Efficiency So effizient werden wie vor Corona?

Felix Seibl studierte Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Industriebetriebslehre und Internationales Management an der Universität Hamburg. Nach Stationen unter anderem beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und bei Aurubis ist er heute Geschäftsführer des ZVEI-Fachbereichs Messtechnik und Prozessautomatisierung.

Bild: Maren Strehlau, ZVEI
11.09.2020

Die Corona-Pandemie lässt die Unternehmen aller Branchen ihre globalen Wertschöpfungsketten überdenken. Sie sollen künftig widerstandsfähiger werden. Doch wie ist das zu schaffen, ohne die Effizienz der Unternehmen zu gefährden?

Felix Seibl ist mit diesem Beitrag im P&A-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Prozessindustrie vertreten. Alle Beiträge des P&A-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.

Bisher war es bei vielen Unternehmen üblich, die globalen Wertschöpfungsketten relativ stringent auf Kosteneffizienz auszurichten. Dabei wurde in der internationalen Arbeitsteilung insbesondere auf eine Just-in-Time-Produktion sowie ein globales Outsourcing, oft Single-Sourcing, gesetzt. Verständlich, denn diese Form bedeutet die höchsten Effizienzgewinne.

Die Corona-Pandemie hat jedoch gezeigt, wie fragil dieses System ist. Entsprechend wird es aktuell von vielen Firmen hinterfragt. Doch wie lassen sich auch mit einem neu geordneten Wertschöpfungssystem ähnliche Effizienzgewinne erzielen wie vorher?

Beispiel an der Finanzkrise 2009 nehmen

Eine Lösung lautet: Auf einen stärkeren Grad an Automatisierung und Digitalisierung setzen. Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2009 konnten viele hoch entwickelte Volkswirtschaften auf diese Weise Produktionsstufen und Arbeitsplätze wieder ins eigene Land zurückholen – ohne Effizienzverluste.

Die derzeitigen Technologieentwicklungen können die Bewegung verstärken, die durch die Arbeit im ZVEI unterstützt wird, beispielsweise durch die Modulare Automation und Produktion. Zusammen mit Partnern wie Namur, Processnet, VDI und VDMA wurde hierfür die internationale International-Electrotechnical-Commission(IEC)-Standardisierung auf den Weg gebracht, sodass es heute bereits erste Anwendungen gibt.

In den Anlagen eingesetzt, wird diese Modul-Type-Package-Technologie (MTP-Technologie), für eine viel schnellere, flexiblere und effizientere Produktion in Branchen wie beispielsweise Chemie, Pharma, Nahrungsmittel und Energie sorgen – indem beispielsweise verfahrenstechnische Module zu- und weggeschaltet und dadurch mit weniger Rohstoff- und Energieeinsatz viel enger am Marktbedarf produziert werden kann.

5G-Netze heben Industrie 4.0 auf die nächste Stufe

Auch das Thema 5G wird über die ZVEI-Arbeitsgemeinschaft 5G Alliance for Connected Industries and Automation (5G-ACIA) federführend vom ZVEI lanciert, wobei OT- und IT-Branche sehr eng zusammenarbeiten. Diese Technologie wird die Grundlage für weitere Produktions- und Effizienzvorteile in sämtlichen Branchen legen.

Auch lokale 5G-Netze für die industrielle Produktion, sogenannte Campusnetze, konnten mit der Arbeitsgemeinschaft realisiert werden. Die Campusnetze sind Grundlage, um Industrie 4.0 auf die nächste Stufe zu heben und Deutschland zum Leitmarkt und Leitanbieter von 5G im industriellen Umfeld zu machen.

Es zeigt sich, dass Unternehmen über die Verbandsarbeit sehr viel gemeinsam erreichen und die Technologie-Entwicklung vorantreiben können. Bei Zukunftstechnologien wie Edge und Cloud Computing, Software und Künstliche Intelligenz braucht es eine ähnliche Dynamik. Wenn wir die Chancen dieser Technologien nutzen, dann lässt sich in den globalen Wertschöpfungsketten beides miteinander vereinbaren: Resilienz und Effizienz.

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