Ab 2027 dürfen elektronische Produkte mit Schnittstellen nur noch dann in der EU verkauft werden, wenn sie die umfassenden Vorgaben des CRA erfüllen. Dazu zählen unter anderem eine Risikoklassifizierung, lückenlose Dokumentation von Zertifikaten, Handbüchern, Datenblättern und erstmals einer Softwarestückliste, Sicherheitsupdates über die gesamte Produktlebensdauer hinweg – also über die voraussichtliche Produktnutzungsdauer, beziehungsweise mindestens über fünf Jahre nach dem letzten Verkauf, sowie strenge Meldepflichten (teils binnen 24 Stunden) bei Schwachstellen.
Der CRA greift tief in Entwicklungs- und Lieferprozesse ein
Bei Verstößen drohen empfindliche Strafen: bis zu 15 Millionen Euro oder 2,5 Prozent des globalen Konzernumsatzes. Je nach Risikoklasse darf die CE auch nicht mehr vom Hersteller ausgestellt werden. Entsprechend lang werden bis zur Meldepflicht im September 2026 beziehungsweise bis zur endgültigen Gesetzwirksamkeit im Dezember 2027 die Warteschlangen bei zugelassenen Zertifizierungshäusern und Sicherheitszertifizierungshäusern.
Importeure tragen künftig nahezu dieselbe Verantwortung wie Hersteller. Besonders kritisch: Wer Produkte direkt von außereuropäischen Herstellern bezieht, wird rechtlich selbst zum Importeur, inklusive aller Archivierungs-, Prüf- und Meldepflichten. Eine Haftungsfalle, die vielen Unternehmen bisher nicht vollständig bewusst ist.
Informationsvorsprung durch Partnerschaften
Rutronik engagiert sich frühzeitig für Transparenz und Aufklärung. So veranstaltete der Distributor bereits im Juni 2025 gemeinsam mit dem TÜV Süd, dem Cybersicherheitsberatungsunternehmen 1ACUE und dem Halbleiterhersteller Infineon einen internationalen CRA-Webinartag. Das Interesse war groß – mit rund 500 Teilnehmern aus Europa, Asien und Nordamerika.
Der Vortrag von Stefan Würth, Head of Industrial and Automotive Cyber Security bei TÜV SÜD Product Service, verdeutlichte die zentrale Bedeutung des CRA für die Industrie – insbesondere im Hinblick auf die kommenden Zertifizierungspflichten und die erheblichen Sanktionen bei Nichteinhaltung. Ein deutlicher Weckruf für betroffene Unternehmen, die Umsetzung der Konformitätsanforderungen nicht länger aufzuschieben.
Wertvolle Orientierung im komplexen Geflecht neuer EU-Vorgaben wie CRA, NIS-2 und ETSI/RED bot Dr. Sergejs Rogovs, Chief Engineer Cyber Security bei 1ACUE. Im Mittelpunkt standen praxisnahe Antworten auf zentrale Fragen: Welche Richtlinien gelten für wen? Wie gelingt eine rechtssichere Risikoanalyse? Welche Produkte sind betroffen? Wie lässt sich Compliance effizient absichern? Dabei wurde klar, wer regulatorische Anforderungen nicht nur erfüllen, sondern strategisch nutzen will, ist mit einem spezialisierten Partner wie 1ACUE bestens aufgestellt.
Einen besonderen Wissensvorsprung erhielten die Teilnehmenden vor allem durch die Impulse von Dr. Detlef Houdeau, Senior Director Business Development bei Infineon Technologies, mit Blick auf einer von der EU-Kommission eingesetzten Expertengruppe zur Definition der Risikoklassen elektronischer Bauteile, an der Infineon mitwirkt. Als Referent im Webinar gab er exklusive Einblicke in die laufenden Standardisierungsarbeiten und damit einen Ausblick auf das, was Elektronikhersteller bis Ende 2025 erwartet.
Als Bindeglied zwischen über 250 Herstellern und mehr als 40.000 Kunden weltweit unterstützt Rutronik seine Partner nicht nur bei der Komponentenversorgung, sondern zunehmend auch bei regulatorischen Herausforderungen. Dazu gehören unter anderem:
Unterstützung bei der vorläufigen Risikoeinschätzung von Komponenten
Beratung zu neuen Dokumentations-, Melde- und Updatepflichten
Zugriff auf verlässliche Lieferanteninformationen
Intern geschulte Teams für CRA-relevante Prozesse
„Wir sehen uns als Brückenbauer zwischen Technologielieferanten, Gesetzgebung und OEMs“, sagt Bernd Hantsche, Vice President Technology Competence Center bei Rutronik. „Der CRA stellt viele unserer Kunden vor große Herausforderungen – aber auch vor die Chance, ihre Prozesse zukunftssicher und resilient aufzustellen. Dabei begleiten wir sie aktiv.“
Fazit: Cybersicherheit als Standortfaktor
Trotz des hohen Aufwands sieht Rutronik im CRA eine Chance für Hersteller, sich langfristig über Qualität und Sicherheit zu differenzieren. Während besonders außereuropäische Anbieter ihre EUStrategie möglicherweise neu bewerten, profitieren Unternehmen mit frühzeitig angepassten Prozessen von erhöhter Marktzugangssicherheit – und dem Vertrauen ihrer Kunden.