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Christoph Hartung, ETAS Zukunft gestalten

ETAS GmbH

Christoph Hartung ist Diplom-Wirtschaftsingenieur Industrial Engineering and Management Science und Master of Science in Computer & Information Science. 1999 startete er seine Karriere bei der DaimlerChrysler AG und durchlief im Konzern mehrere Stationen. Über Volkswagen kam er 2020 zu Bosch. Seit Anfang 2021 ist er Präsident und Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Bosch-Tochter ETAS.

Bild: ETAS
16.11.2021

In Zukunft werden wir Mobilität neu denken. Der Software kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Doch lässt sich die explosionsartig ansteigende Komplexität beherrschen? Wie werden sich unsere Arbeitsweisen ändern, wenn Autos zu Software-­defined Vehicles werden? Ich bin davon überzeugt, dass wir die Antworten gemeinsam finden müssen.

Veränderung ist unausweichlich, wenn es um Automotive Software geht. Warum? Wir schätzen, dass der Softwareumfang von automatisiert fahrenden Fahrzeugen auf bis zu 500 Millionen Lines of Code anwachsen wird. Das sind über 30-mal mehr als bei einer Flugsteuerung eines heutigen Verkehrsflugzeugs. Die Software umfasst dabei sicherheitsrelevante Echtzeit-Systeme genauso, wie interaktive Apps, die laufend über sichere Over-the-Air-Verbindungen heruntergeladen und aktualisiert werden. Fahrzeuge werden zum Software-dominierten System.

Sie können sich leicht vorstellen, dass die daraus resultierende Komplexität durch klassische Entwicklungsmethoden mit starren, langen Entwicklungszyklen nicht mehr beherrscht werden kann. Doch ist jetzt alles falsch, was wir bisher in diesem Bereich gemacht haben?

Nein und ja! Wenn es um Sicherheit geht, müssen wir weiter kompromisslos sein. Im Gegenteil: Je mehr im Fahrzeug automatisiert wird, desto höher sind die Sicherheitsanforderungen. Menschen vertrauen bereits heute ihr Leben den von uns entwickelten Systemen an. Das soll so bleiben. Verändern müssen wir uns, wenn es um die Prozesse für Entwicklung und Absicherung geht. Mit starren Prozessen nutzen wir die Möglichkeiten nicht, die moderne, agile Softwareentwicklung bietet, und sind bei steigender Komplexität zum Scheitern verurteilt.

Software für komplexe Systeme muss agil in Minimum
Viable Products (MVPs) entwickelt werden. Kunden- und Entwicklerteams erkennen Irrwege und Möglichkeiten früh und können die Erkenntnisse unmittelbar in die weitere Entwicklung einfließen lassen. Altes und Neues sind in einem sich ständig weiterentwickelnden Netz aus Daten und virtueller Validierung miteinander verbunden – auch über den SOP hinaus.

Wir arbeiten also zukünftig nicht auf einen festen Releasetermin hin, sondern entwickeln, ähnlich wie heute bereits in der IT-Industrie, unsere Systeme kontinuierlich, hardwareunab­hängig in der Cloud weiter. Bedingung dafür sind offene, flexible und fehlertolerante Echtzeit-Architekturen und ein auf offenen Standards basierendes Vehicle-OS. So entsteht ein Entwicklungs-Ecosystem, in dem ein viel größeres Maß an Kooperation möglich ist. Das ist von entscheidender Bedeutung!

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Kooperation vieler Partner. Es gilt, gemeinsam Systeme, Arbeitsweisen und auch Denkweisen weiterzuentwickeln. Daher sind wir unter anderem Partnerschaften mit Blackberry QNX oder KPMG eingegangen und sind auch ein wichtiger Teil der Partnerschaft von Bosch und Microsoft.

Ich bin davon überzeugt, dass uns der Dreiklang aus der Beherrschung komplexer Technologie, dem Management über den SOP hinaus und der Kooperation, basierend auf offenen Standards, zum Erfolg führen wird. Wir von ETAS bringen dabei unsere Erfahrung bei Entwicklungslösungen, Echtzeit-Betriebssystemen und holistischen Cybersecurity-Lösungen unserer Tochter ESCRYPT ein. Wir sind uns dabei bewusst, dass wir uns auch selbst weiterentwickeln müssen. Als ich im Januar die Leitung von ETAS übernahm, war ich von der Kompetenz und der Einsatzbereitschaft der Teams begeistert. Diesen Geist bringen wir weiter ein, um für unsere Kunden die Zukunft der Mobilität mitzugestalten. Gehen wir es gemeinsam an!

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