Antreiben & Bewegen „Modularität hat die Engineering-Zeiten stark verkürzt“

14.10.2014

A&D sprach mit dem Geschäftsführer von Lenze Automation über die Bedeutung von modularer Software, Engineering-Dienstleistungen und die Zukunft von Leichtbaurobotik in der Industrie.

A&D:

Warum ist Modularität im Maschinenbau so wichtig geworden?

Thomas Cord:

Modularität vereinfacht das Engineering, weil wir versuchen, Teilfunktionen von Maschinen zu standardisieren und diese dann möglichst häufig wiederzuverwenden. Unsere Kunden stehen vor der Herausforderung, sich auch auf die Anforderungen ihrer Kunden flexibel ausrichten zu müssen. Demnach müssen sie an einer Standardmaschine schon mal etwas verändern. Betrachtet man ein modulares Maschinenkonzept, beziehen sich diese Veränderungen nicht auf alle Module, sondern nur auf einzelne. Der Anteil der standardisierten Funktionen bleibt hoch, auch wenn man gleichzeitig noch spezielle Funktionen braucht. So konnten wir mit unseren Kunden durch eine Modularisierung der Mechanik – und insbesondere der Software – die Engineering-Zeiten deutlich verkürzen.

Lenze bietet auch Engineering-Dienstleistungen an. Welche strategische Bedeutung hat dieser Service im Unternehmen?

Wenn man bedenkt, dass durch den Fachkräftemangel immer weniger Experten für immer komplexere Problemstellungen vorhanden sind, nimmt die Bedeutung dieser Engineering-Dienstleistungen für unsere Kunden stark zu. Daher sehen wir einen großen Bedarf.

Und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Ihren Kunden?

Wir fangen schon ganz früh an, in der Ideenphase. Von da an können wir unsere Kunden über die Konzeption bis hin zur Umsetzung begleiten. Wir haben entsprechende Ressourcen, um dem Kunden auch bei der Programmierung eines Systems und bei der Inbetriebnahme zu helfen. Teilweise ist es auch wichtig, unsere Kunden im Service zu unterstützen, wenn die Maschinen dann beim Betreiber stehen.

Welche Bedeutung hat die Robotikbranche für Lenze?

Die Bedeutung von Robotern für die Handhabung von Objekten steigt, denn durch Roboter lassen sich Maschinen deutlich flexibler gestalten und gleichzeitig können mit Robotern Bewegungen einfach und schnell umgesetzt werden. Heute werden Roboterkinematiken auch da eingesetzt, wo bisher Einzelachsen ausreichend waren. Um diesen Trend aufzugreifen, haben wir Funktionen für die Steuerung von Roboterkinematiken in unsere Systeme integriert und können so mit einer Steuerung die ganze Machine automatisieren.

Für Lenze als Automatisierer und nicht für Lenze als Antriebsspezialist, oder?

Ja. Wir nennen unser Angebot Motion Centric Automation, um deutlich zu machen, dass die Antriebstechnik und die Steuerungstechnik in den letzten Jahren zusammengewachsen sind.

Tritt dadurch der Antriebsteil zurück?

Nein. Der Strauß der unterschiedlichen Anforderungen ist und wird größer, gerade wenn man an das Thema Smart Factory denkt. Aber ich würde daraus auf keinen Fall ableiten, dass die Antriebstechnik weniger wichtig ist. Moderne Roboter lassen sich heute nur mit großer Geschwindigkeit oder hoher Bahngenauigkeit bewegen, wenn die Antriebstechnik top ist. Von daher kann man das Gegenteil behaupten.

Wie schätzen Sie denn die Rolle von Leichtbaurobotern in der Fertigungsindustrie ein?

Um die Dynamik einer Maschine zu erhöhen, sollte sie so leicht wie möglich sein. Deswegen nimmt das Thema Leichtbau generell im Maschinenbau zu, auch in Roboteranwendungen. Das stellt uns vor neue und zusätzliche Aufgaben, weil diese Leichtbauroboter auch schwieriger zu regeln und zu steuern sind.

Was bedeutet das für Sie?

Der Antriebs- und Regelungstechnik kommt eine viel wichtigere Rolle zu. Wir haben Funktionen in unseren Steuerungssysteme integriert, um eine Kinematik nicht unnötig zu Schwingungen anzuregen. Gleichzeitig haben wir auch Verfahren in unserer Regelungstechnik implementiert, die mögliche Schwingungen dämpfen. Das gewährleistet einen ruhigen Bahnverlauf des Roboters, aber auch von anderen Mechaniken.

Welche speziellen Funktionen wären das?

In der Regelungstechnik sind das Funktionen, die zum Beispiel die mechanischen Parameter der Mechanik automatisch identifizieren oder eine entsprechende Vorsteuerung von Regelgrößen. Aber auch gleichzeitig eine entsprechende Ansteuerung des Roboters, um den Roboter nicht zu Schwingungen anzuregen.

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