Freelancer sehen Zukunft im Ausland Auswandern wird attraktiver: Deutschland verliert seine KI-Talente

„Wenn fast jeder zweite Freelancer darüber nachdenkt, Deutschland zu verlassen, ist das kein individuelles Problem mehr, sondern ein strukturelles Versagen",  sagt Thomas Maas, CEO von Freelancermap.

Bild: publish-industry, DALL·E
03.07.2025

48 Prozent der Freelancer im deutschsprachigen Raum denken über Auswandern nach. Als Hauptgründe geben sie dabei bessere Lebensbedingungen, steuerliche Vorteile, die hiesige Politik und weniger Bürokratie an. Auch brisant: 93 Prozent der Auswanderungswilligen arbeiten mit KI – verliert Deutschland seine digitalen c?

Freie Experten und -innen, die an vorderster Front der digitalen Entwicklung stehen, denken über eine Zukunft außerhalb Deutschlands nach. So kommt eine aktuelle Umfrage von Freelancermap, der größten Freelancing-Plattform im deutschsprachigen Raum, zum Ergebnis, dass sich die Stimmung unter den Freelancern zwar leicht verbessert, trotzdem viele von ihnen darüber nachdenken, Deutschland zu verlassen. Somit wandert auch das Know-how aus der Bundesrepublik ab, was gerade in der derzeitigen KI-Transformation fatale Folgen haben kann. 

Auswanderungspläne trotz positiverer Tendenz

So ziehen 48 Prozent der insgesamt 1752 befragten Freelancer einen Umzug ins Ausland in Betracht. Neun Prozent haben den Schritt bereits vollzogen, weitere acht Prozent planen ihn konkret. Im Vergleich zur Vorjahresbefragung verbessern sich die Werte zwar leicht (2024: 54 Prozent in Erwägung, 14 Prozent mit konkreten Plänen), doch die strukturellen Probleme bleiben: fehlende Rechtssicherheit, steuerliche Belastung und mangelnde politische Perspektiven für Selbstständige. Es gibt dabei auch positive Entwicklungen: Lag 2024 der Anteil derer, für die eine Auswanderung nicht infrage kommt, bei nur 22 Prozent, erhöhte sich dieser Wert nun deutlich auf 35 Prozent.

KI-Abwanderung droht

Deutschland könnte ein starker KI-Standort sein, die Voraussetzungen sind da: Laut Freelancer-Kompass 2025, der größten Befragung von Freelancern, Freiberuflern und Selbstständigen im deutschsprachigen Raum, setzen sich 77 Prozent der Freelancer mit KI-Tools auseinander. Bei den Auswanderungswilligen sind es laut aktueller Umfrage sogar 93 Prozent. Gerade im Bereich KI sind viele Freelancer tätig – das macht ihre potenzielle Abwanderung besonders kritisch für den Innovationsstandort. Noch sagt mit etwa 77 Prozent die Mehrheit der Kund:innen, teilweise bis hauptsächlich für Kunden in Deutschland zu arbeiten. Ganze 18 Prozent geben an, derzeit kein Projekt zu haben, weitere sechs Prozent arbeiten hauptsächlich für Kunden aus dem Ausland.

Politik schreckt ab, Ausland lockt

Sowohl bei der Umfrage 2024 als auch in der aktuellen Ausgabe gab etwa jeder zehnte Freelancer an, bereits ausgewandert zu sein. Unter den Befragten sind dafür mit 42 Prozent die besseren Lebensbedingungen das Hauptargument. Dahinter folgen mit knapp 38 Prozent steuerliche Vorteile, circa 37 Prozent nannten politische oder gesellschaftliche Gründe. Neben dem Wunsch nach weniger Bürokratie (34 Prozent) gab noch jede:r vierte Solo-Selbstständige die geringere Gefahr der Scheinselbstständigkeit (25 Prozent) an und jede:r fünfte bessere berufliche Chancen (20Prozent). 

Es braucht eine politische Wende!

„Wenn fast jeder zweite Freelancer darüber nachdenkt, Deutschland zu verlassen, ist das kein individuelles Problem mehr, sondern ein strukturelles Versagen",  sagt Thomas Maas, CEO von Freelancermap. „Freelancer wollen arbeiten, gestalten, mit KI vorangehen. Aber sie stoßen auf politische Hürden, wo eigentlich Rückenwind nötig wäre. Dabei ist Freelancing nicht weniger als ein Zukunftsmodell und Innovationsbringer. Wir müssen es ermöglichen, das genau diese Menschen, die Verantwortung übernehmen, sich weiterbilden, Innovation leben, dass auch in Deutschland tun können".

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