Die Rohstoffe liegen quasi vor der Haustür – Müll. Selbst die UN sagt: „Die Welt muss das Abfallzeitalter hinter sich lassen und Müll in Ressourcen verwandeln.“ Rohstoffrückgewinnung, das ist der Ansatz von „Urban Mining“, im Speziellen von „Waste-to-Energy. Dabei wird durch thermische Behandlung Abfall in Strom und Wärme umgewandelt. So wird Müll nicht nur entsorgt, sondern in den Ressourcenkreislauf zurückgeführt.
Enormer Bedarf: Weltweit fehlen Tausende Waste-to-Energy-Anlagen
Angesichts der urbanen Entwicklung und ihrer Herausforderungen ist der Bedarf an Waste-to-Energy-Anlagen groß. Laut der Umweltberatung Ecoprog existierten Anfang 2024 weltweit über 2.800 Waste-to-Energy-Anlagen, die eine jährliche Verarbeitungskapazität von 576 Millionen t besitzen – das entspricht 16,5 Prozent des globalen Siedlungsmülls.
Um nur die Hälfte der 1,3 Milliarden t kommunalen Abfalls, die weltweit auf umweltschädlichen Deponien landen, durch Waste-to-Energy sicher und sauber zu behandeln, bräuchte es zusätzlich rund 3.160 Anlagen. So viele, wie es in acht Jahren lediglich insgesamt geben wird: Bis 2033 sieht Ecoprog einen Anstieg auf rund 3.100 Anlagen mit einer Gesamtkapazität von etwas mehr als 700 Millionen t.
Gewinn-Potenzial: Waste-to-Energy-Anlagen arbeiten wirtschaftlich
Eine moderne Anlage mit 150.000 t Jahreskapazität erzielt etwa 20 Millionen Euro jährlich – 15 Millionen aus Entsorgungsgebühren (circa 100 Euro/Tonne) und 5 Millionen aus Energieverkäufen. Die Investitionskosten liegen bei rund 100 Millionen Euro, mit einer Amortisationszeit von 10 bis 12 Jahren. Die interne Rendite (IRR) beträgt 6 bis 12 Prozent, erreicht durch stabile Einnahmen, Förderprogramme und Zusatzerlöse wie Metallrückgewinnung oder CO2-Zertifikate. Besonders wirtschaftlich sind Anlagen in Städten mit gesicherter Abfallmenge und Wärmenetzanschluss.
Im Vergleich erhalten Recyclinganlagen geringere Gate Fees (60 bis 80 Euro/Tonne), erzielen weniger Energieerlöse und sind abhängig von schwankenden Rohstoffpreisen. Laut der International Solid Waste Association (ISWA) liegt ihre Rendite meist bei 2 bis 6 Prozent, abhängig von Standort und Technologie.
Vielversprechender Ausblick: Urban Mining und Waste-to-Energy als Schlüssel für die Stadt der Zukunft
Waste-to-Energy ist mehr als eine Entsorgungslösung, es ist Teil eines neuen Verständnisses im Umgang mit urbanen Ressourcen. Immer mehr Städte begreifen ihren Abfall nicht länger als Belastung, sondern als wertvolles Rohstofflager. Dabei wird die thermische Verwertung zum energetischen Bestandteil des Urban Mining.
Gerade für internationale Megastädte und schnell wachsende Ballungszentren leistet diese Technologie einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung. Sie reduziert nicht nur die Menge des zu deponierenden Abfalls, sondern liefert gleichzeitig lokal erzeugte Energie. Das entlastet sowohl Umwelt als auch Infrastruktur und stärkt damit die urbane Resilienz. Die Zukunft liegt im Abfall – wenn wir ihn klug und verantwortungsvoll nutzen.