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Stromversorgung & Leistungselektronik Unter Wechselspannung

publish-industry Verlag GmbH Traco Electronic GmbH

Bild: Traco Power
23.06.2016

In seinem Arbeitsleben hat Werner Wölfle, Geschäftsführer von Traco Power Solutions, einige größere Wechsel hinter sich: von der Raumfahrttechnik in die Leistungselektronikindustrie, von Schwaben nach Irland. Gleich geblieben ist dabei immer seine Begeisterung für Technik. Meist gab gerade sie den Ausschlag für eine Veränderung.

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Kein Geldmangel, keine Vorgaben bei den Kosten – das ist etwas, wovon die meisten Ingenieure bei Projekten träumen. Für Werner Wölfle war es der Grund, der Raumfahrttechnik den Rücken zu kehren. „Wenn ich dort weitergearbeitet hätte, wäre ich Raumfahrt-versaut gewesen. Ich bin aber ein Optimierer. Da muss man auch die Kosten im Blick haben“, erzählt er. Außerdem wäre die Gefahr groß gewesen, nach kurzer Zeit in die Administration wechseln zu müssen; weg von der Technik. Für Wölfle waren das zwei wichtige Gründe, die Raumfahrt zu verlassen. Nach einigen Jahren wechselte er deshalb 1985 in die Leistungselektronikindustrie. Der Satellit Rosat, für den er die Stromversorgung mitentwickelt hatte, stellte hingegen erst 2011 seinen Dienst ein, als er beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühte.

Forschung auf der grünen Insel

Der Administration aus zu kommen, hat dann allerdings nicht ganz geklappt. Wölfle ist einer der drei Geschäftsführer von Traco Power. Die Schweizer Firma stellt AC/DC- und DC/DC-Wandler unter anderem für die Automation, Energiebranche, den Apparatebau und für den Einsatz für erneuerbare Energien her. Die Technik hat der 63-Jährige trotzdem nicht aufgegeben. Er ist auch noch Leiter der Entwicklungsabteilung des Unternehmens. Wölfle arbeitet von Irland aus. Tracos Forschung steht nämlich auf der grünen Insel.

Den Großteil seiner Arbeitszeit verbringt Wölfe dann auch mit der Technik. Er übernimmt die Qualitätssicherung und spricht mit dem Vertrieb über Wünsche von Kunden. Bei letzterem kommt einiges an Arbeit zusammen. Schließlich sind rund die Hälfte der verkauften Geräte von Traco kundenspezifisch angepasst. Gerade das ist für Wölfle besonders spannend. „Die Kombination, mit dem Käufer zu besprechen, was er braucht und das dann selbst zu entwickeln, macht mir viel Spaß“, sagt er. Verwaltungsaufgaben gibt er hingegen gerne ab, „an Mitarbeiter, die das besser können als ich“, wie er schmunzelnd sagt.

Aktuell beschäftigen Wölfle zwei neue DIN-Schienen-Netzgeräte-Serien, die im Sommer auf den Markt kommen sollen. Stolz berichtet er davon, dass sie einen höheren Wirkungsgrad und geringere Standby-Verluste haben, als die Geräte von der Konkurrenz. Die von ihm entwickelten Geräte liegen Wölfle hörbar am Herzen. Das ist nicht nur bei den Neuentwicklungen zu spüren, sondern auch wenn er über vergangene Projekte spricht. Beim Start des Rosat-Satelliten 1990 habe er zwei Tage richtig geschwitzt, ob alles funktioniere. Und das, obwohl er zu diesem Zeitpunkt das Projekt schon 5 Jahre verlassen hatte. Eine Fehlfunktion hätte er als persönliche Niederlage empfunden. Gut, dass beim Start alles glatt ging. An dieser Einstellung hat sich seit damals nichts geändert. „Ich nehme es übel, wenn ein Gerät von uns ausfällt. Schließlich bin ich an der Entwicklung sehr stark beteiligt und achte mit Argusaugen auf das Design“, sagt er.

