Betriebliche Zuverlässigkeit erhalten Umfrage: Logistikbranche fordert Verlässlichkeit beim Umstieg auf E-Lkw

Während die Kriterien Nutzlast und Laderaumverluste abhängig vom Einsatzprofil an Relevanz variieren, hat die Befragung gezeigt, dass vor allem die betriebliche Zuverlässigkeit als entscheidendes Kriterium für die Fuhrparkumstellung bewertet wurde.

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25.02.2022

Damit Elektrofahrzeuge im Straßengüterverkehr erfolgreich eingesetzt werden, brauchen die Unternehmen Verlässlichkeit und Planungssicherheit. Dazu gehören eine zuverlässige und flächendeckende Energieinfrastruktur ebenso wie verlässliche und praxiserprobte Fahrzeugmodelle sowie niederschwellige Fördermöglichkeiten für Neuanschaffungen im Fuhrpark, so das Ergebnis einer Umfrage mit rund 250 Transportunternehmen.

Dabei fordert ein Großteil der befragten Unternehmen, dass die Elektro-Lkw mindestens 500 Kilometer im Nah- und Regionalverkehr sowie 800 Kilometer im Fernverkehr fahren können sollten. Umwege für das Laden der Batterien oder Tanken von Wasserstoff werden nur in geringem Umfang und bis maximal zehn Kilometer toleriert.

„Transportunternehmen brauchen Zuverlässigkeit auf ganzer Linie“, fasst Katharina Göckeler, Wissenschaftlerin am Öko-Institut mit Schwerpunkt klimafreundlicher Güterverkehr zusammen. „Elektromobilität ist bislang im Fuhrpark wenig erprobt und wird zum Teil noch skeptisch gesehen. Gerade deshalb ist eine verlässliche Kommunikation aber auch klare Signale der Politik zur Förderung der Elektromobilität im Straßengüterverkehr nötig.“

Betriebliche Zuverlässigkeit der Fahrzeuge im Fokus

Die Umfrage zeigt zudem, dass neben den Gesamtkosten die Praxistauglichkeit und das Setzen auf bewährte Modelle im Fokus der Kaufentscheidung für neue Fahrzeuge stehen. Speziell für die Vielzahl kleiner Betriebe stellt die Anschaffung von Elektro-Lkw mit der im Vergleich zu Dieselantrieben zumindest anfänglich eingeschränkten Flexibilität ein Risiko für die Erfüllung ihres Transportgeschäfts dar. Die geforderten Reichweiten und Angaben zu typischen Standzeiten lassen allerdings auf grundsätzliche Potenziale für den Einsatz von Elektro-Lkw schließen.

„Der deutsche Straßengüterverkehr ist geprägt von einer starken Heterogenität“, so Jonas Heinzelmann, Wissenschaftler am Institut Logwert der Hochschule Heilbronn mit Schwerpunkt Alternative Antriebstechnologien. Dies spiegelt sich in den unterschiedlichen Anforderungen bei den Logistikunternehmen hinsichtlich der Umrüstung der Lkw- Flotten auf alternative Kraftstoff- und Antriebskonzepte wider.

Während die Kriterien Nutzlast und Laderaumverluste abhängig vom Einsatzprofil an Relevanz variieren können, hat die Befragung gezeigt, dass vor allem die betriebliche Zuverlässigkeit neben der Verfügbarkeit erforderlicher Tank- und Ladeinfrastruktur als entscheidendes Kriterium für die Fuhrparkumstellung bewertet wurde.

Die Befragten weisen zudem auf ein hohes finanzielles Risiko bei der Beschaffung von neuartigen Fahrzeugmodellen und angesichts wenig verlässlicher politischer Rahmenbedingungen hin. Diese Risiken würden von den Förderbedingungen (Stand: Frühjahr 2021) nicht oder nur unzureichend aufgefangen. So wünschen sich die Unternehmen etwa eine Förderung beim Fahrzeugkauf sowie Entlastungen im Betrieb bei der Maut oder der Kfz-Steuer.

Handlungsdruck durch novelliertes Klimaschutzgesetz steigt

Dabei erkennen die Unternehmen weitgehend die Anforderungen des Klimaschutzes an. Demnach sollen laut neuem Klimaschutzgesetz die Emissionen im Verkehrssektor bis zum Jahr 2030 gegenüber heute etwa halbiert werden. Der Straßengüterverkehr ist mit einem Anteil von einem Drittel an diesen Emissionen ein wichtiger Hebel für mehr Klimaschutz.

Die Forscherinnen und Forscher formulieren aufbauend auf die Befragung konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik – im Fokus: ein klares Zielbild pro Elektromobilität, das Planungssicherheit für Unternehmen schafft. Insbesondere Kleinunternehmen bräuchten finanzielle Unterstützung, da sie ein besonders hohes Investitionsrisiko tragen und über geringe personelle Kapazitäten verfügen.

Hier können niederschwellige Informations- und Förderangebote helfen. Spezielle Wartungs-, Service- und Schulungsangebote für neue Fahrzeugtechnologien könnten das Angebot ergänzen. Zudem sollte der Aufbau von betrieblicher Ladeinfrastruktur in den Depots und an den Laderampen frühzeitig gefördert werden.

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