50 Jahre LV Drives – wo stehen wir heute seitens der Technologie?
Über die Jahre hat sich die Frequenzumrichter-Technologie deutlich weiterentwickelt. So sind die modernen ABB-Frequenzumrichter sehr bedienerfreundlich. Man muss heute kein Experte sein, um einen Motor zum Laufen zu bringen. Ein anderer Aspekt ist die Einbindung der Frequenzumrichter in die Maschine oder Anlage. Früher erfolgte dies häufig über digitale und analoge oder einfache serielle Schnittstellen, heute nutzen wir verschiedene leistungsstarke Feldbusse. Ein weiterer Punkt ist die Maschinensicherheit. Heute sind viele Sicherheitsfunktionen in ABB-Frequenzumrichtern integriert. Die sichere Drehmomentabschaltung ist bei unseren Geräten Standard. Darüber hinaus gibt es noch viele optionale, flexibel einstellbare Funktionen, die die Maschine sehr sicher machen und die Menschen schützen. Die Energieeffizienz der elektrischen Antriebe hat sich über die Jahre stark verbessert. Allein durch den Einsatz der Drehzahlregelung mit Frequenzumrichtern anstatt dem Betrieb von Motoren direkt am Netz lässt sich sehr viel Energie sparen. Aber auch die Effizienz der Frequenzumrichter und Motoren konnten wir über die Zeit signifikant erhöhen.
Was waren aus Ihrer Sicht die größten Entwicklungssprünge bei Frequenzumrichtern, die über die Jahre getätigt wurden?
Bei der Hard- und Software gab es viele spannende Entwicklungen. Ich denke da zum Beispiel an die installationsfreundliche, sehr kompakte und zuverlässige Hardware. Gegenüber Frequenzumrichtern aus den 1970er-Jahren sind heutige Geräte um Dimensionen kleiner, unter anderem dank neuer Komponenten, wie der IGBT-Halbleitertechnologie und der Mikroelektronik. Auch die Flexibilität und Programmierbarkeit der Software hat sich über die Jahre enorm weiterentwickelt. Ein Meilenstein war die direkte Drehmomentregelung – Direct Torque Control. Wir haben die DTC-Technologie 1995 bei unseren ACS600-Frequenzumrichtern eingeführt. Das hat die Performance der Regelung auf ein neues Level gehoben, besonders bei der Regelung von Drehstrommotoren ohne Drehgeberrückführung.
Welche Rolle werden die KI und die vernetzte Industrie bei Frequenzumrichtern spielen?
Die KI wird in Zukunft eine wichtige Rolle in verschiedenen Bereichen der Antriebstechnik spielen, beispielswei-se bei der Nutzung der Antriebe. Denken wir an die Inbetriebnahme, bei der KI den Anwender unterstützen kann, oder zur schnellen Problemlösung und Optimierung ohne Recherche in der Dokumentation. Die traditionellen Kommunikations-Strukturen über die Steuerung werden aufgebrochen, Daten können einfach und direkt von den Feldgeräten über OPC UA an SCADA-Systeme oder Cloud-Services geschickt werden. Unsere Frequenzumrichter haben diese Möglichkeit schon heute und bieten somit einen sicheren, skalierbaren und optimierten Datentransfer. Die Cyber-Security-Anforderungen müssen hierbei natürlich eingehalten werden, um die Anlage und Maschine zu schützen. Der Anwender kann darauf basierend sein Asset Management und die Diagnosen optimieren und die Verfügbarkeit und Produktivität der Maschine erhöhen.