Weniger Komplexität und schnellere Montage Neuer Großschaltschrank verkürzt Engineering und Montage

Bild: Rittal
30.04.2018

Die Anforderungen an Schaltschränke ändern sich: Die Montagekomplexität und somit der Zeitaufwand müssen reduziert werden, damit der Schaltanlagenbau wettbewerbsfähig bleibt. Außerdem sollte ein moderner Schaltschrank alle Digitalisierungsanforderungen für Industrie 4.0-Wertschöpfungsketten erfüllen. Ein neues Großschranksystem verspricht hier einen deutlichen Innovationssprung, der durch intensive Analyse und Kundendialog möglich wurde.

Bei der Entwicklung eines neuen Großschranksystems standen die Entwickler von Rittal vor einer großen Herausforderung: Wie kann man einen neuen Schaltschrank noch besser machen als seinen erfolgreichen Vorgänger TS 8? Das Ziel war einen Schaltschrank zu entwickeln, der die Durchlaufzeiten in Engineering und Montage verkürzt, die Komplexität reduziert und sich als vollwertiger Baustein in den Megatrend Digitalisierung einfügt. Der neue Rittal Großschrank sollte dabei zu 100 Prozent Industrie 4.0-fähig sein.

Bei der Entwicklung des neuen Großschranksystems spielte für Rittal der intensive Dialog mit seinen Kunden die entscheidende Rolle. Durch eine groß angelegte, wissenschaftlich fundierte Usability-Studie dokumentierten Forscher in Schrift, Bild und Film den Industriealltag bei Steuerungs- und Schaltanlagenbauern bei Unternehmen in Deutschland, den USA und in China – darunter kleine, mittelständische und große Unternehmen. Als Ergebnis kristallisierten sich 150 systematisch erhobene und konkrete Anforderungen an einen neuen Schaltschrank heraus, die Entwicklern und Produktmanagern eine belastbare Basis für die eigentliche Entwicklungsarbeit lieferten. Diese ergänzte Rittal um die Erkenntnisse des ebenfalls eingebundenen Kundenbeirats. Keinen einzigen der wesentlichen Punkte hat Rittal später bei der Entwicklung aufgegeben.

Kundennutzen im Vordergund

Das Ergebnis der Entwicklung ist das neue Großschranksystem VX25. Neu ist, dass hiermit ein Schaltschranksystem konsequent und systematisch wie nie zuvor für den maximalen Kundennutzen entwickelt wurde. Kern der Innovation ist die Entwicklung eines neuen Rahmenprofils. Mit dem neuen Großschranksystem ist es gelungen, alle wichtigen und auf dem Markt etablierten Produkteigenschaften des bisherigen, weltweiten TS 8 Großschranksystems zu erhalten und sie mit einer Vielzahl an neuen Funktionen und Kundennutzen deutlich zu erweitern. Über 25 angemeldete Schutzrechte belegen den hohen Innovationsgrad des VX25. Dabei lässt sich der Kundennutzen entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Steuerungs- und Schaltanlagenbaus in drei Kernpunkten zusammenfassen: maximale Datenqualität und Durchgängigkeit der Daten, reduzierte Komplexität sowie Zeitersparnis in der Montage.

Schaltschrank digitalisiert

Mit der Kombination aus realem Schaltschrank und seinem digitalen Zwilling erfüllt die Neuentwicklung in Zukunft alle Digitalisierungsanforderungen – von Online-Konfiguration und Engineering über Montage bis hin zu Automatisierung und Tracking. Für eine effiziente Projektierung und Planung sorgen der einfache Download von detailgetreuen, validierten 3D-CAD-Daten (Rittal Website, Eplan Data Portal), die flexible Datenübertragung in allen gängigen CAD-Systemen (insgesamt 70 Formate), mechatronisches Engineering mittels CAE/CAD, die Erstellung des Schaltschrank-Layouts mit Eplan Pro Panel sowie die Klassifizierung der Daten nach eClass und ETIM.

Eine einfache und fehlerfreie Konfiguration – auch ohne CAD-Kenntnisse – des VX25 und der gewünschten Ausbaukomponenten ermöglicht das webbasierte Rittal Configuration System. Rittal vereinfacht zudem die Bestellprozesse durch den Online-Shop sowie webbasierte Umstellungshilfen. Außerdem sind die Flachteile des VX25 mit einem QR-Code versehen. Zukünftig ist hiermit eine Produktionssteuerung und Rückverfolgbarkeit beim Steuerungs- und Schaltanlagenbau denkbar.

Reduzierte Komplexität

Weniger ist mehr – das ist die Philosophie des VX25. Mit der Entwicklung eines übergreifenden, durchgängigen 25mm-Maßrasters und einer vollen Symmetrie schlägt der Hersteller ein neues Kapital in der Schaltschranktechnik auf. Da das neue Rahmenprofil im 25mm-Maßraster jetzt auch in den horizontalen Teilen des Rahmens verwendet wird, ist der Ausbau des Schaltschranks auch über Schrankgrenzen hinweg extrem flexibel.

