Abhängigkeit von Microsoft führt zu Blackout Was der Microsoft-Ausfall uns zeigt

Der Totalausfall von Microsoft im Januar macht deutlich, wie negativ eine enorme Abhängigkeit im schlimmsten Fall sein kann.

Bild: iStock, jewhyte
08.02.2023

Die Erkenntnis ist dabei überhaupt nicht neu, sondern lediglich die Folgen endlich spürbar für den Kunden. So zeigt der Ausfall Ende Januar, wie groß die Auswirkungen wirklich sind, wenn beispielweise nahezu die gesamte Unternehmenskommunikation über Microsoft per Outlook und Teams abgewickelt wird. Weitere Beispiele gibt es leider unzählige.

Folgerichtig ruft die Wirtschaftswoche aktuell dazu auf, dem Leichtsinn ein Ende zu bereiten. Selbst vor einem gewagten Vergleich des Ausfalls mit dem Krieg in der Ukraine wird anlässlich der ähnlichen Abhängigkeit von Software wie von der bisherigen Gasbeschaffung aus Russland nicht zurückgescheut.

Abhängigkeit wird sogar noch größer

In der Tat sind die Ignoranz und Naivität im Softwarekontext beispiellos und die Abhängigkeiten grenzenlos höher. Dem wird seit Längerem nur noch dadurch die Krone aufgesetzt, dass so manches Unternehmen selbst die eigenen Daten und Verarbeitungsprozesse in die Cloud der US-Giganten auslagert. Mit einem auch nur ansatzweise rechtskonformen und adäquaten Risikomanagement lässt sich das nicht vereinen.

Schließlich sind Fallback-Möglichkeiten in der Regel mangels Diversifizierung der eigenen IT und dem Wegfall eigener technischer und personeller Ressourcen nicht existent. Der Blackout der Unternehmen ist bei Ausfällen vorprogrammiert und unausweichlich, sodass die Folgen verheerend sein können.

Gleichzeitig führt die Konzentration und Auslagerung der eigenen IT zum nahezu totalen Kontrollverlust auch über die Kosten, wie die im letzten und diesem Jahr fortgesetzten erheblichen Kostensteigerungen auch in Microsofts Abo- und Cloud-Modellen gezeigt haben. Ein Wechsel zu anderen Lösungen oder abweichender Technologie erscheint oftmals weder möglich noch wurde dies überhaupt ernsthaft evaluiert.

Gleichermaßen berichtet die Tagesschau von den Folgen der Abhängigkeit und differenziert zudem zwischen den Anwendungen und der Infrastruktur. Beides auf einen Anbieter zu vereinen kann nur fatale Folgen haben – wie sich jetzt erneut gezeigt hat.

Entsprechend setzen große Unternehmen laut Tagesschau etwa auf interne Server, was besser, aber insgesamt strategisch sicherlich unzureichend ist. Konsequent ist statt einseitiger Abhängigkeit von Abonnements infolgedessen die Verfolgung einer klaren On-Premises-Lizenzstrategie. Dabei können Kunden infolge des europäischen Zweitmarktes noch dazu erheblich Lizenzkosten sparen und unterstützen ganz nebenbei europäische Werte wie die digitale Souveränität und Nachhaltigkeit.

Selbst die renommierte Strategieberatung Gartner rät schon seit vielen Jahren zu einer Abkehr von dem Abo-Wahn. Der digitale Imperialismus wird seit mehr als einem Jahrzehnt in Deutschland, ja ganz Europa mit einer gnadenlosen Radikalität vorangetrieben. Währenddessen regen wir uns über Hafenbeteiligungen auf. Durch IT und KI als Schlüsseltechnologie ist es möglich, dass wenige Konzerne ganze Staaten überwachen und wirtschaftlich kontrollieren. Die Bedeutung der Technologien für Infrastruktur, Medizin, Lebensmittel und natürlich auch für das Militär sind hier nur kurz beispielhaft erwähnt.

Autonomie steht auf dem Spiel

Es geht aber eigentlich um unendlich viel mehr: Im Sinne von Kant steht die Autonomie als Grund der Menschenrechte auf dem Spiel. W. Meixner schreibt hierzu treffend: „Wie aber sollte ein Mensch seine eigenen Interessen wahrnehmen können, wenn er bis in die Ursprünge seiner Gedanken einer mächtigen wirtschaftlichen Konkurrenz offengelegt und ausspioniert wird?“

Es bleibt zu hoffen und zu fordern, dass jeder Einzelne, aber vor allem die Verantwortlichen aus Politik, Unternehmen und Gesellschaft die Starre der Bequemlichkeit ablegen und wieder daran glauben, dass Widerstand gegen übermächtige Konzerne nicht nur möglich, sondern zwingend geboten ist.

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