Digitalisierung braucht Vertrauen und Kontrolle

Strategische Autonomie: Wie souveräne KI Wettbewerbsfähigkeit sichert

Souveräne KI stärkt Datensicherheit: Digitale Systeme bleiben unter eigener Kontrolle und schützen sensible Informationen vor externem Zugriff.

Bild: ChatGPT, publish-industry
11.11.2025

Souveräne KI soll die technologische Unabhängigkeit und die Datensicherheit stärken. Ob in der Verwaltung, der Medizin, den Finanzen oder der Industrie – Dell Technologies zeigt Unternehmen und Behörden, wie sie die Kontrolle über ihre KI-Systeme behalten und Risiken reduzieren können.

Die globale Digitalökonomie erlebt derzeit eine Phase tiefgreifender Neuorientierung. Handelsstreitigkeiten oder fragile Lieferketten haben in den vergangenen Jahren gezeigt, wie verwundbar Unternehmen tatsächlich sind. In puncto Künstliche Intelligenz geht es um die Frage, wer die Kontrolle über Daten, Modelle und Infrastrukturen besitzt und wer damit letztlich über Innovationsfähigkeit, Sicherheit und Wettbewerbsstärke entscheidet. Souveräne KI beschreibt genau diesen Anspruch: Die Fähigkeit, Systeme unabhängig zu entwickeln und zu betreiben, ohne sich zu sehr auf einzelne Anbieter und Plattformen verlassen zu müssen. Ziel ist es, strategische Risiken zu reduzieren, technologische Handlungsfähigkeit zu bewahren und gleichzeitig die Resilienz zu erhöhen.

Diese Branche profitieren besonders von souveräner KI:

Öffentliche Hand: Während EU-Staaten wie Estland oder Finnland zeigen, wie effizient und bürgernah eine digitale Verwaltung funktionieren kann, kämpft Deutschland vielerorts noch mit Papierakten, Insellösungen und komplizierten Antragsverfahren. Die Bürger erwarten heute jedoch einen Service, der so unkompliziert und schnell ist wie eine Online-Bestellung: digitale Formulare statt Warteschlangen, automatisierte Freigaben statt monatelanger Bearbeitungszeiten – und das von der Kfz-Zulassung über Baugenehmigungen bis hin zur Unternehmensgründung. In Bezug auf die IT-Infrastruktur sind KI-gestützte Fachverfahren und skalierbare Cloud-Umgebungen dafür unabdingbar. Damit rückt gleichzeitig aber auch die Frage nach der digitalen Souveränität in den Mittelpunkt. Bürger und Unternehmen wollen ihre sensiblen Daten zu Recht geschützt wissen. Eine übermäßige Abhängigkeit von nicht-europäischen Technologieanbietern birgt nicht nur Risiken, sondern kann im Ernstfall auch die staatliche Handlungsfähigkeit einschränken. Ein souveräner Ansatz garantiert, dass personenbezogene Informationen innerhalb geschützter Bereiche bleiben, was Vertrauen schafft.

Medizin und Forschung: Künstliche Intelligenz ist längst Teil des medizinischen Alltags. Die Technologie erkennt Muster, die für das menschliche Auge schwer sichtbar sind, und ermöglicht so frühzeitige und präzisere Diagnosen. Ein automatisierter Befund ist aber nur einer der Vorteile. Ein weiterer ist die Möglichkeit der personalisierten Medizin. Anstatt wie früher eine Standardbehandlung für alle Patienten anzuwenden, rückt die personalisierte Medizin den einzelnen Menschen mit seinen genetischen, biologischen und lebensstilbedingten Merkmalen in den Mittelpunkt. Besonders in der Onkologie, wo das gezielte Ansprechen genetischer Mutationen über den Erfolg oder Misserfolg einer Therapie entscheiden kann, eröffnet diese datenbasierte Medizin völlig neue Möglichkeiten: von der Auswahl der wirksamsten Chemo über personalisierte Immuntherapien bis hin zu Ansätzen in der Wirkstoffentwicklung. Patientendaten gehören jedoch zu den sensibelsten Informationen überhaupt. Souveräne KI-Ansätze ermöglichen es Krankenhäusern, Forschungseinrichtungen und Gesundheitsbehörden, Daten sicher zu verarbeiten und auszuwerten, ohne diese in unsichere Umgebungen zu übertragen.

