Produktionsforschung für künftige Gigafactories nimmt Fahrt auf

Startsignal für Europas Batterietechnologie: Forschungsfabrik liefert erste Testzelle

In Münster präsentieren Fraunhofer FFB und Partner die erste funktionsfähige Lithium-Ionen-Zelle, die vollständig in einer europäischen Prozesskette hergestellt wurde.

Bild: iStock, KanawatTH
29.12.2025

In der neuen Forschungsfabrik „FFB PreFab“ in Münster hat die Fraunhofer FFB die erste funktionsfähige Lithium-Ionen-Zelle gefertigt – die Pilotlinie nutzt ausschließlich europäische Anlagentechnik.

In Münster wurde ein Meilenstein bei der Inbetriebnahme der ersten Forschungsfabrik „FFB PreFab“ erreicht: Die Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle FFB hat die erste elektrisch funktionsfähige Lithium-Ionen-Batteriezelle produziert. Damit wurde erstmals eine durchgängige Prozesskette mit ausschließlich europäischer Anlagentechnik realisiert – von der Elektrodenfertigung bis zur geladenen Zelle.

Batterien „Made in Germany“

Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt Dorothee Bär erklärt dazu: „Nur wer die Batterietechnologie beherrscht und Batteriezellen auch wettbewerbsfähig herstellen kann, behauptet sich im internationalen Wettbewerb. Die Batterie ist unabdingbar für klimaneutrale Mobilität und Energieerzeugung. Als Flaggschiff-Maßnahme der Hightech Agenda Deutschland fokussiert sich die FFB auf Lab to Fab – von der Wissenschaft in die Wirtschaft. Die erste Batteriezelle aus der FFB PreFab markiert daher einen entscheidenden Meilenstein für Batterien Made in Germany.“

Die Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur fügt hinzu: „Nordrhein-Westfalen zeigt mit der Forschungsfertigung Batteriezelle in Münster: Wir sind der Standort für modernste HighTech-Industrie. Eine starke europäische Batterieproduktion ist zentral für wirtschaftlichen Erfolg, technologische Unabhängigkeit und die Transformation unserer Industrie. Münster stärkt dafür unsere Innovationskraft entscheidend: Forschung, Entwicklung und industrieller Transfer greifen hier perfekt ineinander – ein Projekt, das Europa im Zukunftsfeld Batterietechnologie deutlich voranbringt.“

Wissenschaftsministerin Ina Brandes sagt: „In Münster entsteht eine einzigartige Forschungseinrichtung für die Batteriezellproduktion der Zukunft. Schon heute gehören smarte Batterien zum Alltag der Menschen – als Schlüsseltechnologie etwa in der Energieversorgung, der Elektromobilität und in Smartphones. Mit der FFB haben wir in Nordrhein-Westfalen die Chance, die Lücke zwischen Grundlagenforschung und der Anwendung in großindustriellem Maßstab zu schließen. Das wird eine Sogwirkung auf gut ausgebildete Fachkräfte und exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entfalten.“

Die erste Batteriezelle aus der „FFB PreFab“

Professor Holger Hanselka, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, ergänzt: „Mit unserem Fokus auf zukunftsrelevante Technologien stärkt Fraunhofer die technologische Souveränität und Innovationskraft des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Batterietechnologien nehmen dabei eine zentrale Rolle ein – sie sind entscheidend, um Wertschöpfung in Mobilität, Energie und Industrie unabhängiger zu gestalten und im globalen Wettbewerb eine führende Position zu sichern. Der Start der Pilotlinie und der Aufbau einer leistungsfähigen Forschungs- und Produktionsumgebung der FFB PreFab markieren einen zentralen Meilenstein hin zu einer wettbewerbsfähigen Batterieproduktion. Mein Dank gilt dem BMFTR und dem Land Nordrhein-Westfalen für die Unterstützung der Fraunhofer FFB und ihre Einbindung als Flaggschiffprojekt in die Hightech-Agenda. Die Inbetriebnahme der Produktionslinie und die erste dort produzierte Batteriezelle zeigen, dass die Fraunhofer FFB als Bindeglied zwischen Grundlagenforschung und Serienproduktion wesentlich zur technologischen Souveränität beiträgt.“

