Fachbeitrag Biomethan an den Markt!


Ab ins Netz: Der Handel mit Biomethan wird immer attraktiver.

Bild: BMP Greengas
03.09.2013

Aufbereitetes Biogas kann die erneuerbare Stromversorgung unterstützen. Auch als Kraftstoff erfreut es sich wachsender Beliebtheit. Damit steigt auch die Attraktivität des Biomethanhandels.

Biomethan ist ein Energieträger, der Wärme und Strom bedarfsgerecht produzieren kann und im Gegensatz zu Wind- oder Solarenergie speicherbar und grundlastfähig ist. Deshalb spielt es gemeinsam mit anderen erneuerbaren Energien bei der Energiewende eine wichtige Rolle. Vor allem aber ist die Stromerzeugung durch Biomethan steuerbar, so dass es die Stromnachfrage decken kann, die durch Wind und Sonne nicht ausreichend konstant gewährleistet ist. Die gewachsene Bedeutung von Biomethan zeigt sich an der Menge der Anlagen, die auf Erdgasqualität aufbereitetes Biogas, also Biomethan, in das deutsche Erdgasnetz einspeisen: Von zwei Anlagen 2006 stieg diese Zahl auf 107 im Jahr 2012. Unter den gut 7500 Biogasanlagen in Deutschland machen sie damit nur etwas mehr als ein Prozent aus, doch die Tendenz dieses Energieträgers zeigt weiter stark nach oben.

Biomethan als Kraftstoff

Als Energieträger bietet Biomethan viele Verwertungspfade: So wird es als Kraftstoff an Erdgastankstellen, für die Wärmeerzeugung bei Privatkunden sowie für Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) genutzt. Dadurch ist es sowohl für Betreiber von Blockheizkraftwerken (BHKW) als auch für Stadtwerke und Energieversorger sowie für Tankstellenbetreiber attraktiv. Für den Kraftstoffmarkt ist Biomethan interessant, weil es physikalisch und chemisch identisch mit herkömmlichem Erdgas ist. Dadurch kann es Erdgas als Kraftstoff beigemischt oder in Reinform getankt werden. Allein im vergangenen Jahr ist der Anteil an Biomethan gegenüber herkömmlichem Erdgas von sechs auf über 15 Prozent gestiegen und mittlerweile an etwa jeder dritten Erdgastankstelle in Deutschland erhältlich. Die Berliner Stadtreinigung (BSR) beispielsweise betankt neuerdings ihre Müllfahrzeug-Flotte mit Biomethan, das aus Bioabfällen in der unternehmenseigenen Aufbereitungsanlage stammt und dann ins Erdgasnetz eingespeist wurde. Biomethan als Kraftstoff ist nahezu CO 2-neutral und punktet gegenüber Benzin als Kraftstoff nicht nur in Bezug auf die Umweltbilanz, sondern ist aufgrund der Steuerbefreiung auch nur etwa halb so teuer. Die Bundesregierung möchte den Einsatz von Biomethan im Kraftstoffmarkt fördern und befreit es von der Energiesteuer in Höhe von 1,39 Cent pro Kilowattstunde. Abgesehen vom Erdgaskraftstoffverkauf können Erdgastankstellenbetreiber durch den Verkauf von Biomethan also zusätzliche Einnahmen generieren.

Biomethan im BHKW

Die derzeit bedeutendste und lukrativste Verwertung von Biogas und Biomethan ist jedoch der KWK-Einsatz in BHKW. 2011 wurden bereits rund 18.000 Gigawattstunden Strom - also etwa 3,5 Prozent des gesamten bundesweiten Stromverbrauchs - und 243 GWh Wärme aus Biogas erzeugt. Während Biogas im BHKW in unmittelbarer Nähe zur Aufbereitungsanlage genutzt werden muss, steht Biomethan ortsunabhängig über das Erdgasnetz bundesweit zur Verfügung. Besonders für Erdgas-BHKW, die nach sechs Jahren oder 30.000 Betriebsstunden aus der KWK-Förderung herausfallen, ist der Weiterbetrieb mit Biomethan wirtschaftlich attraktiv.

