Einsatzszenarien, Chancen, Herausforderungen

Welche KI-Trends prägen 2026 die Produktion?

Künstliche Intelligenz wird die beruflichen Profile auch im produzierenden Sektor nachhaltig verändern, sowohl im Shopfloor als auch in den Büros.

Bild: iStock, BlackJack3D
15.12.2025

Von Hyperautomation über Agenten bis hin zu Supply-Chain-Management und Nachhaltigkeit – KI rückt in der Produktion im kommenden Jahr unaufhaltsam in den Mittelpunkt. Syntax hat zusammengefasst, welche Aspekte bezüglich Einsatzbereichen, Entwicklung und Kompetenzen 2026 wahrscheinlich besonders wichtig sein werden.

Welche Teilbereiche 2026 bei Fertigungsunternehmen für konkrete Einsatzszenarien besonders im Fokus stehen werden, und welche Chancen und Herausforderungen Verantwortliche auf dem Schirm haben sollten, erläutert Roman Freidel, Director Manufacturing Industry Principal beim IT-Dienstleister Syntax.

Fünf Trends für 2026

Trend 1: Neue Kompetenzen für Werker und Fachabteilungen

Künstliche Intelligenz wird die beruflichen Profile auch im produzierenden Sektor nachhaltig verändern, sowohl im Shopfloor als auch in den Büros. Das heißt aber nicht, dass sie Arbeitsplätze komplett ersetzt, vielmehr unterstützt sie die Mitarbeitenden bei der Planung und Umsetzung effizienterer Prozesse und schafft Freiräume. Entscheidend ist deren technologische Kompetenz: Es gilt, die Veränderungen anzunehmen und sich kontinuierlich weiterzubilden, um die Vorteile neuer Technologien zu nutzen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Fachkräfte, die KI ergebnisorientiert einzusetzen wissen, werden schwer ersetzbar sein.

Trend 2: KI-Agenten für die Verbesserung von Prozesses

Künstliche Intelligenz wird nicht nur bei der Automatisierung, sondern auch bei der Verbesserung von Produktionsprozessen eine immer stärkere Rolle spielen: Verschiedene KI-Agenten für bestimmte Aufgaben wie Produktionssteuerung, Wartung oder Qualitätskontrolle arbeiten als „digitale Kollegen“ zusammen. Sie werten ERP- und MES-Daten aus, um etwa Szenarien für eine verbesserte Produktqualität zu entwickeln und die Fertigungsparameter entsprechend anzupassen. Menschliche Fachkräfte bleiben aber unverzichtbar: Sie überwachen, justieren nach und treffen sicherheitskritische Entscheidungen.

Trend 3: Supply-Chain-Management und Risikominimierung

Die Blockade des Suez-Kanals und die anhaltende Chip-Krise zeigen: Unvorhergesehene Störungen in globalen Lieferketten können kostenintensive Ausfälle nach sich ziehen. Um auf solche Krisen und geopolitische Änderungen schnell reagieren zu können, wird KI in verschiedenen Bereichen zum Einsatz kommen. Zum Beispiel für eine frühzeitige Risikoerkennung durch die Auswertung externer Datenquellen wie Nachrichtenmeldungen oder das Aufzeigen alternativer Bezugsquellen. Darüber hinaus können KI-basierte Analysen von Beständen und Produktionskapazitäten auch eine optimierte und flexible Lagerhaltung unterstützen, die sicherstellt, dass die Fertigungslinien auch bei Materialengpässen weiterlaufen können.

Trend 4: Hyperautomation von Shopfloor bis Büro

Die Automatisierung von Prozessen entlang der gesamten Wertschöpfungskette gewinnt nächstes Jahr weiter an Bedeutung. Unternehmen werden zunehmend sowohl kleine Bürokratieprozesse wie Reisefreigaben als auch produktionsnahe Prozesse automatisieren, um Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen zu erzielen. Was den Einstieg erleichtert: Die Automatisierungslösung Microsoft Power Platform ist bereits in der Microsoft365-Standard-Lizenz enthalten und muss nicht extra angeschafft werden. Damit lassen sich dann beispielsweise ERP-Freigabeprozesse schnell und einfach über MS-Teams abwickeln.

Trend 5: Nachhaltige und Compliance-konforme Produktion dank KI

Richtig eingesetzt tragen KI und Automatisierung künftig zur Verbesserung der Nachhaltigkeit und zu einem effizienteren Einsatz von Ressourcen bei. Ein Beispiel ist die Verringerung des Stromverbrauchs von Maschinen während Pausen mithilfe einer intelligenten, datenbasierten Steuerung von Standby-Zeiten, die einen energieintensiven Kaltstart obsolet machen. Eine KI-gestützte Überwachung von Parametern wie Druck, Temperatur oder Vibration ermöglicht eine vorausschauende Fehlererkennung bei kritischen Werten sowie eine tiefgehende Ursachenanalyse für weniger Ausschuss und höhere Materialeffizienz. Und das Auswerten relevanter Daten unterstützt bei der regelkonformen Umsetzung und Einhaltung von Vorgaben in stark regulierten Branchen wie etwa der Pharmaindustrie, wo sich Größen wie Feuchtigkeit, Pressdruck, Wirkstoffkonzentration oder Partikelgröße nur in fest definierten Toleranzbereichen bewegen dürfen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen: 2026 wird sich KI in Fertigungsunternehmen vom punktuellen Effizienzwerkzeug zum strategischen Enabler entwickeln. Neue Kompetenzprofile für Werker und Fachabteilungen, kooperierende KI-Agenten zur Prozessoptimierung sowie datenbasierte Risikoerkennung in Lieferketten prägen die Praxis; parallel treiben Hyperautomation und KI-gestützte Analysen Effizienzgewinne voran und unterstützen Nachhaltigkeits- und Compliance-Ziele. Der entscheidende Erfolgsfaktor bleibt dabei das Zusammenspiel aus qualifizierten Mitarbeitenden, integrierten Daten und klar geregelter menschlicher Verantwortung bei sicherheits- und qualitätskritischen Entscheidungen.

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