Gaslage in Deutschland Wie erfolgreich verlief die Gasversorgung 2022?

Die Gaskrise hat die Bundesrepublik letztes Jahr völlig unvorbereitet getroffen. Die Bundesnetzagentur zeigt nun, wie sich Deutschland geschlagen hat.

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16.01.2023

Wie viel Gas hat Deutschland importiert und wie viel exportiert? Ist der Gasverbrauch gestiegen oder gesunken? Wie ist der Gasspeicherfüllstand? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert nun die Bundesnetzagentur.

Die Bundesnetzagentur hat die Jahreszahlen zur Gasversorgung für das Jahr 2022 veröffentlicht.

Gasimporte und Gasexporte

Insgesamt wurden im Jahr 2022 1.449 TWh (2021: 1.652 TWh) Erdgas nach Deutschland importiert. Die größten Mengen kamen aus Norwegen (33 Prozent) und mit 22 Prozent (2021: 52 Prozent) aus Russland.

Die Gaslieferungen aus Russland sind im Jahresverlauf zurückgegangen. Während noch bis Mitte Juni täglich rund 1,7 TWh über die Nord Stream 1 geliefert wurden, reduzierten sich die Lieferungen erst um 60 Prozent, dann um 80 Prozent und sanken Anfang September schließlich auf 0 TWh. Die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland konnten teilweise durch zusätzliche Importe, unter anderem über die Niederlande, Belgien und aus Norwegen kompensiert werden.

Gleichzeitig reduzierten sich die Exporte in die Nachbarländer, unter anderem aufgrund einer geringeren Gasnachfrage. Insgesamt exportierte Deutschland im Jahr 2022 rund 501 TWh (2021: 749 TWh) Erdgas. Dies führte dazu, dass im Saldo mit 948 TWh mehr Erdgas in Deutschland zur Verfügung stand als im Jahr 2021 (902 TWh).

Gasverbrauch gesunken

Deutschland hat 2022 viel Gas gespart. Im Vergleich zum Durchschnittsverbrauch in den vergangenen vier Jahren ist der Erdgasverbrauch um 14 Prozent zurückgegangen. Der Rückgang des Verbrauchs in der Industrie gegenüber den Vorjahren betrug 15 Prozent. Private Haushalte und Gewerbebetriebe sparten mit 12 Prozent ein. In den Monaten Oktober bis Dezember lag der Verbrauch der Industrie 23 Prozent und der Verbrauch von privaten Verbrauchern und Gewerbetreibenden 21 Prozent unter den Vorjahren.

Einen großen Einfluss auf den Gasverbrauch hatten die Temperaturen. Sie wirkten insgesamt verbrauchsmindernd im Vergleich zu den Jahren 2018 bis 2021. In Mittel lagen die Temperaturen im Jahr 2022 1,1 °C über dem Durchschnitt der letzten vier Jahre. Sie lagen im Oktober 2,3 °C und im November 1,1 °C über dem Monatsmittel. Der Dezember hingegen war mit 1,8 °C Durchschnittstemperatur deutlich kälter als in den Vorjahren und lag 1,4 °C unter dem Vergleichswert.

Gasspeicher schneller befüllt

Die gesetzlichen Füllstandsvorgaben für die Speicher zum Stichtag 1. Oktober (85 Prozent) und 1. November (95 Prozent) wurden jeweils übertroffen. Bereits Anfang September waren die Speicher zu 85 Prozent gefüllt und erreichten am 12. Oktober einen Füllstand von 95 Prozent.

Seit dem 1. April wurde überwiegend eingespeichert, bis die Speicher am 13. November 2022 schließlich zu 100 Prozent gefüllt waren. Aktuell sind die Speicher zu 90,72 Prozent gefüllt. Das ist ein ungewöhnlich hoher Wert. Die Befüllung der Gasspeicher wird wegen der verbleibenden Unsicherheiten der deutschen Gasversorgung auch im Jahr 2023 eine Herausforderung.

Gaspreise gestiegen

Seit März 2022 hat sich der Gaspreis im Gasgroßhandel vervielfacht. Ihren vorläufigen Höchststand erreichten die Großhandelspreise Ende August mit 315,9 Euro je MWh an der Energiebörse EEX. Sie waren damit etwa viermal so hoch wie vor Ausbruch des russischen Krieges in der Ukraine.

Bis November fielen die Preise wieder deutlich und erreichten mit 22,4 Euro je MWh am 01. November 2022 den niedrigsten Stand des Jahres. Zum Jahreswechsel lag der Großhandelspreis mit 63,8 Euro je MWh. Dies liegt leicht unter den erwarteten Großhandelspreisen für das Jahr 2023, die zuletzt bei 88,7 Euro je MWh lagen.

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