Handel mit Biomethan

Insgesamt beteiligt sich eine Vielzahl an Marktteilnehmern an der Wertschöpfungskette von Biomethan: Von der Bereitstellung biogener Stoffe durch Landwirte oder Entsorgungsbetriebe über Investoren, Energieversorgungsbetriebe und Stadtwerke und Netzbetreiber bis hin zu den Abnehmern des Biomethans wie BHKW- oder Tankstellenbetreiber und Contractoren. Außerdem kann der Produzent den Transport und die Vermarktung des Biomethans an einen spezialisierten Händler übertragen und seine Risiken erheblich reduzieren. Da Händler ihre Mengen von zahlreichen verschiedenen Erzeugern beziehen, sind sie in der Lage, ein umfangreiches Portfolio aufzubauen. So können sie auch dem Abnehmer Biomethan in unterschiedlichen Mengen und Qualitäten anbieten. Der Händler kann das Biogas entweder noch vor der Einspeisung, also direkt nach Erzeugung in der Anlage erwerben und somit seinem Bilanzkreis zuordnen. Eine zweite Möglichkeit ist, es an einem Virtuellen Handelspunkt (VHP) von einem anderen Händler zu übernehmen. Dabei handelt es sich um einen rein fiktiven Lieferpunkt, an dem Biomethan vom Bilanzkreis eines Händlers in den eines anderen übergeht. In beiden Fällen ist ein Bilanzkreisvertrag zwischen Händler und marktgebietsverantwortlichem Netzbetreiber obligatorisch. Außerdem erfordert die Einspeisung des Biomethans einen Netzanschluss- und Nutzungsvertrag zwischen der produzierenden Anlage und dem Einspeisenetzbetreiber. Darüber hinaus bedarf es eines Einspeisevertrages zwischen dem Netzbetreiber und dem Händler als Transportkunden, um die Biomethanmengen vom physischen Einspeisepunkt einem Bilanzkreis zuordnen zu können. Zuletzt ist ein Lieferantenrahmenvertrag zwischen dem Händler oder dem Transportkunden und dem Ausspeisenetzbetreiber notwendig. Er berechtigt den Händler zur physischen Ausspeisung sowie zur Nutzung der Gasnetze in einem Marktgebiet.

Einwandfreie Herkunft

Bei jeder Biomethan-Nutzung ist es grundsätzlich wichtig, seine biogenen Eigenschaften über einen Herkunftsnachweis zu belegen. Dieser Herkunftsnachweis ist unerlässlich, wenn der verstromende Letztverbraucher für die durch Biomethan erzeugte Strommenge die EEG-Vergütung erhalten will. Dafür müssen Biomethanmengen und -qualitäten nachvollziehbar, rechtssicher und verlässlich von der Erzeugung bis zur Verwendung dokumentiert werden. Hierfür hat die Deutsche Energie-Agentur einen bundesweit einheitlichen Dokumentationsstandard eingeführt: Demnach prüft ein unabhängiger Umweltgutachter oder Auditor die Biogasanlage und die Produktion vor Ort und bestätigt die Menge, die biogenen Eigenschaften und die Herkunft des Produktes. Danach kann die so zertifizierte Menge weitergehandelt oder bei Nutzung durch den Letztverbraucher ausgebucht werden.

Potenzial noch nicht ausgeschöpft

Trotz seiner positiven Eigenschaften führt Biomethan im Vergleich zu anderen Energieträgern ein Nischendasein. Sein Potenzial wird zum aktuellen Zeitpunkt noch längst nicht ausgeschöpft. Doch durch die Herausforderungen der Energiewende und die Ziele der Bundesregierung an die Energie- und Kraftstoffversorgung und die damit von der Politik eingesetzten Anreize werden Biogas und Biomethan als Energieträger eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Energiewende einnehmen.

Weitere Informationen

[1] Dena: Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix, Februar 2011 [2] Dena: Biomethan als Kraftstoff: Quotenübertragung, Februar 2011

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