Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat Erträge und Wirtschaftlichkeit von solarer Prozesswärme im Vergleich zur konventionellen industriellen Wärmeversorgung untersucht. „Unsere Studie zeigt, dass Solarthermie für etliche Prozesswärmeanwendungen in der deutschen Industrie wirtschaftlich sinnvoll und gut planbar ist“, sagt Institutsleiter Prof. Dr. Hans-Martin Henning. „Sie kommt für Niedertemperaturanwendungen ebenso infrage wie für mittlere Temperaturen, wie sie etwa in der chemischen Industrie benötigt werden.“
Die Studie zeigt, dass die Investitionen in Solarthermie in allen untersuchten Szenarien und allen solaren Deckungsraten im betrachteten Bereich (0 bis 50 Prozent) wirtschaftlicher sind als der fossile Bezug. Die Amortisationszeiten der Solarthermieanlagen liegen je nach Szenario, Standort und Temperaturbereich zwischen drei und acht Jahren – vorausgesetzt, dass ein Investitionszuschuss über die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) in Anspruch genommen wird.
So amortisiere sich beispielsweise am Standort Würzburg die Investition in eine 34-MW-Parabolrinnen-Anlage mit einem 20-Volllaststunden-Speicher in 5,5 Jahren. Gleichzeitig führe sie zu Kosteneinsparungen über die Lebenszeit (20 Jahre) in Höhe von über 40 Millionen Euro. Auf den heutigen Wert diskontiert, ergibt sich daraus eine Einsparung von rund 25 Millionen Euro, wobei die Investition von 12,6 Millionen Euro bereits berücksichtigt ist.
Solarthermie auch in gemäßigten Breiten
Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, kommentiert die Ergebnisse: „Solarthermie ist eine wirtschaftlich tragfähige und wettbewerbsfähige Lösung für die industrielle Wärmeversorgung in Deutschland. Die leider noch immer verbreitete Annahme, dass Solarthermie in gemäßigten Breiten unwirtschaftlich sei, konnte widerlegt werden. Vielmehr bestätigt die Fraunhofer-Studie, dass eine optimierte Systemauslegung und gezielte Fördermaßnahmen die Wirtschaftlichkeit entscheidend verbessern können.“
Industrielle Prozesswärme stellt einen relevanten Teil des gesamten Energiebedarfs in Deutschland dar und wird derzeit überwiegend durch fossile Brennstoffe, insbesondere Erdgas, gedeckt. Mit Temperaturen von bis zu 400 °C ist Solarthermie eine CO2-freie Option, um die Industrie mit Wärme zu versorgen.
Über die Studie „SHIP – Solare Prozesswärme in Deutschland“
SHIP basiert auf dynamischen Systemsimulationen und betrachtet verschiedene standortbedingte Sonneneinstrahlungswerte, Kollektortechnologien, Temperaturbereiche und die Integration von Wärmespeichern in über 6.000 simulierten Systemkonfigurationen. Dabei wurden jeweils reale und prognostizierte Erdgaspreise, CO2-Abgaben und bestehende Förderinstrumente berücksichtigt. SHIP lief von Juli bis Dezember 2024; Kooperationspartner waren der Bundesverband Solarwirtschaft und die Deutsche Energie-Agentur.