Repräsentative Umfrage in Österreich ChatGPT: Verbot an Schulen und am Arbeitsplatz?

ChatGPT erfüllt bereits vielfältige Anwendungszwecke, von der Suchmaschine bis zum Liebesbrief-Verfasser. Doch welche Ängste gehen mit dem Vormarsch von KI-Tools einher?

Bild: canva.com
30.03.2023

KI-Tools wie ChatGPT sind in Österreich stark umstritten: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die unter 1.001 Befragten zwischen 14 und 75 Jahren durchgeführt wurde. Zwar erkennen viele das Potenzial der Anwendungen, dennoch überwiegen Vorbehalte und Unsicherheiten. Vor allem an Schulen und Arbeitsplätzen wird die Technologie kritisch beäugt.

Der jüngste Erfolg von OpenAIs ChatGPT zeigt: KI hat den Alltag erreicht. Doch noch gibt es viel Argwohn gegenüber der Technologie, wie eine Umfrage von PwC Österreich aus dem Februar 2023 zeigt.

So ist ChatGPT aktuell noch mehr Hype als Realität: Rund 18 Prozent der Österreicher nutzen das KI-Tool oder haben es bereits genutzt. Dabei ist ChatGPT vor allem bei Jüngeren beliebt: Rund ein Drittel (34 Prozent) der Gen Z (zwölf bis 28 Jahre) gibt an, das KI-Tool zu nutzen oder bereits genutzt zu haben. Bei den Millennials (29 bis 42 Jahre) sind es 22 Prozent, bei der Gen X (43 bis 57 Jahre) elf Prozent und bei der Generation Baby-Boomer (58 bis 76 Jahre) nur mehr sechs Prozent.

Doch das Interesse der Österreicher ist geweckt, und ChatGPT hat Zukunftspotenzial: Rund ein Viertel (26,7 Prozent) der Befragten, die das Tool bisher noch nicht nutzen, möchten das in naher Zukunft tun. Die Nutzerzahl könnte sich also schon bald erhöhen.

ChatGPT als Schummelhelfer, Liebesflüsterer und Google-Alternative

ChatGPT erfüllt für die Befragten vielfältige Funktionen. Die derzeit aktiven und potenziell zukünftigen Nutzer geben an, das KI-Tool bereits für die folgenden Anwendungszwecke zu nutzen oder zukünftig nutzen zu wollen:

  • beruflich wie auch privat zum Übersetzen und Verfassen von fremdsprachigen Texten (75 Prozent)

  • wie eine Suchmaschine als Google-Alternative (73 Prozent)

  • um erfundene Texte für Unterhaltungszwecke zu verfassen, wie Witze, Songtexte oder Geschichten (61 Prozent)

  • um berufsbezogene Texte zu verfassen (55 Prozent)

Auch Schüler und Student haben die Vorteile von ChatGPT für sich entdeckt. So wird das Tool bereits für schulische Zwecke genutzt oder soll dafür zukünftig verstärkt verwendet werden:

  • als virtueller Lehrer, der komplexe Sachverhalte einfach erklärt, um sich auf Prüfungen besser vorbereiten zu können (57 Prozent)

  • zum Verfassen von schriftlichen Arbeiten wie Hausarbeiten und Referaten (38 Prozent)

  • zum „Schummeln“ während Prüfungen (33 Prozent)

Die KI-Anwendung ist darüber hinaus sogar als „Liebesflüsterer“ begehrt: Rund ein Drittel (37 Prozent) der Befragten lassen sich von ChatGPT Nachrichten für ihre Liebsten verfassen oder haben dies zukünftig vor. Zu dieser Art Liebespost zählen zum Beispiel Liebesgrüße, -briefe, oder -gedichte. Bei rund einem Viertel (26 Prozent) der Gen Z und bei fast einem Fünftel (18 Prozent) der Millennials kam ChatGPT als Liebeshelfer bereits zum Einsatz.

