Das Aus der Energiepreisbremse Preisbremsen-Aus verteuert Energie um 6,3 Prozent – Mehrheit für Verlängerung

Das Ende der Energiepreisbremsen könnte zu höheren Energiekosten führen, während eine klare Mehrheit der Bevölkerung ihre Fortsetzung befürwortet, wie eine Verivox-Studie zeigt.

Bild: iStock, Leonsbox
28.08.2023

Das bevorstehende Auslaufen der Energiepreisbremsen könnte dazu führen, dass die Energiekosten steigen. Eine Mehrheit der Bevölkerung unterstützt jedoch die Verlängerung dieser Maßnahme.

Das Auslaufen der Preisbremsen zum Ende des Jahres würde Energie hierzulande verteuern. Für einen Musterhaushalt stiegen die durchschnittlichen Jahreskosten für Strom und Gas von 3.649 Euro auf 3.878 Euro. Das entspräche einem Kostenplus von 6,3 Prozent und einer Mehrbelastung von 229 Euro pro Jahr, wie Berechnungen des Vergleichsportals Verivox zeigen.

Die Zustimmung für eine Verlängerung der Energiepreisbremsen ist in der deutschen Bevölkerung dementsprechend groß. Dabei könnten Millionen Haushalte die Preisbremsen längst hinter sich lassen.

Strom würde sich um 3,9 Prozent verteuern

Die durchschnittlichen Stromkosten für einen Jahresverbrauch von 4.000 kWh betragen im August 2023 inklusive Preisbremse 1.448 Euro. Mit einem Auslaufen der Strompreisbremse stiegen die Kosten um 56 Euro auf 1.504 Euro an. Das entspräche einem Preisplus von 3,9 Prozent.

Im Markt gibt es aktuell große Preisunterschiede: Während neue Tarife bereits flächendeckend unter dem staatlichen Preisdeckel liegen und damit nicht von einem Auslaufen der Preisbremsen betroffen wären, wäre der Preissprung in der örtlichen Grundversorgung sogar größer. Hier würden die Stromkosten von derzeit durchschnittlich 1.744 Euro auf 1.896 Euro steigen. Das entspricht einem Plus von 8,7 Prozent oder 152 Euro.

„Zwar können Verbraucher die Grundversorgung jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen verlassen, doch durch die Preisbremsen haben viele die wahren Tarifkosten nicht mehr im Blick. Es ist wichtig, die Bevölkerung hier frühzeitig aufzuklären und zu sensibilisieren, denn sonst gibt es spätestens zum Auslaufen der Preisbremsen ein böses Erwachen“, sagt Daniel Puschmann, Chef des Vergleichsportals Verivox.

Gaspreisanstieg von 7,9 Prozent

Die durchschnittlichen Gaskosten für 20.000 kWh würden mit dem Preisbremsen-Aus von derzeit 2.201 Euro auf 2.374 Euro zulegen. Für einen Musterhaushalt beliefen sich die Mehrkosten auf 173 Euro (7,9 Prozent).

In der Gas-Grundversorgung wäre der Preisanstieg noch deutlicher. Während 20.000 kWhn Gas dank der Preisbremse in der Grundversorgung aktuell 2.588 Euro kosten, wären es ohne Preisbremse 3.037 Euro. Das entspräche einer Kostensteigerung von 449 Euro oder 17,3 Prozent.

Umfrage: Große Mehrheit für Verlängerung der Preisbremsen

Vor diesem Hintergrund spricht sich die Mehrheit der Deutschen für eine Verlängerung der Strom- und Gaspreisbremse aus. In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag von Verivox gaben 70 Prozent der Teilnehmer an, den Vorschlag des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne), die Preisbremsen bis Ostern 2024 zu verlängern, zu unterstützen.

Nur 13 Prozent der Befragten wünschen sich, dass die Preisbremsen wie geplant Ende dieses Jahres auslaufen. Rund jeder Sechste (17 Prozent) hat keine Meinung zu diesem Thema oder kann dies nicht beurteilen.

Neukundenpreise deutlich unterhalb der Preisdeckel

„Eine Verlängerung der gesetzlichen Preisbremsen sorgt in erster Linie für ein subjektives Gefühl der Sicherheit. Doch Neukundentarife sind bereits wieder so günstig wie vor der Krise und machen die Preisbremsen für Millionen Haushalte schon heute obsolet“, sagt Puschmann. „Verbraucher sollten deshalb unnötige Subventionen zulasten des Steuerzahlers ausschlagen und in ein günstigeres Angebot wechseln.“

Eine kWh Strom für Neukunden kostet im bundesweiten Schnitt aktuell 29,49 Cent. Für eine kWh Gas zahlen Neukunden 9,1 Cent – die Preise liegen damit jeweils weit unter den Preisbremsen von 40 Cent für Strom und 12 Cent für Gas.

Methodik

Die durchschnittlichen Strom- und Gaskosten wurden anhand des Verivox-Verbraucherpreisindex ermittelt. Der Verivox-Verbraucherpreisindex berücksichtigt die Preise der örtlichen Grundversorger sowie die der wichtigsten überregionalen Versorger.

Für die Umfrage im Auftrag von Verivox hat das Meinungsforschungsinstitut Innofact im August 2023 insgesamt 1.028 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren online befragt. Die Befragten entstammen einem ISO-zertifizierten Online-Panel mit rund 500.000 Teilnehmenden. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit.

Gefragt wurde: Es wird politisch diskutiert, die Energiepreisbremsen auch über das Jahr 2023 hinaus bis April 2024 zu verlängern. Wie stehen Sie dazu? Antwortmöglichkeiten: Ich bin dafür, die Preisbremsen bis April 2024 zu verlängern. / Ich bin dafür, dass die Preisbremsen am Ende des Jahres 2023 auslaufen. / Mir egal. / Weiß nicht, kann ich nicht beurteilen.

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