Perry Kuiper, Rolls Royce Verbrenner, Batterie oder Brennstoffzelle?

Perry Kuiper ist President der Geschäftseinheit Sustainable Power Solutions im Geschäftsbereich Power Systems von Rolls-Royce. Bevor der Maschinenbauingenieur und Wirtschaftswissenschaftler im Jahr 2014 als Geschäftsführer der Tochtergesellschaft MTU Benelux ins Unternehmen eintrat, war er acht Jahre Geschäftsführer von Voith Railservices und 10 Jahre im Vertrieb bei Voith Turbo in den Niederlanden tätig.

Bild: Rolls-Royce
16.11.2021

„Der Markt ist in Bewegung wie nie“, stellt Perry Kuiper fest, der beim Rolls-Royce-Geschäftsbereich Power Systems die neue Geschäftseinheit „Sustainable Power Solutions“ leitet. Er beobachtet, wie das wachsende Bewusstsein für Klimaneutralität und Nachhaltigkeit zu echten Chancen für die Industrie führt. In genau diese Richtung transformiert Rolls-Royce Power Systems mit seiner Marke mtu sein Geschäftsmodell.

„Betreiber von Rechenzentren suchen nach Alternativen zur ihren Diesel-Notstromaggregaten und fragen bei uns an, ob Batteriespeicher in Kombination mit Brennstoffzellen eine Lösung wären. Minenbetreiber wollen jetzt ihre hunderte Tonnen schweren Trucks mit Wasserstoff antreiben. Investoren geben oft nur noch Geld, wenn die Nachhaltigkeit eines Projekts erwiesen ist“, berichtet Kuiper. Mit dem strategischen Ziel, sich zum Anbieter integrierter, nachhaltiger Lösungen zu entwickeln, will Rolls-Royce Power Systems Treiber der Energiewende sein und beschäftigt sich mit Batteriespeichern, Microgrids, Brennstoffzellen, Wasserstoffmotoren und der Herstellung von grünem Wasserstoff. Seit dem Jahr 1909 stellt das heute zum britischen Rolls-Royce-Konzern gehörende und in Friedrichshafen am Bodensee ansässige Unternehmen große Verbrennungsmotoren her, seit über 50 Jahren unter der Marke mtu.

Klar ist: Der Verbrenner lässt sich in nächster Zeit nicht in allen Einsatzgebieten ersetzen. Aber E-Fuels - synthetische Kraftstoffe, hergestellt mit elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen, – können fossile Kraftstoffe ersetzen und den Dieselmotor klimafreundlicher machen. Doch er bekommt Konkurrenz - aus dem eigenen Haus.

Seit kurzem tragen Batteriecontainer mit bis zu 2,6 MWh Kapazität die Marke mtu. Lokal emissionsfrei, gefüttert mit Strom aus Solar- oder Windkraftanlagen, gleichen sie Bedarfsspitzen aus, springen bei Stromausfall ein oder können in Microgrids Stadtteile oder Industriebetriebe klimafreundlich versorgen. Das frühere Berliner Batteriespeicher-Startup Qinous, an dem Rolls-Royce anfangs 2020 die Mehrheit übernommen hat, ist nicht nur Kern des Geschäftsfelds Microgrid Solutions von Rolls-Royce.

Berlin mit seiner Startup-Szene ist auch die Heimat von Sustainable Power Solutions – dort, von wo aus einst AEG Deutschland elektrifizierte. Bald wird mtu auch auf Brennstoffzellen stehen. Module, geliefert von Cellcentric, einem Joint Venture von Daimler Trucks und Volvo, sind die Basis für die dezentrale Stromversorgung der Zukunft. „Unsere Kollegen in Friedrichshafen entwickeln dafür eine integrierte Komplettlösung, skalierbar, als Notstromversorgung oder als Teil eines Microgrids – klimaneutral bei Betrieb mit „grünem Wasserstoff“. Möglich ist das auch für Schiffe und Landfahrzeuge.

Der Kunde soll die für ihn beste Lösung bekommen. Das Produkt ist nur Mittel zum Zweck. Kuiper: „Wir bieten nicht nur Hardware, sondern eine Gesamtlösung, die beispielsweise mit Künstlicher Intelligenz den Einsatz der Komponenten eines Microgrids steuert.“ „Und weil der Kunde eigentlich nur Strom will, die Anlage dazu aber gar nicht besitzen und betreiben will, arbeiten wir an Investoren- und Betreibermodellen.“ Da zur Gesamtlösung mehr gehört, als nur Produkte zu kombinieren, betrachtet Rolls-Royce die ganze Wertschöpfungskette – von der Produktion von grünem Wasserstoff oder E-Fuels bis zur Rückumwandlung in Energie – ob in Brennstoffzellen oder Verbrennungsmotoren.

„Die Energiewende ist auch für das Unternehmen eine Wende – die Transformation vom Komponentenlieferanten zum Lösungsanbieter“, konstatiert Kuiper. Seine Geschäftseinheit wird sich eng mit den anderen Geschäftseinheiten verzahnen. Kuiper: „Wir kennen die Kunden seit langem, wissen, was sie brauchen, wie sie ticken und erleichtern ihnen den Übergang zu klimaneutralen Lösungen. Unser Team setzt sich mit Leidenschaft und Engineering-Mentalität dafür ein. Am Ende profitieren alle: Unsere Kunden erhalten nachhaltige Lösungen, wir sichern die Zukunft unseres Unternehmens und gemeinsam können wir die Welt zukünftigen Generationen besser hinterlassen.“

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