Lieber Praxis als Theorie

Bei Eigenentwicklungen ist Wölfle vor allem zu Beginn sehr aktiv: legt fest welche Topologie genutzt, welches Regelprinzip eingesetzt und welche Kontrollstrategie für die Ein- und Ausgangsstufen verwendet wird. Die konkrete Ausarbeitung überlässt er dann seinen Mitarbeitern. Dem Eindruck eines reinen Theoretikers tritt er allerdings entschieden entgegen: „Ich bin ein extremer Praktiker.“ Besonders das Ergebnis ist Wölfle wichtig. Im Vordergrund steht immer das Gerät oder die Funktion.

Diese Herangehensweise prägte schon sein Studium. Mit der Leistungselektronik in Kontakt kam Wölfle an der Universität Stuttgart. An ihr fesselte ihn, dass dort ständig etwas in Bewegung ist. „In der Leistungselektronik tut sich was, da fließen Ströme und sind große Spannungen vorhanden“, erklärt er. Deshalb blieb er auch nach Studienende zunächst am Institut für Leistungselektronik. Eine akademische Laufbahn konnte sich Wölfle allerdings nicht vorstellen; zu viel Theorie, zu wenig Praxis. „Ingenieurwissenschaft ist nur gerechtfertigt, wenn dabei eine konkrete Anwendung herauskommt“, sagt er. Nicht das Wissen an sich zählt, sondern was sich damit bauen und umsetzen lässt.

Der Reiz der Technik und eine Firmengründung

Auch zu Traco brachte Wölfle der Reiz der Technik. Die damals noch recht unbekannten Schweizer fragten ihn 1989, ob er zusammen mit ihnen Sekundär-Schaltregler entwickeln wolle. Diese Technik war zu der damaligen Zeit noch recht neu und wurde wenig genutzt und hatte für Wölfle deshalb Potenzial. Er willigte ein und gründete zusammen mit Traco in Irland die Firma Convertec, die heute Traco Power Solutions heißt. Für den Standort sprachen die damals recht geringen Lohnkosten. Trafos zu wickeln ist eine sehr arbeitsintensive Aufgabe. Auch Portugal stand zur Auswahl. Den Ausschlag gab dann die Sprache. „Weil ich ein bisschen Englisch konnte, habe ich entschieden, dass wir nach Irland gehen“, erzählt Wölfle lachend.

Am Anfang sei es schwierig gewesen, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, da es wenig Industrie in Irland gab und sich dementsprechend auch nur wenige Iren mit Elektrotechnik auskannten. Zu dem Zeitpunkt war Wölfle außerdem ganz auf sich allein gestellt, organisierte die Fracht, designte die Labels und entwickelte die Schaltungen. Er war deshalb sehr froh, als er nach einem halben Jahr wieder Aufgaben abgeben und sich auf das Wesentliche konzentrieren konnte: die Technik.

Auch privat lässt ihn diese nicht los. Er repariert beschädigte alte Radios und versetzt sie wieder in den Originalzustand. Dass der Klang dieser Geräte sehr schlecht ist, stört ihn nicht. Hier zählt mal nicht das Ergebnis, das fertige Gerät, sondern die Tüftelei, der Weg dorthin, das Knacken des Problems. „Wenn man bei den alten Kisten die Röhren wieder zum Leuchten bringt und hinten kommt auch noch was raus, auch wenn es pfeift und jault, dann ist das einfach ein schönes Gefühl, dass man das hinbekommen hat“, erklärt er.

Fragt man Wölfle was er in Zukunft vorhat, dann erzählt er von AC/DC-Wandler für die Medizintechnik. Sie sind sein nächstes großes Projekt bei Traco. Vergnügt erklärt er: „In dem Bereich gibt es zwar schon einiges auf dem Markt, aber ich habe noch ein paar gute Ideen.“

Bildergalerie

  • Bei der Entwicklung von Leistungselektronik ist Werner Wölfle (stehend) voll in seinem Element.

    Bei der Entwicklung von Leistungselektronik ist Werner Wölfle (stehend) voll in seinem Element.

    Bild: Traco Power

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