Systemintegration Windenergie bereit für Regelleistung

Windparks könnten künftig Regelenergie zur Stabilisierung des Stromnetzes bereitstellen. Dafür haben die Übertragungsnetzbetreiber Rahmenbedingungen festgelegt.

Bild: Enertrag
10.01.2016

Demnächst können auch Windparks Dienstleistungen im Strommarkt anbieten. Ein neues technisches Verfahren ermöglicht es, Sekundär- und Minutenreserven anzubieten.

Das Windenergieunternehmen Enertrag hat mit zwei Partnern in den letzten 15 Monaten ein neues technisches Verfahren entwickelt, um mit Windenergie am Sekundär- und Minutenreservemarkt teilzunehmen. Projektteilnehmer waren der Direktvermarkter Green Energy Systems (Gesy) und die Stadtwerke-Kooperation Trianel. Das Verfahren wurde an unterschiedlichen Windkraftanlagen von Enertrag getestet und geht über das herkömmliche Zusammenschalten von Windanlagen in einem virtuellen Kraftwerk hinaus. Es ermöglicht die genaue Ermittlung von Einspeiseleistungen und damit eine hohe Prognosequalität.

Ende 2015 haben die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber einen Leitfaden zur Präqualifikation von Windenergieanlagen veröffentlicht, damit diese auch Regelleistung anbieten können. „Mit der Veröffentlichung des Leitfadens sind die Weichen für eine weitere Integration der erneuerbaren Energien in die Regelenergiemärkte gestellt“, sagt Matthias König, Vorstand von Enertag. Technisch sei die Teilnahme von Windenergie an den Regelenergiemärkten kein Problem. Tests mit unterschiedlichen Anlagen des Unternehmens verliefen positiv. „Die Windkraft hat das Potenzial, über die Regelenergiemärkte eine größere Systemverantwortung und traditionelle Aufgaben der konventionellen Erzeugung für die Versorgungssicherheit in Zukunft zu übernehmen.“ Das Windenergieunternehmen verfügt über große Windparks mit direktem Anschluss an das europäische Verbundnetz, eigene Umspannwerke, eine zentrale Leitwarte und die Steuerungssoftware „PowerSystem“. „Technisch erfüllen wir damit bereits heute die regulatorischen Vorgaben der Übertragungsnetzbetreiber.“

Eine wesentliche Frage ist für Stefan Sewckow, Bereichsleiter Trading und Origination bei Trianel, allerdings noch unbeantwortet: Die Übertragungsnetzbetreiber lassen den künftigen Umgang mit Einspeisemanagement-Maßnahmen (EisMan) ungeklärt. „Uns fehlen klare Regelungen, wie EisMan und Regelenergievermarktung zusammen gehen können. Noch völlig offen ist, wie mit der Vorhalteverpflichtung und der Erbringung von Regelenergie bei Eingriffen durch EisMan-Schaltungen überhaupt zu verfahren ist“, kritisiert Sewckow.

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