Unternehmen aus praktisch allen Branchen stehen vor der Herausforderung, Ansätze der Künstlichen Intelligenz in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren, um effizienter und erfolgreicher am Markt agieren zu können. Trotz der unbestreitbaren Notwendigkeit von KI ist oft unklar, an welchen Stellschrauben im Unternehmen hierfür tatsächlich gedreht werden muss.
KI ist notwendig – aber der Weg bleibt unklar
Diese Unsicherheiten existieren sowohl in der Privatwirtschaft als auch bei Forschungsinstitutionen, die ebenfalls die KI-Transformation durchlaufen müssen. Eine Gemeinschaftsstudie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), der Universität des Saarlandes und der Frankfurt School of Finance & Management hat sich zum Ziel gesetzt, die tatsächlichen Erfolgstreiber der KI-Transformation zu identifizieren. Hierzu wurden 300 privatwirtschaftliche Unternehmen und 30 Forschungseinrichtungen befragt, um herauszufinden, welche Aspekte die KI-Transformation besonders begünstigen.
Prozesse und Umsetzung als stärkster Erfolgshebel
Den größten Erfolgsbeitrag zur KI-Transformation leisten Themen, die in der Studie unter dem Erfolgstreiber „Prozesse & Umsetzung“ zusammengefasst wurden. Dazu zählen Aspekte wie die Durchführung eines „Proof of Concept“-Ansatzes oder eine agile Vorgehensweise bei der Einführung von KI-Technologien im Unternehmen.
„Beim DLR halten wir einen Proof-of-Concept-Ansatz bei der KI-Einführung für unumgänglich, da wir damit ein begrenztes, experimentelles Projekt aufsetzen, das zeigen soll, ob eine bestimmte KI-Idee bei uns technisch machbar, datenseitig umsetzbar und geschäftlich sinnvoll ist, bevor man viel Zeit und Geld in eine vollständige Implementierung investiert“, so Klaus Hamacher, stellvertretender Vorsitzender des DLR.
Auch Weichenstellungen im Bereich „Strategie & Führung“ sind für eine erfolgreiche KI-Einführung entscheidend. Prof. Dr. Sven Heidenreich, wissenschaftlicher Leiter der Studie von der Universität des Saarlandes, sieht einen wesentlichen Teilaspekt davon in einer klaren KI-Zielsetzung, einer langfristigen KI-Strategie und der gezielten Priorisierung von Ressourcen. Er warnt allerdings vor zu geringen KI-Budgets: „Ohne beträchtliche zusätzliche KI-Investments oder eine radikale Umschichtung der Ressourcen im Unternehmen kann die KI-Transformation wohl nicht erfolgreich sein.“
Technologie und Infrastruktur als Fundament
Für KI-Projekte sind die richtige strategische Ausrichtung, die gelungene organisatorische Umsetzung, die richtigen technologischen Weichenstellungen und die Schaffung einer geeigneten Infrastruktur von ähnlicher Bedeutung. „Die IT-Infrastruktur im Unternehmen muss skalierbar ausgestaltet sein und sich flexibel an sich verändernde KI-Anforderungen anpassen“, fordert Prof. Dr. Ronald Gleich von der Frankfurt School of Finance & Management. Er ist ebenfalls wissenschaftlicher Leiter der Studie und leitet diese Forderung aus den Erkenntnissen der Befragung ab. Da Daten das Fundament von KI-Lösungen darstellen, sind auch zugängliche Datenplattformen in hoher Qualität notwendig. Speziell für den Mittelstand empfehlen die Experten ergänzend hierzu auch Technologiepartnerschaften, um die vielfältigen und investitionsintensiven KI-Einführungen bewältigen zu können.
Für die erfolgreiche KI-Anwendung sind schließlich auch die Berücksichtigung von Governance-Grundlagen sowie kulturelle und mitarbeiterbezogene Aspekte wichtig. Wie die Studienergebnisse zeigen, sind bei sogenannten KI-Transformationsführern, also Unternehmen, die besonders erfolgreich bei KI-Pilotierungen und -Einführungen sind, alle fünf genannten Aspekte, das heißt „Strategie“, „Organisation“, „Technologie“, „Governance“ und „Kultur“, stark ausgeprägt. Im Umkehrschluss kann anhand der Studienergebnisse postuliert werden, dass keiner der genannten Aspekte vernachlässigt werden darf.