Netzanalyse und -optimierung Zählerdaten umfassender nutzen

Der Screenshot zeigt die Visualisierung und geografische Darstellung der Netzbelastung im Rahmen der Advanced Grid Analytics.

Bild: Landis+Gyr
23.10.2017

Die Liechtensteinischen Kraftwerke und Landis+Gyr starten ein Pilotprojekt zu Advanced-Grid-Analytics. Dabei sollen Daten aus dem Smart Metering mit der Netzinfrastruktur verknüpft werden.

Im Zuge eines achtmonatigen Pilotprojektes testen die Liechtensteinischen Kraftwerke (LKW) und Landis+Gyr die Potenziale der Advanced Grid Analytics für EVU-typische Prozesse im Mittel- und Niederspannungsnetz. Ziel des Pilotprojektes ist es, den Nutzen von intelligenten Zählern für die Netzanalyse und -optimierung aufzuzeigen. Projektbeginn war Anfang September dieses Jahres. Nach einem erfolgreichen Abschluss ist der landesweite Rollout mit 27.000 Messpunkten geplant.

Plattform für verbesserten Netzbetrieb

Advanced Grid Analytics (AGA) ermöglichen die Optimierung von Asset Management und Netzbetrieb in Energieversorgungsunternehmen (EVU) sowie die Einführung neuer Lastmanagement- und Abrechnungskonzepte. Auf einer integrierten AGA-Plattform werden Informationen aus den intelligenten Messsystemen mit weiteren Daten aus dem EVU-Umfeld zusammengeführt und mit dem Geoinformationssystem verortet. Auf diese Weise lässt sich eine Vielzahl von Anwendungen realisieren. „Advanced Grid Analytics verknüpft die Daten aus dem Smart Metering mit der Netzinfrastruktur und schafft einen wichtigen Mehrwert für das Unternehmen, gerade auch bei verstärkter dezentraler Produktion im Verteilnetz“, sagt Ralph Griewing, Senior Vice President Business Unit Solutions bei Landis+Gyr. „EVUs wie die Liechtensteinischen Kraftwerke können auf dieser Basis ihre Unternehmensprozesse optimieren und fundierte strategische Investitionsentscheidungen treffen.“

Im Fokus des Projektes stehen in Liechtenstein zunächst die Netz- und Komponentenbelastung, die Spannungsvisualisierung, die Integration dezentral erzeugter Energien und die Bewertung neuer Investitionen in einem exemplarischen Netzgebiet – das erste seiner Art, das Landis+Gyr in Europa durchführt. Zur Visualisierung und Analyse der Netzbelastung über „Asset Loading“ wird der Lastfluss auf Transformatoren, Leitungen, Sicherungen und anderen Netzkomponenten auf Basis realer Lastprofile der Konsumenten beziehungsweise Prosumer berechnet und geografisch dargestellt. Dies erlaubt eine optimale Komponentenauslastung sowie die vorausschauende und bedarfsgerechte Instandhaltung und Investitionsplanung.

Die Spannungsvisualisierung ermöglicht eine standardisierte Überwachung der Spannungsqualität im Verteilnetz. Dazu werden Spannungsmessungen aus verschiedenen Sensoren oder auf Basis realer Verbrauchsdaten berechnete Spannungswerte in verschiedenen Darstellungsoptionen visualisiert. Die Simulation möglicher Einspeiseszenarien mit Blick auf die Netzsicherheit und die regulatorischen Vorgaben erleichtert die Integration dezentraler Energieerzeugungsanlagen.

Potenziale und Grenzen für Dezentralität

Auf Basis der Zählerdaten und unter Berücksichtigung zukünftiger Entwicklungen – zum Beispiel in der Elektromobilität – können Potenziale und Grenzen für den Anschluss dezentraler Produktionsanlagen pro Trafostation, Feeder oder Anschlusspunkt definiert werden. Neue Netzprojekte und Anschlussnehmer lassen sich über den „Network Model Editor“ der Landis+Gyr-Lösung simulieren und bis zu ihrer Realisierung verfolgen, was die Netzplanung erheblich erleichtert.

„Das AGA-Projekt ist der nächste logische Schritt um die Smart-Metering-Infrastruktur optimal zu nutzen und gilt gleichzeitig als Prüfstein der eingesetzten PLC-Kommunikation. Die Verknüpfung von Lastflüssen, Infrastrukturdaten und Geoinformationen wird in Zukunft unsere Netzplanung und den Netzausbau wesentlich vereinfachen. Im gleichen Zug können wir über gemeinsam mit Landis+Gyr realisierte Infrastrukturerweiterungen die Lastflüsse zwischen den Netzebenen 5 und 7 im Scada-System übersichtlich überwachen. Dies ist nicht nur für den Netzbetrieb von großem Vorteil, sondern wir erkennen mit der Anwendung auch den jeweiligen Handlungsbedarf in unseren verschiedenen Verteilnetzgebieten“, erläutert Bruno Schütz, Bereichsleiter Datenerfassung/ Verrechnung/Messwesen bei den Liechtensteinischen Kraftwerken seine Erwartungen.

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