Die Zukunft der Robotik: soft und taktil Roboter sollen Fühlen lernen

Die sensiblen Roboter können beispielsweise beim Ernten von Obst und Gemüse helfen.

Bild: PowerON
30.01.2023

Die Robotik hat sich in den letzten Jahrzehnten in beispiellosem Tempo weiterentwickelt. Doch noch immer sind Roboter häufig unflexibel, schwerfällig und zu laut. Eine Ausgründung der TU Dresden, das Startup PowerON, will das ändern und hat sich zum Ziel gesetzt, die Barriere zwischen Mensch und Roboter aufzulösen.

Fühlende Häute, künstliche Muskeln und künstliche Neuronen, auf flexible Werkstoffe gedruckt, sollen die nächste Generation der Robotik ermöglichen und neue Anwendungsfelder erschließen. „Wir sehen einen starken Trend hin zur Automatisierung in allen Industriebereichen und werden diesen auch sehr bald in unserem Alltag erleben“, sagt Dr. Markus Henke, Nachwuchsforschungsgruppenleiter am Institut für Halbleiter- und Mikrosystemtechnik der TU Dresden und CEO des Startups.

Fingerspitzengefühl für empfindliches Handling

„Wir erwarten, dass Roboter, sobald sie dazu in der Lage sind, uns nicht nur in der Industrie begegnen werden, sondern auch im Alltag.“ So will das Team von PowerON bereits mit seinem ersten Produkt, einer fühlenden Fingerspitze für Industrieroboter, die möglichen Einsatzbereiche für Roboter deutlich erweitern und konventionellen Robotergreifern Fingerspitzengefühl verleihen.

Sie könnten zum Beispiel beim Handling von zerbrechlichen Gütern wie Eiern oder Reagenzgläsern, beim Entformen von Gummiprodukten aus Spritzgussformen, beim Ernten von Obst und Gemüse oder sogar im Haushalt und in der Pflege zum Einsatz kommen. Mit Blick auf den Fachkräftemangel sieht der Wissenschaftler hier ein großes Potenzial. Die ersten praktischen Erprobungen geplant sind geplant.

Bereits fertiggestellt ist auch ein Demonstrator, der erstmalig das Zusammenspiel von fühlenden Häuten, künstlichen Muskeln und künstlichen Neuronen zeigt. Dabei handelt es sich um einen Greifer, der ausschließlich von künstlichen Muskeln angetrieben wird, die wiederum von einem künstlichen Neuron gesteuert werden. Der Greifer selbst ist aus flexiblen Materialien gedruckt, enthält keinerlei klassische Gelenke und ist mit einer taktilen Haut ausgestattet, die erfühlen kann, wie und wo ein Objekt gegriffen wurde.

PowerON kooperiert eng mit der TU Dresden und ist Partner im Großforschungsprojekt „6G-life“. „Hier sieht man, wie gut das Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Wirtschaft funktionieren kann und wie eine solche Kooperation zum schnellen Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in kommerzielle Produkte beiträgt“, sagt Prof. Andreas Richter, Inhaber der Professur für Mikrosystemtechnik und Direktor des Instituts für Halbleiter- und Mikrosystemtechnik.

Hintergrund

Die Ausgründung PowerON nutzt die Ergebnisse von gemeinsamen Forschungen der TU Dresden mit der University of Auckland (Neuseeland), wo Markus Henke nach seiner Promotion an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik einen zweijährigen PostDoc-Aufenthalt absolvierte. In enger Kooperation mit der TU Dresden untersuchten er und das Team vor Ort die wissenschaftlichen Grundlagen multifunktionaler Dielektrischer Elastomere in der Soft-Robotik im Rahmen eines Marie-Curie-Stipendiums der Europäischen Kommission.

Nach seiner Rückkehr an die TU Dresden folgte mit Unterstützung des Startup-Services Dresden|exists Gründerstipendiums und Venture Capital Finanzierung die Gründung von PowerON. Daneben konnte Dr. Markus Henke eine Emmy Noether-Nachwuchsforschungsgruppe an der Professur für Mikrosysteme einwerben, die die Grundlagen bioinspirierter Robotik auf Basis dielektrischer Elastomere erforscht.

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