Pilotanlage geht in Betrieb Kohlenwasserstoffe aus Klärschlamm gewinnen

Die neue Pilotanlage soll ein weiterer Schritt werden um den Nachhaltigkeits-Zielen des Bundes näher zu kommen.

Bild: iStock; Fahroni
09.02.2023

Am RWE Innovationszentrum in Niederaußem wurde eine von Fraunhofer UMSICHT entwickelte Pyrolyse-Anlage in Betrieb genommen. Sie nutzt biogene Rest- und Abfallstoffe, insbesondere Mischungen verschiedener Einsatzstoffe wie Klärschlamm oder Gärreste, um daraus hochqualitative Kohlenwasserstoffe zu gewinnen. Diese können dann zu CO2-armen Kraftstoffen oder anderen Chemieprodukten verarbeitet werden.

Um die Klimaziele zu erreichen, ist kurzfristig eine deutliche Reduktion der Treibhausgasemissionen erforderlich. Dazu werden nachhaltige Kohlenstoff-Quellen, zum Beispiel Biomasse, Reststoffe oder CO2 erschlossen um diese in Kohlenstoffkreisläufe zu integrieren und sie in industriellen Prozessen nachhaltig und CO2-neutral umzuwandeln. Ziel von RWE ist es, diese alternativen Prozesse weiterzuentwickeln, um sie bis zu einer kommerziellen Reife zu führen.

Natividad Jordan Escalona, Projektleiterin bei RWE: „Das TCR-Verfahren ist ein Prozess, der viel Potenzial hat, um synthetische Kraftstoffe zu erzeugen. Deswegen testen wir in Niederaußem diese Technologie, um sie noch effizienter und kostengünstiger zu gestalten.“

Pyrolyseanlage in Betrieb

Zu diesem Zweck wurde am RWE-Forschungsstandort Niederaußem im Rahmen des Verbundprojekts ITZ CC (siehe unten) nun eine innovative Pyrolyseanlage in Betrieb genommen. Der vom Fraunhofer Institut UMSICHT entwickelte Forschungsreaktor arbeitet nach dem Prinzip des thermokatalytischen Reformings (TCR-Verfahren), einem Pyrolyseprozess mit einem nachgelagerten Reformierungsschritt.

Die Anlage in Niederaußem wandelt Klärschlamm in ein wasserstoffreiches Gas, Karbonisat und Öl um. Es können jedoch auch andere biogene Reststoffe, wie zum Beispiel Gärreste aus Biogasanlagen, eingesetzt werden. Die Ölphase aus dem Prozess kann dann für die Weiterverarbeitung zu hochwertigen flüssigen Kohlenwasserstoffen und Kraftstoffen genutzt werden.

Auch der entstehende Feststoff, ein Karbonisat ähnlich einer Steinkohle, wird verwertet: Er wird testweise in einer Anlage zur Hochtemperaturkonversion eingesetzt, die ebenfalls im Zuge des Projekts von RWE errichtet wurde. Hier geht es vor allem darum, den Phosphoranteil aus dem Klärschlamm zurückzugewinnen. Je nach Einsatzstoff sind aber auch weitere Produktverwertungen der Karbonisat-Fraktion möglich, zum Beispiel in der Bodenanwendung, zur Erzeugung von Aktivkohle oder zur Wasserstoff-Erzeugung.

Johannes Neidel, Projektleiter bei Fraunhofer UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg, sagt zu den Projektzielen: „Hier in der Versuchsumgebung des Großkraftwerks können wir die TCR-Anlage weiter optimieren und automatisieren. Wir zielen auf die Verwertung biogener Rest- und Abfallstoffe in einem breiten Spektrum ab, welche in hochqualitativen Produkten mündet. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei zum einen auf den erzeugten flüssigen Kohlenwasserstoffen, welche in Form von Öl mit vergleichbaren Eigenschaften zu fossilem Rohöl anfallen, und zum anderen auf einem stabilen Langzeitbetrieb.“

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