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Interview über Greifer für Medizintechnik und Pharmaindustrie „Wir lassen niemals etwas fallen“

Zimmer Group

Maik Decker, Produktmanager der Zimmer Group: „Das Ziel der Medizin- und Pharmahersteller ist, die Pneumatik hier komplett zu eliminieren.“

Bild: Zimmer Group
29.04.2021

Greifer müssen in der Medizintechnik und Pharmaindustrie oft hochsensible, teure oder toxische Proben und Objekte handhaben. Worauf es bei Greifern in diesen Einsatzzwecken besonders ankommt, erläutert Maik Decker, Produktmanager der Zimmer Group, im Gespräch mit A&D.

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Brauchen Greifer im Pharma- und Medizinbereich erhöhte Safety-Funktionen, so dass beispielsweise bei Problemen oder Stromausfall hochinfektiöse Proben nicht fallen gelassen werden?

Ja! Stellen Sie sich doch nur einmal vor, eine Probe geht verloren, wird kontaminiert oder das kostbare Krebsmittel, abgefüllt in Glasfläschchen, mit einem Verkaufswert von über 10.000 Euro zerberstet auf dem Boden. Hier bieten unsere elektrischen Greifer einen riesigen Vorteil. Sie sind mit einer mechanischen Greifkraftsicherung ausgestattet, welche einen sicheren Halt des gegriffenen Produktes gewährleistet – auch im stromlosen Zustand. Ein weiteres Plus, auch wenn man hier vielleicht nicht von einer klassischen Safety-Funktion sprechen kann, ist, dass wir zum Beispiel bei unserem GEP2000-Greifer keine „Referenzfahrt“ nach einem Not-Halt benötigen. Dadurch wird vermieden, dass beispielsweise eine Probe bei einem Neustart der Maschine verlorengeht, weil der Greifer auf „Referenz“ fährt und dazu seine Backen beziehungsweise Finger öffnen muss.

Sind Greifer für Medizintechnik aus anderen Materialien – um beispielsweise Oxidation oder Bildung von Bakterien zu verhindern?

Das kann man pauschal so nicht behaupten. Je nachdem, um welches zu handhabende Produkt es sich handelt, sind die Ansprüche unterschiedlich. In den meisten Fällen reicht ein Standardgreifer aus, aber es gibt natürlich auch Anwendungen bei denen Greifer mit aggressiven Medien gereinigt werden müssen, um eine Keimbildung auszuschließen. Hier gehen wir dann auf unsere Kunden ein und liefern direkt auf diese Bedürfnisse angepasste Greifer, die zum Beispiel keine Hinterschnitte haben oder aus den resistentesten Materialien gefertigt wurden, wie beispielsweise PEEK oder Edelstahl.

Sind in Reinraumbedingungen und hochsensiblen medizintechnischen Applikationen nur elektrische Greifer möglich, um die Gefahr austretender Druckluft zu minimieren?

Das ist sicherlich ein wichtiger Grund, da eine Pneumatik-Peripherie nie zu 100 Prozent dicht ist und der Raum dadurch kontaminiert werden kann. Deshalb ist es auch das Ziel der Medizin- und Pharmahersteller, die Pneumatik hier komplett zu eliminieren. Bei Achsen wurde dies fast vollständig umgesetzt, bei Greifern war bisher die Leistungsdichte zu gering, sprich die Greifer waren zu groß und zu schwach, um dies zu realisieren. Mit unseren GEP-Greifern bieten wir nun dafür einen adäquaten Ersatz, welcher zusätzlich noch weitere Vorteile gegenüber der Pneumatik mit sich bringt, wie zum Beispiel eine Zyklenüberwachung, die eingebaute Sensorik oder die Positionierbarkeit.

Was muss bei den Schmierstoffen für Greifer in der Medizin- und Pharmatechnik beachtet werden – und sind hier kürzere Wartungszyklen notwendig?

Greifer in sensiblen Applikationen werden mit einem speziellen Fett geschmiert, welches für die Medizin- und Pharmatechnik zugelassen ist. Ein kürzeres Wartungsintervall entsteht dadurch nicht. So erreichen wir beispielsweise mit den Greifern der Serie GEP2000 die gleichen Wartungsintervalle wie bei der Verwendung unseres Standardschmierstoffs. In unserem Testlabor erreichen beide Varianten ohne Nach­schmierung 10 Millionen Greifzyklen.

Sind Greifer im Medizinbereich der Benchmark, weil hier extrem präzises und feinfühliges Greifen notwendig ist?

Was in der Medizin- und Pharmatechnik wichtig ist, wie zum Beispiel eine Medienresistenz, ist in der Montagetechnik oftmals irrrelevant. Deshalb fällt es mir schwer zu sagen, nur unser bester Greifer kommt hier zum Einsatz. Es ist uns viel wichtiger für jede Applikation den passenden Greifer zu bieten. Alle unsere Greifer haben den Anspruch auf den Benchmark, denn sie sind bereits im Standard-Bereich auf solche Anwendungsfälle abgestimmt. Natürlich lassen sich unsere Greifer noch auf kundenspezifische Bedürfnisse anpassen, damit so jeder Kunde seinen individuellen Benchmark erhält.

Benötigen Greifer für reine Umgebungen wie Medizintechnik spezielle Absauganschlüsse?

In der Medizintechnik wurde dies von uns bisher noch nicht gefordert. Einen solchen Anschluss können wir aber realisieren. In anderen Branchen haben wir diesen jedoch bereits erfolgreich in einen Greifer implementiert. Ich rate in den Fällen, in denen eine Kontaminierung auf ein Minimum reduziert werden soll, zu einer Protektorvariante. Die Protektorvariante bietet einen höheren IP-Schutz – denn wo nichts hereinkommt, kommt auch nichts heraus. Ein Vorteil bei dieser Lösung ist, dass keine zusätzlichen Schläuche verlegt werden müssen und keine Vakuumpumpe notwendig ist.

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