Best-Practice-Beispiel für die Kreislaufwirtschaft Geschlossenes PET-Recycling ohne Abfall

Mit einem neuen Recyclingkonzept wollen vier Unternehmen die Wahrnehmung von Mehrschichtverpackungen in der Branche nachhaltig verändern.

Bild: BASF
22.06.2022

Das europäische Unternehmen Sulayr hat erfolgreich ein Verfahren für das Recycling von Mehrschichtverpackungen auf den Markt gebracht, das der Anforderung eines geschlossenen Kreislaufs nach dem European Green Deal gerecht wird. Nun unterstützen drei weitere Partner das Projekt, darunter der deutsche Chemiegigant BASF.

Mehrschichtverpackungen auf Basis von Polyethylenterephthalat (PET) könnte eine vielversprechende und nachhaltige Zukunft winken. So lautet die Botschaft der strategischen Partnerschaft vierer Technologieunternehmen: dem Recyclingunternehmen Sulayr, dem Verpackungsmaschinen-Hersteller Bobst, dem Folienexperten Evertis und BASF als Spezialist für Industrieklebstoffe. Ihr Recyclingmodell mit geschlossenem Kreislauf soll neue Diskussionen darüber auslösen, welche Rolle PET-basierte Mehrschichtverpackungen in der Verpackungsindustrie künftig spielen werden.

Laut dem „European Green Deal“ müssen alle Verpackungen bis 2030 wiederverwendbar oder recycelbar sein. Diese Vorschrift gilt bei Mehrschichtverpackungen als besonders große Herausforderung, da deren einzelne Schichten zunächst getrennt werden müssen, bevor sie den entsprechenden Recyclingströmen zugeführt werden können. Diese Auffassung könnte sich jedoch bald ändern. Sulayr ist es gelungen, ein Verfahren für das Recycling solcher Verpackungen zu entwickeln, das der Anforderung eines „Closed-loop“ gerecht wird und eine Wiederverwendung von PET praktisch ohne Abfall erlaubt. Der Prozess lässt sich aber noch weiter optimieren, wenn die gesamte Wertschöpfungskette das Ziel verfolgt, die Trennung der einzelnen Schichten zu vereinfachen.

Verwertung gebrauchter Mehrschichtfolien

BASF, Bobst und Evertis unterstützen Sulayr nun bei diesem Vorhaben. Herzstück des Verfahrens ist eine von Evertis hergestellte Mehrschichtfolie, die aus einer PET- und PE-Schicht besteht, welche auf einer Beschichtungsanlage von Bobst mit einem wasserbasierten Epotal-Klebstoff der BASF laminiert wird. Mehrschichtfolien kommen für verschiedene Verpackungsmaterialien zum Einsatz; nach Gebrauch gelangen sie als Abfall in Sortieranlagen. Sulayr nutzt diesen Abfall als Rohstoff und stellt somit einen Kreislauf sicher. Das Unternehmen trennt die verschiedenen Schichten und führt das PET einer erneuten Nutzung zu. Dabei wird das recycelte PET an Evertis und andere Folienhersteller geliefert, die den Kreislauf erneut in Gang setzen. Das Verfahren kann für Abfälle von Verbrauchern (post-consumer) sowie der Industrie (post-industrial) eingesetzt werden.

Sulayr kann schon seit 2009 verschiedene Arten von Mehrschichtverpackungen trennen, die Geschwindigkeit und Kosteneffizienz des Verfahrens hängt jedoch vom Debonding (Trennung) der Folien ab. Miguel Ángel Arena, CEO von Sulayr, erklärt: „Dank unserer Technologien sind wir in der Lage, die meisten PET-haltigen Mehrschichtverpackungen zu trennen und das recycelte PET der Industrie wieder als Rohstoff zur Verfügung zu stellen. Wir stellen jedoch Unterschiede bei den Schalen fest, die nach ihrer Verwendung in unser Unternehmen geliefert werden. Die wasserbasierten Epotal-Klebstoffe der BASF zum Beispiel ermöglichen eine einfache und schnelle Trennung sowie eine hohe Qualität der Rezyklate.“ Bei lösemittelbasierten Klebstoffen etwa sei dies nicht der Fall.

Best-Practice-Beispiel für die Verpackungsbranche

Eine Möglichkeit zur Optimierung des Recyclingverfahrens besteht nun darin, alle PET/PE-Schalen unter spezifischen Bedingungen herzustellen, die eine einfache Trennung gewährleisten. Genau auf diesem Gebiet arbeiten die Partner zusammen: Bevor ein neues Laminat auf den Markt kommt, wird es beispielsweise von Evertis in Bezug auf seine Recyclingfähigkeit im Rahmen des Verfahrens von Sulayr qualifiziert. So wird sichergestellt, dass die einzelnen Schichten leicht zu trennen sind.

Die Partner betonen, dass eine enge Zusammenarbeit und Spitzentechnologien der Schlüssel zum Erfolg des Verfahrens sind. Thomas Peter Schiele, Vice President Adhesives, Fiber Bonding and Paper Coating Chemicals bei BASF, sagt hierzu: „Je mehr wir uns anstrengen, die Machbarkeit dieses Verfahrens zu demonstrieren, umso schneller kann es zum Standard für sämtliche Laminierklebstoffe werden. Damit würden wir einen entscheidenden Schritt weiter in Richtung Recycling von Mehrschichtverpackungen gehen.“

Ergänzend dazu betont Rui Silva, Chief Product and Innovation Officer von Evertis: „Diese Zusammenarbeit ist ein Best-Practice-Beispiel für die Verpackungsbranche und von großer Wichtigkeit für die Zukunft von Mehrschicht-Verpackungsmaterialien. Die Anforderungen des European Green Deal zwingen uns alle miteinander, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Nachhaltigkeit unserer Produkte zu erhöhen und systemische Veränderungen vorzunehmen, um unsere Branche zukunftssicher zu machen. Ich bin stolz auf den Beitrag, den das Projekt in Bezug auf dieses Ziel leistet.“

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