Aufgrund des Klimawandels werden Extremwetterlagen, vor allem im Sommer, immer wahrscheinlicher. Daten zeigen, dass Schäden durch Sturm, Hagel oder Elementargefahren in ganz Deutschland auftreten. Allein 2024 entstanden dadurch laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft Schäden in Höhe von 5,7 Milliarden Euro.
Wer in Photovoltaik, Wärmepumpe, Speicher oder Wallbox investiert hat, sollte wissen, welche Punkte im Zusammenhang mit Extremwetter besonders wichtig sind – von möglichen Risiken bis hin zu funktionalen Vorteilen. Diese sechs Fakten rund um Extremwetter und erneuerbare Lösungen sollte jeder kennen.
Solaranlagen halten Hagel stand
Hagelkörner fallen mit Geschwindigkeiten von teilweise mehr als 100 km pro Stunde vom Himmel und können die Module einer PV-Anlage treffen. Besorgt sein muss deswegen aber niemand. „PV-Module sind robuster, als sich viele Menschen vorstellen können“, sagt Jannik Schall, Mitgründer und CPO von 1KOMMA5°. „Das verwendete gehärtete Glas schützt sehr zuverlässig, nur in sehr seltenen Fällen kommt es zu Rissen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, achtet bei der Auswahl der PV-Module auf die verstärkte Hagelklasse HW3.“
Im Hochwasserfall sind Wärmepumpen sicherer als Ölheizungen
Wenn zum Beispiel eine Wärmepumpe aufgrund von Starkregen überflutet wird, muss sie umgehend abgeschaltet werden. Wenn die Möglichkeit besteht, dass Wasser in das Gerät eingedrungen ist, muss es durch eine Fachkraft inspiziert werden. Normaler Regen stellt dagegen keine Gefahr dar. Darauf sind Wärmepumpen ausgelegt.
„Wärmepumpen sind bei Hochwasser bedeutend sicherer als Ölheizungen“, sagt Jannik Schall. „Erstens stehen sie in vielen Fällen nicht im Keller, sind also seltener von Überflutungen betroffen und zweitens besteht keine Umweltverschmutzungsgefahr durch auslaufendes Öl. Besitzer von Ölheizungen müssen ihre Tanks und Anlagen besonders schützen, sonst drohen sogar hohe Bußgelder.“
Auf die Schutzklasse achten
Wie bei allen elektrischen Geräten müssen auch Speicher und Wallboxen im Falle einer Überschwemmung sofort vom Netz getrennt und ausgeschaltet werden. Sollte Wasser oder Schmutz in die Geräte gelangt sein, ist eine Überprüfung durch eine Fachkraft empfehlenswert. Wie viel Wasser die Komponenten aushalten, hängt maßgeblich von der Qualität der Anlagen ab.
„Geräte mit einer IP-Schutzklasse von sechs halten starke Wasserstrahlen über einen längeren Zeitraum aus”, sagt Jannik Schall. „Grundsätzlich empfehlen wir eine Aufstellung im Innenraum, da eine konstante Umgebungstemperatur insbesondere die Langlebigkeit von Speichern begünstigt.”
PV-Module auf keinen Fall mit Leitungswasser reinigen
Vor allem nach Stürmen kommt es vor, dass die Module einer Solaranlage verschmutzt oder durch Blätter verdeckt sind. Die Reinigung sollte idealerweise mit weichen Tüchern oder Bürsten erfolgen. Hochdruckreiniger oder aggressive Reinigungsmittel sind tabu. „Man sollte kein Leitungswasser zur Reinigung von PV-Modulen verwenden“, sagt Jannik Schall. „So kann sich Kalk ablagern, was langfristig den Ertrag senkt.“
Photovoltaik- oder Wohngebäudeversicherung zahlt bei Überspannungsschäden
Direkte Blitzeinschläge in die PV-Anlage sind zwar selten, können aber massive Schäden verursachen. Deshalb sollte die Solaranlage in das Blitzschutzkonzept eines Hauses integriert sein. „Ein fachgerecht installierter Blitzableiter und Überspannungsschutz sichern Wechselrichter, Speicher und Steuerung zuverlässig”, sagt Jannik Schall.
Gut zu wissen: Überspannungsschäden können auch entstehen, wenn in der Nähe ein Blitz einschlägt. Sie sind in der Regel durch spezielle Photovoltaikversicherungen oder Erweiterungen der Wohngebäudeversicherung abgedeckt. Ein prüfender Blick in den Versicherungsschein lohnt sich.
Notstromfunktion überbrückt Stromausfall
Bei Unwettern können Haushalte mit Photovoltaikanlage, Speicher und intelligenter Steuerung ihre Stromversorgung sichern. „Solange das Haus nicht selbst von Hochwasser betroffen ist, können PV-Anlagen weiter Strom liefern, sofern sie mit einer speziellen Notstromfunktion ausgestattet sind“, sagt Jannik Schall. „Kombiniert mit einem Speicher, bleibt die Versorgung stabil – selbst bei Stromausfall in der Umgebung. So laufen Kühlschrank, Licht oder Radio einfach weiter.“
Die meisten Unwetterschäden im Saarland, die wenigsten in Berlin
Unwetterschäden häufen sich deutschlandweit, besonders betroffen ist das Saarland. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gab es dort im vergangenen Jahr mehr als 22 Schäden pro 1.000 Versicherungsverträge durch Sturm und Hagel sowie fast 28 durch Elementargefahren wie beispielsweise Hochwasser. Besonders viele Sturm- und Hagelschäden gab es außerdem in Niedersachsen (21,2) und Schleswig-Holstein (20,3). Bei den Elementarschäden lagen Bayern (23,2), Sachsen (22,7) und Hamburg (22,3) weit vorne. Die wenigsten Schäden durch Sturm-, Hagel- oder Elementarschäden wurden in Berlin verzeichnet – etwa fünf bzeziehungsweise sechs pro 1.000 Versicherungsverträge.
„Die regionalen Schadendaten unterstreichen die Notwendigkeit, PV-Anlagen, Wärmepumpen und Speicherlösungen nicht nur nach Kostenaspekten, sondern vor allem nach ihrer Qualität und Widerstandsfähigkeit zu wählen“, sagt Jannik Schall. „Dabei spielen Schutzklassen, bauliche Platzierung, Notstromfähigkeit und integrierte Sicherheitskonzepte eine zentrale Rolle.“