Nutzen und Herausforderungen Batteriepässe: Die Schlüssel zur Nachhaltigkeit in der Batteriewertschöpfungskette

In der Studie „The Value of the EU Battery Passport“ wurde unter anderem untersucht, inwiefern ein europäischer Batteriepass für mehr Nachhaltigkeit in der Batteriewertschöpfungskette sorgen könne.

Bild: Acatech
16.04.2024

Ein Konsortium aus elf führenden internationalen Organisationen aus Industrie, Technologie und Wissenschaft hat die Veröffentlichung der Studie „The Value of the EU Battery Passport“ bekannt gegeben, die Nutzen und Herausforderungen des digitalen Produktpasses für Batterien beleuchtet und dessen strategische Bedeutung für Unternehmen und politische Entscheidungsträger gleichermaßen unterstreicht. Im Folgenden können sie die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie einsehen.

Die Studie „The Value of the EU Battery Passport“ wurde vom Battery-Pass-Projekt mit Kofinanzierung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) entwickelt und stellt die erste umfassende Analyse der Vorteile und Herausforderungen von Batteriepässen für Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette, politische Entscheidungsträger und Verbraucher dar. Es wird detailliert untersucht, wo und wie ein wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Mehrwert durch die Einführung von Batteriepässen geschaffen werden kann, die von der EU-Batterieverordnung gefordert werden, um die Transparenz, Kreislauffähigkeit und Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette von Batterien zu erhöhen.

Die Studie beschreibt auch die Herausforderungen, mit denen Unternehmen je nach Art und Größe jetzt oder in Zukunft konfrontiert werden könnten. Ziel ist es, ein realistisches Bild von der Wertschöpfung des Digitalen Produktpasses (DPP) für Batterien zu zeichnen und die strategische Auseinandersetzung mit dem Thema Batteriepass durch die betroffenen Akteure zu fördern.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie

Batteriepässe bieten eine strategische Möglichkeit für Unternehmen, Wert zu schaffen, digitale und grüne Märkte zu fördern und nachhaltige Geschäftsmodelle einzuführen. Die Studie legt unter anderem nahe, dass Batteriepässe in Zukunft Kosten für technische Tests bei Batteriewiederaufbereitern um circa 2 bis 10 Prozent, und die Vorverarbeitungs- und Aufbereitungskosten bei Recyclern um 10 bis 20 Prozent verringern könnten. Zudem könnten die Verwertungsquoten um 1 bis 2 Prozent verbessert und jährlich durch die verlängerte Lebensdauer von Batterien in der EU circa 370 bis 1.300 kt CO2 eingespart werden.

Politische Entscheidungsträger spielen eine zentrale Rolle bei der Verwirklichung der Vorteile von Batteriepässen, indem sie effiziente regulatorische Bedingungen schaffen. Diese könnten wiederum die Kosten für betroffene Unternehmen minimieren und kleine und mittlere Unternehmen unterstützen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass durch die Einführung von Batteriepässen bei der Abmeldung von Fahrzeugen und bei Exportverfahren potenziell etwa 5 bis 20 Prozent der Nachfrage für Batterieaktivmaterial der für 2045 prognostizierten Batterien für Elektrofahrzeuge in Europa erschlossen werden könnten.

Verbraucher können von den Batteriepässen profitieren, indem sie in die Lage versetzt werden, beim Kauf oder Verkauf von Batterien besser informierte Entscheidungen zu treffen, vorausgesetzt, es werden wirksame Kommunikationsstrategien umgesetzt.

Stimmen zum Batteriepass

Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMWK, sagt: „Die Bundesregierung unterstützt die Elektromobilität und das Ziel, eine wettbewerbsfähige, nachhaltige Batterieproduktion in Europa zu schaffen. Transparentere Batteriewertschöpfungsketten, die durch den digitalen Batteriepass ermöglicht werden, sind dafür unerlässlich. Deshalb fördern wir seit 2022 das Battery-Pass-Projekt. Dessen aktuelle Studie unterstreicht, wie wichtig die regulatorische Unterstützung für die Einführung des digitalen Produktpasses ist. Sie hat einen wertvollen Einfluss auf die Gestaltung künftiger politischer Maßnahmen zur Förderung von Transparenz, Effizienz und Umweltverträglichkeit im Batteriesektor.“

Die Analyse und Bewertung des Batteriepasses zeigt zwölf Anwendungsfälle entlang der Wertschöpfungskette auf. Zusätzlich wird eine erste quantitative Beurteilung für drei dieser Anwendungsfälle vorgenommen: verbesserte Bewertung des Restwerts, gesteigerte Effizienz im Recyclingprozess und eine intensivierte Rückgewinnung von Batterien am Ende ihrer Lebensdauer. Die Studie beleuchtet die Vorteile des Batteriepasses, benennt jedoch auch mögliche Herausforderungen und Implementierungskosten. Zudem werden Maßnahmen vorgestellt, die über die aktuellen gesetzlichen Anforderungen hinausgehen, um zusätzliche Wertschöpfung zu erschließen.

Tilmann Vahle, Leiter des Battery Pass Konsortiums und Direktor für nachhaltige Mobilität und Batterien bei Systemiq, sagt: „Das Battery-Pass-Konsortium betritt mit der Bewertung von Anwendungsfällen von Batteriepässen in der Industrie Neuland. Nach intensiver Zusammenarbeit mit den Akteuren der Branche, um unsere Analyse zu validieren, freuen wir uns, dass sich unsere positiven Erwartungen bestätigt haben. Wir mussten aber auch Herausforderungen bei der Umsetzung von Batteriepässen feststellen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Diese sollten staatliche Unterstützung erhalten. Als nächstes werden wir unsere Bewertung mit einer Analyse auf Systemebene abschließen, die wir im Herbst veröffentlichen werden.“

Josef Schön, Unternehmensstrategie bei Audi, sagt: „Der EU-Batteriepass hat mehrere Vorteile für die gesamte Industrie: wir gewinnen Transparenz über die verwendeten Rohstoffe, ihre Herkunft und die Lieferkette. Das ist wichtig für die Verarbeitung und das anschließende Recycling.“

Hannover Messe

Vom 22. bis 26. April 2024 werden auf der Hannover Messe die Ergebnisse des Battery Passport Value Assessment am Fraunhofer Stand in Halle 2, Stand B24 zu sehen sein. Besucher können dort auch eine interaktive Visualisierung der Auswirkungen des Batteriepasses anhand von drei detaillierten Anwendungsfällen erkunden. Ein interaktives Dashboard wird es Besuchern ermöglichen, die quantitative Modellierung zu erkunden.

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