Martin Posingies, Stadler + Schaaf Motivator Digitalisierung

Martin Posingies ist seit 2017 technischer Geschäftsführer bei Stadler + Schaaf Mess- und Regeltechnik. Aufgrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung in einer Vielzahl an Projekten im Bereich Automatisierung und Prozesstechnik für unterschiedliche Branchen und Unternehmensstrukturen ist er mit allen Facetten des Engineerings und Projektmanagements vertraut.

Bild: Stadler + Schaaf Mess- und Regeltechnik
17.11.2021

Die digitalen Plattformen der Hersteller von Automatisierungssystemen bieten zusammen mit den kommunikativen Möglichkeiten der Office-Software mittlerweile ein enormes Potential für innovatives und effizientes Engineering. Aber sind Auftraggeber und Führungskräfte schon bereit, dieses Potential zu nutzen? Inwieweit hat sich die Digitalisierung in den Köpfen schon etabliert?

Die Flexibilität, die Dienstleistern im Zuge der Coronavirus-Pandemie abverlangt wurde, hat uns aufgezeigt, mit welchen Rahmenbedingungen wir in den Bereichen Engineering und Dokumentation in Zukunft rechnen müssen. Während sich die Leistungen im Bereich der Montage, der Instandhaltung und des Schaltschrankbaus nur schwerlich ins Homeoffice verlagern lassen, hat sich erwiesen, dass bei Planungs- und Dokumentationsleistungen der Remote-Zugriff sehr wohl eine Option ist. Die technischen Plattformen erlauben uns heute in nahezu allen Bereichen des Engineerings in virtuellen Teams zu arbeiten. Das Programmieren von Cloud-basierten, virtualisierten Maschinen über VPN-Tunnel, ein Remote FAT (Factory Acceptance Test), Vor-Inbetriebnahmen oder die Abbildung digitaler Zwillinge – all das ist mittlerweile möglich. Auch die Online-Kommunikation in der Realisierungsphase lässt sich ohne große Informations- und Effizienzverluste durchführen – vom Kick-off, über das Design-Freeze bis hin zu Review- und Sicherheitsgesprächen.

Die Online-Welt bietet Mitarbeitern einen entscheidenden Vorteil: Sie müssen weniger mobil sein. Für deren Zufriedenheit wird das in Zukunft ausschlaggebend sein. Und bei der Vertragsgestaltung wird es eine Rolle spielen. Zumal die nachrückenden Generationen neben dem Zeitaufwand und den mit Dienstreisen verbundenen Einschränkungen diese auch zunehmend unter Umweltaspekten kritisch sehen. Was seit Jahren im Montage- und Servicebereich zu verschärftem Fachkräftemangel geführt hat, steht auch dem Engineeringbereich bevor. Durch finanzielle Anreize allein lässt sich das nicht kompensieren.

Als Dienstleister sind wir permanent gefordert, für unsere Kunden aber auch für unsere Mitarbeiter attraktiv zu bleiben. Damit wir mittelfristig die Besten gewinnen können, werden auch unsere Auftraggeber diesen Aspekt berücksichtigen müssen. Denn die klügsten Köpfe suchen Herausforderungen, die sie intrinsisch motivieren und die ihre ganze Planungskompetenz verlangen, ohne dabei ihren individuellen Lebensentwurf zu gefährden. Aus diesem Grund müssen wir ein Arbeiten, angepasst an die neuen, digitalen Rahmenbedingungen, ermöglichen. Die Kontinuität im Team und dadurch die Etablierung von Standards führen zu Wettbewerbsvorteilen, da die Experten ihre Kreativität und ihr Innovationspotential in schnellen Lernkurven steigern können. All das nützt dem Kunden, dem Mitarbeiter und letztendlich auch uns Dienstleistern, weil wir motivierende und anspruchsvolle Aufgabenstellungen leisten können.

Seitens der Auftraggeber wünsche ich mir deshalb eine offene, vertrauensvolle Grundhaltung gegenüber der Arbeit auf Distanz. Auf Seiten von uns Dienstleistern sehe ich die Verpflichtung, für attraktive, IT-sichere und motivierende Arbeitsbedingungen zu sorgen. Nur so lassen sich die, durch die Digitalisierung gewonnenen, Möglichkeiten und Freiheiten für alle gewinnbringend nutzen. Am Ende des Tages zählt schließlich immer das Ergebnis – egal ob analog oder digital.

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