzeugkäufern kostenlos zur Verfügung - auch Apps, die in den nächsten zwölf Monaten erst entwickelt werden. Als Grund dafür führte Digman aus, dass man Apps bei Nissan nicht als Geschäftsmodell sehe. Vielmehr lägen die Umsatzmöglichkeiten im Hintergrund, indem beispielsweise durch moderne Technologie im Fahrzeug die Marke gestärkt würde. "Wenn ich Technologie nutzen kann, um nur ein Auto mehr zu verkaufen, habe ich sie schon monetarisiert", so Digman.

Das Fahrzeug im Internet der Dinge

Dass die Vernetzung von Fahrzeugen erst am Anfang steht, war ebenfalls etwas, worauf sich die Experten einigen konnten. "Wir bewegen uns auf eine vernetzte Gesellschaft zu", so Martin Rosell, Managing Director Wireless Cars. "Wir stehen erst am Anfang dessen, was wir tun können." Ein Referent sprach vom Auto nicht mehr als Maschine, sondern als Teil des Internets der Dinge, das Informationen von vielen anderen Geräten und aus dem Internet erhalte. Dass die Vernetzung vor allem aus wirtschaftlichen Gründen unumgänglich sei, wurde von verschiedenen Referenten betont. Allerdings bleibt unklar, wie genau die Geschäftsmodelle aussehen sollen. Das Beispiel von BMW und Nissan zeigt, dass es durchaus völlig unterschiedliche Ansätze geben kann.

Dass die Grundstimmung in der Branche positiv ist, zeigte auch eine Live-Befragung am ersten Kongress-Tag. Fast 90 Prozent der Befragten waren zuversichtlich, dass sich der Telematik-Markt in den nächsten zwei Jahren positiv entwickelt. Als größte Herausforderung wurden dabei Standards genannt. Bemerkenswert war allerdings auch, dass nicht einmal ein Drittel der Befragten selber ein vernetztes Fahrzeug fährt.

Die großen neuen Erkenntnisse hielten sich auf dem mit fast 1.000 Besuchern sehr gut besuchten Telematics-Kongress in Grenzen. Dennoch gingen die meisten Teilnehmer offenbar zufrieden nach Hause - der Austausch mit anderen Marktteilnehmern hatte für viele offenbar mehr Gewicht als die Vorträge.

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