In diesem Zusammenhang wird der Bund sicherstellen, dass die notwendigen finanziellen Mittel für den Aufbau der Fraunhofer FFB bereitgestellt werden. Nur so kann das gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen (NRW) und der Fraunhofer-Gesellschaft verabredete Leistungsziel der Fraunhofer FFB erreicht werden: der Aufbau einer Forschungsfabrik im Gigafactory-Maßstab. Die Kosten sind dabei sowohl auf Seiten des Bundes als auch auf Seiten des Landes NRW seit 2019/2020 vornehmlich inflationsbedingt gestiegen – von 500 Millionen Euro in einer ersten Planungsphase im Jahr 2019/2020 auf nunmehr 750 Millionen Euro.

Politik sieht Schlüsselprojekt für Mobilität und Energie

Mit Blick auf die technologische Souveränität Deutschlands und Europas ist die Batterie eine herausragende Schlüsseltechnologie – für klimaneutrale Mobilität und Energieerzeugung gleichermaßen. Die Hightech-Agenda Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 eine wettbewerbsfähige Batterieproduktion und -kreislaufführung in Deutschland aufzubauen, die in ein europäisches Produktionsnetzwerk eingebettet ist.

Zentrale Flaggschiff-Maßnahme ist die Fraunhofer-FFB-Initiative als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Technologien aus dem Labor sollen dort skaliert und in die wirtschaftliche Anwendung transferiert werden. Die Fraunhofer FFB stellt dazu eine weltweit einzigartige Forschungsinfrastruktur zur Verfügung. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Großunternehmen und akademische Einrichtungen können damit die Produktion neuer Batterietechnologien in einer digitalisierten, flexiblen und modularen Fertigungsumgebung erproben, umsetzen und verbessern.

Darüber hinaus wird die Fraunhofer FFB auch Produktions- und Betriebskonzepte demonstrieren und so die Batterie „Made in Germany“ wettbewerbsfähig machen. Hierzu werden die Kernkompetenzen der deutschen Industrie (Automobilindustrie, Maschinen- und Anlagenbau sowie Spezialchemie zur Entwicklung neuer Materialien) zusammengeführt. Zudem leistet die Fraunhofer FFB einen wichtigen Beitrag zur Ausbildung dringend benötigter Fachkräfte.

Investitionen und Ausbau in zwei Bauabschnitten

Die Infrastruktur der Fraunhofer FFB wird in zwei Bauabschnitten errichtet. Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) investiert bis zu 750 Millionen Euro in den Aufbau des Forschungsbetriebs der Fraunhofer FFB und stellt so die notwendigen finanziellen Mittel bereit.

Das Land Nordrhein-Westfalen investiert rund 320 Millionen Euro in die Grundstücke und Forschungsgebäude. NRW ist in dem Großprojekt für den Aufbau und die Finanzierung der Gebäude zuständig, das BMFTR für die zielgerichtete Bereitstellung der Infrastruktur in den Gebäuden, einschließlich der Finanzierung der für den Betrieb notwendigen Rein- und Trockenräume. Größte Zuwendungsnehmerin und Konsortialführerin des Großprojekts ist die Fraunhofer-Gesellschaft. Sie realisiert das Projekt gemeinsam mit weiteren Standortpartnern.

Der erste Bauabschnitt („FFB PreFab“) mit mehr als 3.000 m2 Forschungsfläche bietet eine Fertigungsumgebung im Pilotmaßstab und wurde im Frühjahr 2024 eröffnet. Der zweite Bauabschnitt („FFB Fab“) befindet sich im Bau und schreitet in schnellen Schritten voran. Die „FFB Fab“ wird auf einer Grundfläche von rund 20.000 m2 Produktionsforschung im Gigafactory-Maßstab für Wissenschaft und Industrie gleichermaßen ermöglichen.

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