Finanzbranche: Zu den Branchen, die KI bereits intensiv nutzen, gehören Banken und Versicherer – sei es in der Kundenberatung, der Risikoprüfung oder der Betrugserkennung. KI-Algorithmen können kriminelle Transaktionen beispielsweise in kürzester Zeit erkennen und so Verbraucher und Institutionen gleichermaßen schützen. Sie können auch personalisierte Finanzberatung und Risikomanagement-Tools unterstützen und Dienstleistungen somit zugänglicher und sicherer machen. Gleichzeitig unterliegt kaum eine Branche so strengen und vielfältigen Auflagen wie der Finanzsektor. Banken, Versicherungen und Kapitalmarktakteure müssen sich in einem Umfeld behaupten, das von nationalen und internationalen Regelwerken geprägt ist – von der Geldwäscheprävention über Datenschutzvorgaben bis hin zur Stärkung der Cyberresilienz. Souveräne KI bietet hier einen Ausweg: Sie erlaubt die Nutzung leistungsfähiger Modelle, ohne dass Daten in nicht-europäische Umgebungen ausgelagert werden müssen. Finanzinstitute profitieren so von Echtzeit-Analysen und automatisierten Entscheidungen, während sensible Informationen unter ihrer Kontrolle bleiben.

Industrie: Die industrielle Produktion ist zunehmend datengetrieben. Mithilfe von KI sind heute Anwendungen wie die vorausschauende Wartung, die visuelle Qualitätskontrolle und die Automatisierung kompletter Fertigungsschritte möglich und schaffen damit entscheidende Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig lässt sich mithilfe von GenAI die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine auf eine zuvor nicht gekannten Weise vereinfachen. Roboter erhalten ihre Anweisungen nicht mehr nur über komplexe Codebefehle, sondern direkt in natürlicher Sprache, die das System eigenständig umsetzt. Auch in der Qualitätssicherung eröffnet die Technologie neue Wege. Anstatt aufwendig große Mengen an Bildern von realen Defekten zu sammeln, können Trainingsdaten mithilfe synthetisch erzeugter Bildvarianten ergänzt oder vollständig simuliert werden. Dadurch lernen KI-Systeme, selbst kleinste Fehler wie feine Risse in Werkstoffen oder Unregelmäßigkeiten in Beschichtungen zu erkennen. Was jedoch gerne vergessen wird: Fertigungsunternehmen arbeiten mit sensiblen Daten, die Patente, Produktionsgeheimnisse und anderes geistiges Eigentum enthalten. Diese dürfen nicht frei zugänglich sein. Eine souveräne KI hält alle Informationen sicher innerhalb des eigenen Zuständigkeitsbereichs und schützt sie vor unbefugtem Zugriff.

Fazit

„Ein überstürztes, unüberlegtes Handeln ist nie ein guter Ratgeber – auch nicht in Fragen der digitalen Souveränität. Wer über souveräne Technologien spricht, muss weder seine Systeme komplett abschotten noch muss er KI-Modelle in Eigenregie entwickeln. Vielmehr geht es darum, zu verstehen, welche Abhängigkeiten bestehen, wo Risiken lauern und an welchen Punkten sich ein gesundes Maß an Autonomie herstellen lässt. Unternehmen, die ein KI-Modell über offene APIs einbinden, bewegen sich durchaus im rechtlichen Rahmen, solange sie die Funktionsweise, Datenflüsse und rechtlichen Rahmenbedingungen ihrer Lösung nachvollziehen und steuern können. In Branchen wie dem Gesundheitswesen wiederum wird mit besonders sensiblen Informationen gearbeitet, weshalb Datenschutz und Compliance extrem wichtig sind und Souveränität einen ganz anderen Stellenwert hat“, betont Tim van Wasen, Geschäftsführer von Dell Technologies DACH. „Nur wer seine Abhängigkeiten kennt, kann sie strategisch managen. Souveräne KI ist jedoch keineswegs eine Alles-oder-nichts-Entscheidung, sondern ein Balanceakt zwischen Kontrolle, Effizienz und Innovationsfreiheit.“

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