Payment für E-Mobility Intelligente Ladenetze knüpfen

Um eine vertragsgemäße Abrechnung beim Ladevorgang möglich zu machen, bedarf es einer funktionierenden Roaming-Lösung.

Bild: iStock, toos
17.05.2019

Es bewegt sich was beim Thema Elektromobilität: Die Zulassungszahlen steigen, die großen deutschen Hersteller kündigen für die nahe Zukunft breit angelegte Modelloffensiven an. Ist der Energiemarkt darauf vorbereitet, mit der Entwicklung Schritt zu halten? Es gibt auf dem Weg zu einer funktionierenden Ladeinfrastruktur auf jeden Fall mehr Hürden, als nur den möglichst raschen Bau von Ladestationen. Die Abrechnung, bei der mehrere neue Marktrollen zu berücksichtigen sind, ist eine davon.

Fakt ist: Der Gesetzgeber hat in der Ladestellenverordnung von 2017 zwar festgelegt, dass jeder Fahrer eines E-Autos an öffentlichen Ladepunkten Strom ohne Vertragsbindung „tanken“ können muss. Die genaue Ausgestaltung der Prozesse ist aber vage geblieben. Das gängige Marktmodell wird durch eine Reihe neuer Aufgaben und Marktrollen erweitert. Dabei sind noch nicht einmal die Begrifflichkeiten vereinheitlicht.

E-Mobility Provider (EMP) entwickeln Dienstleistungen und tarifgebundene Produkte. Sie führen die Endkunden(vertrags)beziehung und bieten Kunden den Zugang zu unterschiedlichen Ladestationsnetzwerken an. Ein EMP kann, aber muss nicht (personen- oder rollen-) identisch sein mit einem Stromlieferanten. Alternativ kann der EMP aber auch unter Bezeichnung Charge Service Provider (CSP) auftauchen.

Daneben gibt es die Rolle des Charge Point Operators (CPO). CPO bauen und betreiben die Ladeinfrastruktur, welche auf die spezifischen EMP-Produkte abgestimmt sind und durch Kunden des EMP genutzt werden. Ein CPO muss nicht (personen- oder rollen-) identisch sein mit einem (Verteil-) Netzbetreiber. Für den CPO ist aber auch die Bezeichnung Charging Service Operator (CSO) geläufig.

Bedarf an funktionierender Roaming-Lösung

Der Betreiber der Ladestation, an der der Endkunde sein Fahrzeug lädt, und der Partner seines Ladevertrags sind also nicht zwangsläufig identisch. Trotzdem soll der Ladevorgang vertragsgemäß abgerechnet werden. Es bedarf also einer funktionierenden Roaming-Lösung. Der Kunde muss an der Ladesäule durch den CPO identifiziert werden, beispielsweise per Ladekarte oder Mobil App.

Der CPO sendet die Daten über den Ladevorgang Charge Data Record (CDR) an eine Clearing-Stelle, ob nun Ladenetz.de, Hubject oder E-clearing.net. Die Clearingstelle übermittelt die Daten dann ebenfalls per CDR an den EMP, der den Ladevorgang mit seinem Vertragspartner abrechnet. Allerdings sind bisher weder die Abrechnungs- und Zahlungsverkehrsprozesse zwischen CPO und EMP noch die Kommunikationsprozesse vereinheitlicht.

Diese Vielfalt steht einer vollständigen Automatisierung der Prozesse und damit auch der größtmöglichen Prozesseffizienz entgegen. Und gerade die ist in Anbetracht hoher Kosten und geringer Margen wünschenswert.

Effizienz durch Prozessautomatisierung

In vielen anderen Bereichen lässt sich bereits heute IT-seitig eine hohe Prozesseffizienz erreichen und dadurch gerade die Abrechnung vereinfachen. Wie die Automatisierung der Ladeabrechnung laufen kann, soll hier am Beispiel der Plattform Schleupen.CS gezeigt werden.

Schleupen engagiert sich seit 2010 im Bereich der Elektromobilität und hat frühzeitig eine Partnerschaft mit dem Netzwerk Ladenetz.de geschlossen. Im Rahmen der Plattform Schleupen.CS hat das Unternehmen einen entsprechenden Software-Baustein entwickelt, um Versorgungsunternehmen zu ermöglichen, Ladevorgänge effizient abzurechnen. Die Lösung ist seit kurzer Zeit bei einem hessischen Energieversorger erfolgreich in Betrieb.

Das Unternehmen bietet seinen Kunden im Rahmen seines Tarifmodells sowohl die mengenabhängige Abrechnung von Gleichstrom-Ladevorgängen als auch die zeitabhängige Abrechnung von Wechselstrom-Ladevorgängen an sowie einen Flatrate-Vertrag für Viellader. Für Ladevorgänge an Ladepunkten anderer Anbieter werden ebenfalls gesonderte Preise erhoben. Alle Tarifoptionen werden mit der Plattform Schleupen.CS abgerechnet.

Zusätzlich sind auch noch verschiedene Preise für bestehende Stromkunden und für reine Ladekunden fällig. Da das Unternehmen Ladenetz.de-Partner ist, erfasst das Ladestationsinformationssystem (LISY) die einzelnen Tankvorgänge. Die Werte werden an das Einzelnachweisemanagement übergeben, klassifiziert und einzelnen Preisen zugeordnet.

Am Ende steht die Erstellung der Rechnung. Durch die Umstellung auf eine elektronische Rechnung, die der Kunde selbst aus dem Portal herunterlädt, erreicht das Versorgungsunternehmen noch einmal eine Kostenersparnis in der Prozesskette.

Skalierbare Abrechnung kein Problem

Neben der reinen Abrechnung unterstützt das System auch das Anlegen der Verträge und die Aktivierung der Ladekarte. Im Pilotprojekt lief der Einführungsprozess insgesamt reibungslos. Eine der wenigen Fehlerquellen zeigte sich nur dann, wenn Kunden in LISY sehr schnell, aber im System des Versorgers etwas verzögert angelegt wurden. Dann kam es teilweise zu Fehlermeldungen, denen auf den Grund gegangen werden musste.

Das gesamte System ist darauf angelegt mit dem Wachstum der Elektromobilität Schritt zu halten. Denn während zurzeit erst eine Hand voll Verträge vorliegen, rechnen viele Unternehmen mit einem steten Wachstum in diesem Bereich. Dank der Skalierbarkeit des Systems ist es aber egal, ob nur 100 oder 10.000 Verträge abgerechnet werden. Im Alltag hat das System bewiesen, dass es nicht nur reibungslos funktioniert, sondern dass es dem Betreiber eine hocheffiziente Verwaltung und Abrechnung seiner Ladeverträge erlaubt.

Fazit: Während es bei den Geschäftsprozessen der Ladeinfrastruktur auf der einen Seite schon Lösungen gibt, die exzellent funktionieren, gibt es auf der anderen Seite noch viel zu regeln. Mehr einheitliche Standards dürften zu mehr Effizienz führen und so ein weiterer Treiber für die wachsende Bedeutung der Elektromobilität sein. Denn irgendwann muss sich für die Anbieter von Ladeinfrastruktur die Investition rentieren. Es wird Zeit, dass sich Elektromobilität vom Experimentierfeld, wo vieles ausprobiert wird zu einem Geschäftsfeld wandelt, in dem auch Geld verdient werden kann.

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