Ausbaukomponenten für die vertikalen Rahmenteile passen jetzt auch im Dach- und Bodenbereich des Schaltschranks. Auch bei angereihten Schaltschränken setzt sich das 25mm-Maßraster in die benachbarten Schaltschränke fort. Dadurch können beispielsweise Schienen über mehrere Schränke hinweg montiert werden. Diese und andere Montagemöglichkeiten können mit dem nun 40 Prozent kleineren Portfolio an Ausbau-Chassis und -schienen realisiert werden. Damit lassen sich auch Lagerbestände und Logistikaufwände substantiell einsparen.

Eine deutliche Reduktion der Komplexität betrifft auch die Montage und Demontage der Türen. Diese sind nun komplett ohne Werkzeug in der Ein-Mann-Montage möglich. Die Tür wird einfach nur in das Scharnier eingehängt.

Montage mit Zeitgewinn

Der VX25 bietet spürbare Montagevorteile durch neue und verbesserte Funktionalitäten. Dazu zählen zum Beispiel optimierte Zugänglichkeit, mehr Einbautiefe, werkzeuglose Montage, clevere Anreihdichtungen und ein komplett neues Sockelsystem. Durch das neue Rahmenprofil erschließt sich etwa eine neue Zugänglichkeit von allen vier Seiten des Schaltschranks. So lässt sich die äußere von zwei verfügbaren Montageebenen jetzt auch von außen direkt ohne Zusatzteile bestücken. Gleiches gilt für die neue Möglichkeit, Montageplatten auch von hinten einzubauen. Dies ist speziell beim Einbau von schwer bestückten Montageplatten ein großer Vorteil. Auch 20 Millimeter mehr Einbautiefe versprechen neuen Handlungsspielraum im Schaltschrank.

Bei der Montage des Innenausbaus bietet das neue Rahmenprofil weitere Vorteile. Trenn- und Schottwände sowie Abdeckungen für den Berührungsschutz können bei abgenommener Seiten- oder Rückwand direkt von außen auf dem Rahmenprofil montiert werden. Auf diese Weise bleibt im Schaltschrank mehr Platz, der für den Einbau elektrotechnischer Komponenten genutzt werden kann.

Dank des neuen Snap-on-Griffsystems ist der Griffwechsel doppelt so schnell wie zuvor. Mussten früher beispielsweise Komfortgriffe mit Schrauben demontiert und später wieder montiert werden, wird jetzt nur noch gesteckt. Werkzeug wird nicht benötigt. Komplett sparen können sich Steuerungs- und Schaltanlagenbauer die mechanische Bearbeitung der Tür bei der 180°-Scharniermontage. Das neue 180°-Scharnier lässt sich schnell und einfach ohne Bohren am Schrank montieren.

Auch beim Sockel wurde ganz neu gedacht. Der neue Sockel vereint alle Funktionen des TS-Sockel und dem Sockelsystem Flex-Block in einer Lösung – und kann jetzt noch viel mehr. Im Sockel lässt sich auch das übliche Schrankzubehör kompatibel einbauen. Neben Anreihlaschen und Kabelabfangschienen können dort geführte Kabel über das System-Chassis einfach und effizient abgefangen und fixiert werden. Das spart sowohl Zeit als auch Kosten.

Der Name VX25 ist Programm und steht für die Vielfalt an Möglichkeiten, das Erfüllen X-facher Kundenanforderungen und für eine ausgereifte Symmetrie durch ein übergreifendes, durchgängiges 25mm-Maßraster. Der VX25 „tickt“, wie der Steuerungs- und Schaltanlagenbauer denkt und handelt: in Funktionen und Prozessen.

Bildergalerie

  • Mit dem neuen Großschranksystem VX25 – dem Nachfolger des TS 8 – will Rittal Steuerungs- und Schaltanlagenbauer einen deutlichen Effizienzgewinn bieten.

    Mit dem neuen Großschranksystem VX25 – dem Nachfolger des TS 8 – will Rittal Steuerungs- und Schaltanlagenbauer einen deutlichen Effizienzgewinn bieten.

    Bild: Rittal

  • Bei der Neuentwicklung ist es gelungen, durch ein übergreifendes, durchgängiges 25mm-Maßraster und voller Symmetrie die Komplexität in der Schaltschranktechnik wesentlich zu reduzieren.

    Bei der Neuentwicklung ist es gelungen, durch ein übergreifendes, durchgängiges 25mm-Maßraster und voller Symmetrie die Komplexität in der Schaltschranktechnik wesentlich zu reduzieren.

    Bild: Rittal

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