Rund 220.000 Tonnen Biochemikalien sollen jährlich produziert werden, um damit nachhaltigere Ausgangsmaterialien für die weitere Verarbeitung zu unterschiedlichen Verbraucheranwendungen bereitzustellen. Die Raffinerie von UPM spielt eine Schlüsselrolle bei der Transformation der chemischen Industrie hin zur Kreislaufwirtschaft. Was in Leuna entsteht, ist weit mehr als eine Bioraffinerie. Es ist ein starkes Signal, dass nachhaltigere Chemie nicht nur möglich ist, sondern bereits Realität wird.
Hinter der hochmodernen Bioraffinerie von UPM stehen starke Partnerschaften wie die mit dem internationalen Industriedienstleister Bilfinger. Die auf sechs Jahre ausgelegte Zusammenarbeit zwischen UPM und Bilfinger ist essenziell für die Inbetriebnahme, den Hochlauf und den nachhaltigen Betrieb der neuen, innovativen Anlage. Als Lösungspartner für die Wartung aller beteiligten Gewerke wird der Industriedienstleister den langfristig effizienten Betrieb sicherstellen. Alle beauftragten Instandhaltungsleistungen werden aus einer Hand erbracht – von der Anlagen-, Maschinen- und Elektrotechnik bis hin zur Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik sowie Analysentechnik.
Einzigartige Anforderungen an die Instandhaltung
Die Raffinerie folgt einem einzigartigen Verfahren, das besondere Anforderungen an die Instandhaltung stellt. Hier werden über 30 neue Technologien aus den Bereichen mechanische Holzverarbeitung, enzymatische Behandlung und chemische Synthese integriert, die in ihrer Kombination größtenteils einzigartig sind. Die Komplexität und Neuartigkeit der Anlage machen spezialisierte Ansätze erforderlich.
Bilfinger setzt die eigene Bilfinger Maintenance Solution (BMS) ein, um die sensiblen und neuartigen Anlagen zu betreuen, vertrauliche Daten zu schützen und eine hochwertige, konsistente Wartung in der gesamten Anlage sicherzustellen. Gemeinsam mit UPM wurde ein kontinuierlicher Austauschprozess etabliert, der wöchentliche Meetings und Vor-Ort-Inspektionen umfasst. Diese laufende Zusammenarbeit ist entscheidend für die Entwicklung und Verbesserung maßgeschneiderter Wartungsprotokolle.
Fokus auf Nachhaltigkeit und Sicherheit
Die Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt dieser Partnerschaft. Die EcoVadis-Goldbewertung von Bilfinger und die Platinbewertung von UPM spiegeln das gemeinsame Engagement für ethische, ökologische und soziale Verantwortung wider.
Ein praktisches Beispiel ist die Reparatur und Überholung zahlreicher stark korrodierter Ventile durch Bilfinger während der Inbetriebnahme. Anstatt diese wichtigen Komponenten zu entsorgen, wurden sie instandgesetzt und wieder eingebaut – so wurde Abfall reduziert und die Nachhaltigkeitsziele von UPM unterstützt.
Auch die Sicherheitsstandards in Leuna sind außergewöhnlich hoch und spiegeln die Werte von UPM und Bilfinger wider. Bilfinger überwacht kontinuierlich die Einhaltung der UPM-Anforderungen vor Ort und aus der Ferne und kommuniziert Designprobleme wie defekte Schalttafeln umgehend, wodurch Transparenz und Vertrauen gewährleistet werden.
Auf dem Weg zur effizienten Inbetriebnahme
Die kommerzielle Produktion am Standort Leuna soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 beginnen. Als Ausgangsmaterial kommt zertifiziertes Buchenholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, insbesondere regional aus Sachsen-Anhalt und den angrenzenden Bundesländern zum Einsatz. Die Biomasse wird im Rahmen der Waldbewirtschaftung aus mitteleuropäischen Buchenwäldern geerntet und verwertet, in denen die biologische Vielfalt und die natürlichen Ökosysteme erhalten werden. Sie ist vollständig rückverfolgbar, wird kontrolliert und unterliegt entweder dem FSC- oder dem PEFC-Kontrollsystem.
Die Buche gilt als klimastabile Baumart, deren Bestand in deutschen Wäldern in den kommenden Jahrzehnten weiterwachsen wird. Das macht ihr Holz zu einem zukunftsfähigen Rohstoff für UPM. Als Durchforstungsholz, Industrieholz und Sägereste, die üblicherweise als Brennholz weitervertrieben werden, gelangt es über eine regionale Logistikkette nach Leuna. Dort werden aus der Biomasse unter anderem mithilfe von Hydrolyse verschiedene Biochemikalien gewonnen: Bio-Monoethylenglykol (BioMEG) als Basismaterial für zum Beispiel PET-Flaschen, Bio-Monopropylenglykol (BioMPG) zur Herstellung von zum Beispiel Waschmittel und erneuerbare funktionaler Füllstoffe (Renewable Functional Fillers, kurz: RFF) als nachhaltige Alternative zu Ruß und gefällter Kieselsäure.
Das kommerzielle Interesse an den Produkten und Nebenerzeugnissen ist längst da, die Pipeline mit einem Vielfachen der jährlichen Kapazität der Raffinerie gefüllt. Nicht zuletzt dank der Expertise und den innovativen Wartungslösungen von Bilfinger ist die Bioraffinerie schon heute auf Erfolgskurs.
Durch eine enge Zusammenarbeit, maßgeschneiderte Technologien und ein gemeinsames Engagement für Nachhaltigkeit und Sicherheit zeigt die Partnerschaft von UPM und Bilfinger, wie industrielle Transformation Wirklichkeit werden kann.