Die größten Sorgen und Ängste gegenüber KI

Obwohl die Österreicher vom Zukunftspotenzial von ChatGPT und KI überzeugt sind, überwiegen aktuell noch Vorbehalte. Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Befragten sind der Meinung, dass KI-Anwendungen wie ChatGPT die Gesellschaft, vor allem im Arbeits- und Bildungsbereich, revolutionieren werden. Dennoch haben 67 Prozent nur wenig Vertrauen in KI-Anwendungen und empfinden deren zunehmenden Einsatz als beängstigend oder beunruhigend. Das Misstrauen ist mit 56 Prozent bei der Gen Z am geringsten und bei der Generation Baby-Boomer mit 81 Prozent am stärksten ausgeprägt.

Zu den größten Sorgen und Ängsten der Befragten zählen, dass ChatGPT und KI verstärkt für Betrugsmaschen eingesetzt werden (78 Prozent) sowie auf unseriöse Informationsquellen zurückgreifen oder Falschinformationen darstellen (77 Prozent) könnten. Zudem haben die Befragten moralische und ethische Bedenken (67 Prozent). Sie sorgen sich auch um den Schutz ihrer Privatsphäre sowie persönlichen Daten und erachten ChatGPT und KI als potenzielle Bedrohung für gesellschaftliche Grundrechte wie die Meinungsfreiheit (67 Prozent).

Darüber hinaus haben fast zwei Drittel (65 Prozent) die Sorge, dass KI in ferner Zukunft übermächtig oder sogar unkontrollierbar werden könnte. 61 Prozent sehen sie mit ihrem hohen Energieverbrauch als eine mögliche zusätzliche Belastung für unsere Umwelt.

Angst vor Arbeitsplatzverlust

Die meisten Sorgen macht sich die Gen Z um unseriöse Informationsquellen und Falschinformationen (66 Prozent), bei der Generation Baby-Boomer ist hingegen die Angst vor Betrugsmaschen (87 Prozent) am größten. Das geringe Vertrauen in ChatGPT und KI lässt Forderungen nach strengeren Regulierungen laut werden: Rund 81 Prozent der Befragten fordern, dass ChatGPT und andere KI-Anwendungen strenger reguliert, überwacht und regelmäßig überprüft werden sollten, um Datenschutz, Neutralität und Korrektheit zu gewährleisten.

63 Prozent sind der Meinung, dass KI und KI-Anwendungen wie ChatGPT in Zukunft zahlreiche Arbeitsplätze in Österreich bedrohen und für einen Wandel in der Arbeitswelt sorgen könnten. Dabei glaubt rund ein Drittel (37 Prozent), dass der eigene Arbeitsplatz ganz oder zumindest teilweise ersetzt werden könnte. Insbesondere bei der Gen Z bangt jeder Zweite um den eigenen Arbeitsplatz (50 Prozent). Bei den Millennials (37 Prozent) sowie der Generation Baby-Boomer (32 Prozent) ist es nur rund jeder Dritte.

Dennoch sehen viele Österreicher auch Vorteile im Einsatz von KI. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) denkt, dass dadurch mühsame und lästige Aufgaben wegfallen könnten und sich die Arbeit effizienter gestalten ließe. 40 Prozent möchten, dass die Vorteile von KI genutzt und zukünftig verstärkt zur Arbeitserleichterung eingesetzt werden.

„Menschen haben Angst, Künstliche Intelligenz könnte künftig unsere Arbeit wegnehmen. Gleichzeitig fehlt es der Wirtschaft an Fachkräften und Talenten“, sagt Andreas Hladky, Partner und Leiter des Bereichs Digital Consulting bei PwC Österreich. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Mitarbeitern die Angst vor der Automatisierung zu nehmen und da – wo sinnvoll – Aufgaben und Prozesse zu vereinfachen. Das bietet gleichzeitig eine Chance: Unternehmen können so Talente freischaufeln, die sich dann vermehrt der Lösung wirklich wichtiger gesellschaftlicher und umweltspezifischer Herausforderungen widmen können.“

Verbot von ChatGPT im Bildungsbereich

Fast drei Viertel der Österreicher (73 Prozent) sind der Meinung, dass sich der zunehmende Einsatz von KI-Anwendungen wie ChatGPT negativ auf den Bildungsbereich wie beispielsweise das Bildungsniveau junger Menschen auswirken könnte. Folglich sind fast zwei Drittel (64 Prozent) dafür, dass der Einsatz von ChatGPT und weiteren KI-Anwendungen an Schulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen verboten werden sollte. Für dieses Verbot sprechen sich rund 70 Prozent der Baby-Boomer und Gen X aus, hingegen deutlich weniger die Gen Z mit nur 54 Prozent.

