Digitalisation „Löffel links, Müsli rechts, dazwischen Handlings- und Transporttechnik“

Joerg Peters ist Head of Product Solution im Geschäftsfeld Maxolution Maschinenautomatisierung bei SEW-Eurodrive und hat über 20 Jahre Erfahrung im Bereich Motion Control, speziell in der strategischen Produkt- und Systemvermarktung von Maschinenautomatisierung.

Bild: SEW-Eurodrive
24.08.2020

SEW-Eurodrive wandelt sich zunehmend vom Komponenten- zum Systemanbieter. Dem Trend zu individuell gefertigten Konsumgütern begegnen die Bruchsaler mit Automatisierungssystemen, die beispielsweise Müsli on demand produzieren. Welche Anforderungen dabei an die Automatisierung gestellt und wie diese gelöst werden, zeigt das Unternehmen in einem Showcase.

Joerg Peters ist mit diesem Beitrag im P&A-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Prozessindustrie vertreten. Alle Beiträge des P&A-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.

Das Müsli nach eigenen Wünschen zusammengestellt und den Löffel mit einer persönlichen Aufschrift versehen, das ist Losgröße 1. Wir zeigen, wie die Produktion von morgen mit bereits heute verfügbarer Technik aussehen kann. Die Bruchsaler rüsten dafür die einzelnen Maschinenmodule mit ihren vorbereiteten Movikit-Softwarebausteinen aus und bringen die Antriebs- und Automationstechnik darüber hinaus in einen vernetzten Produktionsverbund.

Das Interessante dabei: SEW-Eurodrive nimmt bei dieser Anlage als Hersteller eine neue Rolle ein – und zwar die des Lösungsanbieters mit Hang zur Systemintegration. Wir konzentrieren uns auf bestimmte Branchen, Maschinentypen und Anwendungen. Für die entwickeln wir Komplettpakete aus Hard- und Software, die über die klassische Antriebstechnik, wie wir sie heute kennen, hinausgehen und der Kunde von uns als One-Stop-Shop alles aus einer Hand geliefert bekommt.

Beim Müsli voll auf seinen Geschmack kommen

Die im Showcase gezeigte Anlage vereint ganz unterschiedliche Funktionsbereiche zu einem Ganzen. Auf der einen Seite gibt es den Müsli-Bereich mit einer großen Sortenvielfalt, damit jeder Kunde voll auf seinen Geschmack kommt. Auf der anderen Seite gibt es die für den Müsligenuss notwendigen Löffel – und die sind auch noch mit einer individuellen, Lasergravur versehen.

Was draufsteht, ließe sich über ein Online-Bestellportal frei wählen – auch welches Müsli dazu gehört. Löffel links, Müsli rechts – dazwischen zahlreiche Handlings- und Transporttechnik und vor allem auch jede Menge vernetzte Intelligenz. Wir wollen über unsere Antriebstechnik hinaus die komplette Automation anbieten. Dazu gehört auch, dass die eingesetzte Steuerungstechnik Verbindung halten muss zur übergeordneten Intelligenz eines ERP-Systems – bis hin zur mittelbaren Anbindung an Online-Shop-Systeme und Konfiguratoren.

Bestellungen in Produktionsaufträge übersetzen

Bei dem Showcase ist es ein intelligentes schleppkettenloses Portalsystem, das die Konfektionierung der mit Namen versehenen Löffel mit der dazu passenden Müslimischung übernimmt. Das Portal muss also einerseits den reinen Materialfluss sicherstellen, andererseits auch eigenständig zwei komplett unterschiedliche Aufgabenbereiche miteinander koordinieren und dabei für die effiziente Abwicklung der durchzuführenden Jobs sorgen.

Hierbei besteht eine wesentliche Herausforderung darin, eine im ERP-System vorliegende Bestellung in einen effizient ablaufenden Produktionsauftrag zu übersetzen. Dafür brauchen wir Auftragsregister.

Statt Jobs einfach hintereinander zu legen und jede Station zeitraubend auf die andere warten zu lassen, wickelt sich der Verbund in sich optimiert selbst ab. Dafür ist in der Anlage ein flüchtiger Warenspeicher inklusive Fast-Lane-Option eingebaut, der die passende Müslisorte aus einem unsortierten Lager per Vision-System und Greiferportal passend zum gerade fertigen Löffel kommissioniert. Beides legt die Anlage dann in einer Sekundärverpackung ab, die von dort in den Versand gegeben wird.

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