Security-Studie in der Automotive-Branche Autozulieferer am stärksten von Cyberangriffen betroffen

Der Elektronikanteil in Autos steigt, und damit auch ihre Vernetzung mit Ladestationen, anderen Fahrzeugen oder Clouds. Das bietet Hackern neue Möglichkeiten, um sich ungewollt Zugriff zu verschaffen.

Bild: iStock, Jae Young Ju
27.02.2023

Eine Studie zu Cybersicherheit im Automobilsektor zeigt, dass Zulieferer besonders gefährdet durch Ransomware-Attacken und Datendiebstahl sind. Vor drei weiteren Risikobereichen müssen sich auch Verbraucher in Acht nehmen. Ein Blick auf Sicherheitslücken vernetzter Autos und Prognosen für 2023.

Trend Micro hat von VicOne, seinem auf Automotive Cybersecurity spezialisierten Tochterunternehmen, eine Untersuchung zu Cyberangriffen auf die Automobilindustrie durchführen lassen. Das Ergebnis: In mehr als 50 signifikanten Sicherheitsvorfällen zwischen Januar 2021 und Juni 2022 waren alle Bereiche entlang der Produktions- und Lieferkette betroffen. Besonders heftig traf es die Zulieferer, sie waren in 67 Prozent der untersuchten Vorfälle involviert.

Gerade kleinere Lieferanten sind oft schlechter vor Cyberangriffen geschützt und brauchen länger, um sich wieder zu erholen. Das führt von Produktionsverzögerungen bis hin zu Ausfällen. Das größte Risiko sind derzeit Ransomware-Attacken: Im Studienzeitraum waren 43 Unternehmen aus der Automobilindustrie Opfer solcher Angriffe. Am häufigsten kam dabei Malware aus der Conti-Familie zum Einsatz. Außerdem gab es neun Datenvorfälle: Vor allem Kundeninformationen (41,7 Prozent) und sensible Unternehmensinformationen (16,7 Prozent) wurden gestohlen.

Drei Risikobereiche vernetzter Fahrzeuge

Im Zusammenhang mit vernetzten Fahrzeugen hat Trend Micro drei weitere Bereiche identifiziert, die besonders anfällig für Cyberangriffe sind:

Ladestationen für E-Autos
Ladestationen und Batteriemanagementsysteme können leicht zum Ziel von Hackern werden. Elektroautos verwenden in der Regel Lithium-Polymer-Akkus und benötigen umfassende intelligente Kontrollmechanismen, um gut zu funktionieren. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Auto verfügt ein E-Fahrzeug über mehr Sensoren und nutzt mehr Kommunikationsprotokolle. Insbesondere beim Datenaustausch mit der Ladestation können Sicherheitslücken entstehen.

Cloud APIs (Application Programming Interfaces)
Die meisten aktuellen Autos besitzen integrierte SIMs (eSIMS), über die sie mit einem Backend-Cloud-Server kommunizieren. Das ermöglicht zum Beispiel Applikationen, um das Fahrzeug aus der Ferne ver- und entriegeln oder Verkehrsdaten mit anderen Teilnehmern austauschen zu können. Eine Cloud API ist wichtiger Bestandteil der Netzwerkarchitektur und muss gut abgesichert werden. In der Automobilindustrie kommen fahrzeugspezifische Cloud APIs zum Einsatz, die Schwachstellen haben können.

Schlüssellose Zugangssysteme (Remote Keyless Entry, RKE)
RKE ermöglicht es, ein Auto aufzuschließen und den Motor zu starten, ohne dass ein physikalischer Schlüssel ins Schloss gesteckt werden muss. Dabei kommt meist ein Funkfrequenzsignal (RF) zum Einsatz. Es gibt zahlreiche Schwachstellen in solchen RKE-Systemen, die Angreifer leicht ausnutzen können, um das Fahrzeug zu stehlen. Obwohl diese Sicherheitslücken seit Langem bekannt sind, wurden sie noch nicht vollständig geschlossen.

Security-Prognosen 2023

Zusätzlich zu den drei Risikobereichen nennt die Studie mehrere Sicherheitstrends, die Security-Verantwortliche der Automobilindustrie im Jahr 2023 besonders beachten sollten:

  • Ransomware wird die Supply Chain der Automobilindustrie weiterhin beeinträchtigen.

  • Schwachstellen in Open-Source-Software-Komponenten, die in der Fahrzeugentwicklung zum Einsatz kommen, sind ein wachsendes Risiko.

  • Funksignal-Angriffe wie Replay, Relay, Jamming und Man-in-the-Middle nehmen zu.

  • Infotainment- und Telematiksteuerungssysteme (IVI / TCU) im Fahrzeug werden mit Malware infiziert.

  • Da das Design auf Chipebene oft unsicher ist, werden Schwachstellen und Angriffe zunehmen.

  • Cyberkriminelle werden OTA-Datenübertragung (Over the Air) ausnutzen, um den Datenfluss zu kompromittieren oder bösartigen Code in Software-Updates einzuschleusen.

  • Angreifer können die digitalen Schlösser umgehen, mit denen Hersteller Fahrzeuge ausstatten.

„2022 haben wir in der Automobilbranche zahlreiche Cyberangriffe beobachtet – sowohl auf die Lieferkette als auch auf vernetzte Fahrzeuge“, sagt Udo Schneider, IoT Security Evangelist Europe bei Trend Micro. „2023 wird das Risiko für Cybervorfälle weiter zunehmen, denn Hacker finden hier eine wachsende Angriffsfläche und attraktive Ziele. Viele der Gefahren lassen sich abwenden, indem man Techniken und Security Best Practices berücksichtigt, die sich in anderen Bereichen bereits bewährt haben.“

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  • „2023 wird das Risiko für Cybervorfälle weiter zunehmen, denn Hacker finden hier eine wachsende Angriffsfläche und attraktive Ziele“, sagt Udo Schneider, IoT Security Evangelist Europe bei Trend Micro.

    „2023 wird das Risiko für Cybervorfälle weiter zunehmen, denn Hacker finden hier eine wachsende Angriffsfläche und attraktive Ziele“, sagt Udo Schneider, IoT Security Evangelist Europe bei Trend Micro.

    Bild: Trend Micro

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