„Die Österreicher haben Vorbehalte, dass neue Technologien den Bildungsbereich durcheinanderbringen könnten“, sagt Hladky. „Damit teilen sie die Sorgen, die es auch in anderen Ländern gibt. Wir stehen uns jedoch mit unserer Technologieskepsis ein wenig selbst im Weg, denn moderne Bildungseinrichtungen nutzen die Technologien, anstatt sie zu verbannen, und stellen damit sicher, dass ihre Schüler und Studenten zukunftssicher ausgebildet werden.“

Über die Umfrage

Im Auftrag von PwC Österreich befragte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent im Februar 2023 insgesamt 1.001 Personen österreichweit im Alter zwischen 14 und 75 Jahren zu ihrem Nutzungs- und Einstellungsverhalten gegenüber ChatGPT und KI. Die Studienteilnehmer entsprachen weitestgehend den Generationen Z (zwölf bis 28 Jahre), Millennials (29 bis 42 Jahre), X (43 bis 57 Jahre) und Baby- Boomer (58 bis 76 Jahre). Die Ausgangsstichprobe wurde gewichtet und ist repräsentativ für die österreichische Gesamtbevölkerung.

Bildergalerie

  • ChatGPT-Nutzer in Österreich: Das Tool ist vor allem bei Jüngeren beliebt.

    ChatGPT-Nutzer in Österreich: Das Tool ist vor allem bei Jüngeren beliebt.

    Bild: PwC

  • Größte Sorgen: Obwohl die Österreicher vom Zukunftspotenzial von ChatGPT und KI überzeugt sind, überwiegen aktuell noch Vorbehalte.

    Größte Sorgen: Obwohl die Österreicher vom Zukunftspotenzial von ChatGPT und KI überzeugt sind, überwiegen aktuell noch Vorbehalte.

    Bild: PwC

  • KI am Arbeitsplatz: Rund zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass Anwendungen wie ChatGPT in Zukunft zahlreiche Arbeitsplätze in Österreich bedrohen.

    KI am Arbeitsplatz: Rund zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass Anwendungen wie ChatGPT in Zukunft zahlreiche Arbeitsplätze in Österreich bedrohen.

    Bild: PwC

  • Angst vor Arbeitsplatzverlust im Generationenvergleich: Insbesondere bei der Gen Z bangt jeder Zweite um den eigenen Arbeitsplatz.

    Angst vor Arbeitsplatzverlust im Generationenvergleich: Insbesondere bei der Gen Z bangt jeder Zweite um den eigenen Arbeitsplatz.

    Bild: PwC

  • Verbot im Bildungsbereich: Rund zwei Drittel sind dafür, dass der Einsatz von ChatGPT und KI-Anwendungen an Bildungseinrichtungen verboten werden sollte.

    Verbot im Bildungsbereich: Rund zwei Drittel sind dafür, dass der Einsatz von ChatGPT und KI-Anwendungen an Bildungseinrichtungen verboten werden sollte.

    Bild: PwC

  • „Egal ob die neue Text-KI GPT4 oder bilderkennende Analysetools, die zum Beispiel Brustkrebs schon Jahre vor dem Ausbruch erkennen können: KI-Lösungen verbessern sich laufend. Fast täglich gibt es derzeit Meldungen über Meilensteine in der Anwendung von Künstlicher Intelligenz“, sagt Andreas Hladky, Partner und Digital Consulting Leader bei PwC Österreich.

    „Egal ob die neue Text-KI GPT4 oder bilderkennende Analysetools, die zum Beispiel Brustkrebs schon Jahre vor dem Ausbruch erkennen können: KI-Lösungen verbessern sich laufend. Fast täglich gibt es derzeit Meldungen über Meilensteine in der Anwendung von Künstlicher Intelligenz“, sagt Andreas Hladky, Partner und Digital Consulting Leader bei PwC Österreich.

    Bild: PwC

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