Kommt die Innenstadtmaut? Neue Studie zeigt Zusammenhang zwischen Gesundheit und Mobilität

Der volkswirtschaftliche Wert des nicht-motorisierten Verkehrs in Bezug auf die Gesundheit sollte bei Kraftstoffsteuern verstärkt berücksichtigt werden.

Bild: DesignSensation
18.10.2023

Der Gesundheitseffekt von nicht-motorisiertem Verkehr ist volkswirtschaftlich relevant und sollte bei Kraftstoffsteuern stärker berücksichtigt werden. CCC-Forscher Linus Mattauch schlägt ergänzende lokale Maßnahmen wie zum Beispiel Innenstadtmaut vor.

Der gesundheitliche Nutzen davon, kurze Strecken zu Fuß und mit dem Rad zurückzulegen, sei für die Gesellschaft so hoch, dass er auch bei der Kraftstoffsteuer berücksichtigt werden müsste. Zu dieser Schlussfolgerung kommt eine internationale Studie, die heute in der Zeitschrift Economica veröffentlicht wird und an der Prof. Dr. Linus Mattauch, Wissenschaftler im Climate Change Center Berlin-Brandenburg, beteiligt ist.

„Wir stellen fest, dass die Berücksichtigung der gesundheitlichen Vorteile von körperlicher Fortbewegung die optimalen Steuern auf Sprit in den USA um 44 Prozent und im Vereinigten Königreich um 38 Prozent erhöht“, resümiert das internationale Forscherteam, zu dem unter anderem Wissenschaftler aus Oxford, Utrecht und Berlin gehören.

Wirtschaftliche Verkehrspolitik muss neu bewertet werden

„Die bedeutenden gesundheitlichen Vorteile aktiver Fortbewegungsarten wie Gehen und Radfahren legen nahe, dass die wirtschaftliche Verkehrspolitik neu bewertet werden muss“, erklärt Mattauch als Mitautor der Studie.

„Wir liefern ein neuartiges Argument für die Abwägung zwischen den Vorteilen der Autonutzung und ihren Kosten für die Gesellschaft. Mit unserem ökonomischen Modell können wir speziell die Kraftstoffpreise quantifizieren, unser Argument gilt allerdings auch für andere Elemente des nachhaltigen Verkehrs, wie zum Beispiel die Neugestaltung von Städten.“

60 Prozent der Deutschen bewegt sich zu wenig

Auch in Deutschland bewegten sich rund 60 Prozent der Bevölkerung deutlich zu wenig. Verkehrspolitik müsste dort neu gedacht werden, wo die Gesundheitsvorteile durch vermehrte Bewegung besonders hoch sind. „In der Bewertung von verkehrspolitischen Maßnahmen in der Stadt hat vor allem eine Innenstadtmaut für motorisierte Fahrzeuge viele ökonomische Vorteile, weil sie bereits Stau und Luftverschmutzung reduziert“, meint Umweltökonom Mattauch.

Die neue Studie zeige, dass eine Maut den zusätzlichen Vorteil hätte, dass die Bürger sich auch ein wenig mehr bewegen würden - und das tatsächlich zu hohen Einsparungen im Gesundheitswesen führen kann. Aber auch der ökonomische Wert von Initiativen, die dem nicht-motorisierten Verkehr bessere Voraussetzungen verschaffen, von breiten Fahrrad- und Fußwegen über Kiezblocks bis zu Stadtbegrünung habe einen zusätzlichen ökonomischen Vorteil, wenn die Menschen sich dadurch mehr bewegten.

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