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Irangeschäfte der deutschen Wirtschaft Goldgräberstimmung im Iran

Bild: gmutlu
16.02.2016

Unterhält man sich zurzeit mit Vertriebsverantwortlichen in international tätigen Unternehmen des Maschinenbaus und der Prozesstechnik, wird deutlich, dass fast alle eines gemeinsam haben: die große Hoffnung auf das Geschäft mit dem Iran. Doch das ist nicht für alle ein Segen.

Nachdem die Wirtschaftssanktionen gegen den Iran seit einigen Wochen Geschichte sind, sitzen viele Unternehmen in den Startlöchern. Egal ob Rohstoffgewinnung und –verarbeitung, Sondermaschinenbau, Medizintechnik oder Food & Beverage, das Land zwischen Persischem Golf und Kaspischen Meer wird in vielen Bereichen ein interessanter Kunde für die deutsche und europäische Industrie werden, so viel steht bereits heute fest.

Dass dieser Markt so positiv bewertet wird, verwundert nicht: Schließlich handelt es sich um ein Land, das vor der Verstaatlichung der Wirtschaft insbesondere aufgrund seiner großen Erdöl- und Erdgasvorkommen eine wichtige Rolle spielte. Das dürfte zumindest kurzfristig dazu führen, dass Öl so günstig bleibt wie bisher – durchaus ein Hemmschuh für die Öl fördernden und verarbeitenden Branchen.

Ein Produktverantwortlicher eines großen Anlagenbauers erklärt, dass man bereits die letzten Monate, als sich das Ende der Sanktionen bereits abzeichnete, für Gespräche mit iranischen Unternehmen genutzt habe. „Wir sehen hier einen Markt, der mit rund 75 Mio. Einwohnern ein durchaus interessanter Wirtschaftsraum ist und der eher über kurz als über lang auch wieder eine wichtigere Rolle für Europa spielen wird. Und wir finden ein Marktumfeld vor, in dem über Jahrzehnte Investitionsstau herrschte, was die Sache für uns besonders spannend macht, weil in nahezu allen Bereichen in den nächsten Jahren neue Anlagen benötigt werden.“
VDMA-Präsident Dr. Reinhold Festge hob beispielsweise bereits anlässlich der Jahrespressekonferenz des VDMA im Dezember den hervorragenden Ruf deutscher Produkte im Iran hervor: „Die iranische Wirtschaft hat große Erwartungen gerade an Deutschland, die wir nicht enttäuschen werden. Allerdings wird das Irangeschäft auch künftig eine komplexe Angelegenheit bleiben, denn die Sanktionen werden nur teilweise aufgehoben.“

Unternehmen, die über wenig Erfahrung im vorderasiatischen Raum verfügen, dürften überdies erst einmal auf gesellschaftliche und kulturelle Hürden treffen. Hilfestellung leisten hier aber sowohl die Außenhandelskammern als auch einige Wirtschaftsministerien der Bundesländer. So hat beispielsweise die bayerische Wirtschaft schon früh ihre Fühler ausgestreckt und war mit einer hundertköpfigen Wirtschaftsdelegation Ende vergangenen Jahres im Iran zu Gast. Der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) rechnet schon kurzfristig mit „mindestens einer Verdoppelung“ der bayerischen Exporte in den Iran. Mittelfristig könnten die Ausfuhren aus Bayern sogar die Schallgrenze von einer Milliarde Euro durchbrechen, urteilt BIHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen in einem Zeitungsinterview.

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