Hürden eines Start-ups „Kleinwindanlagen für die grüne Energieautarkie“

Julia Gräfin Arco-Valley machte ihre Diplomarbeit zu ihrem Volkswirtschaftsstudium an der LMU München bei E.on. Nach ihrer Tätigkeit als Referentin im Vorstandsbüro von E.on Energie wechselte sie zunächst in den Bereich Konzessionen und später in den Bereich Regional Coordination bei der E.on SE. Nach der Aufnahme in das Inkubator-Programm E.on a:gile folgte im Jahr 2017 die Gründung von B.Ventus.

Bild: Privat
11.09.2020

CO2-freie Eigenversorgungskonzepte lassen sich nicht nur mit Photovoltaik umsetzen, sondern auch mit Kleinwindanlagen. Dies ist das Metier von B.Ventus. Allerdings hat man hier mit aufwändigen Genehmigungen zu kämpfen. Doch dies ist nicht die einzige Hürde, die das Startup überwinden muss.

Julia Gräfin Arco-Valley ist mit diesem Beitrag im Energy 4.0-Kompendium 2020 als eine von 100 Machern der Energiebranche vertreten. Alle Beiträge des Energy 4.0-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.

Turmhöhe: 29 Meter, Rotordurchmesser: 42 Meter, maximale Höhe der Blattspitze: 50 Meter, Direktantrieb mit 250 kW. Das sind die Daten der Windkraftanlage von B.Ventus. Vergleicht man diese mit denen üblicherweise heute gebauten Windrädern, dann nehmen sich die Zahlen durchaus überschaubar aus. Aber eine auf maximale Stromausbeute getrimmte Anlage war auch gar nicht das Ziel der Entwicklung. Im Fokus stand, Geschäftskunden einen unkomplizierten Einstieg in die Produktion von eigenem Windstrom zu ermöglichen, gerne als Basis einer Selbstversorgung mittels erneuerbarer Energien.

Größte Marktbarriere: Genehmigungsverfahren

Doch trotz der geringen Höhe und des damit verbundenen vergleichbar geringen Einflusses auf das Landschaftsbild ist die größte Marktbarriere für solche Kleinwindanlagen häufig immer noch das Genehmigungsverfahren. Und dies obwohl nur eine einfache Baugenehmigung benötigt wird. Ein wesentliches Hindernis sind 16 verschiedene Landesbauordnungen in Deutschland. „Das macht das Ganze hinreichend kompliziert und zeitintensiv“, sagt Julia Gräfin Arco-Valley. Die Volkswirtin hat im Sommer 2017 mit Christoph Esche das Unternehmen B.Ventus gegründet. „Wir arbeiten auf allen Ebenen, um mehr Transparenz für unser Produkt zu schaffen.“ Dabei habe man in der Entwicklungsphase penibel darauf geachtet, die meisten Vorurteile und Störfaktoren der großen Geschwister zu vermeiden. Ein erstes Projekt wurde bereits umgesetzt. „Dort haben wir unser gestecktes Ziel erreicht: Eine enorme Menge weniger CO2-Emissionen bei gleichzeitiger Kostenersparnis für den Kunden“, sagt Arco. Zusätzlich werde die Energie dort gebraucht, wo sie produziert wird und somit teurer Netzausbau vermieden. Letzteres ist auch ein Grund dafür, weshalb die Gründerin und Geschäftsführerin mit positiven Effekten aus der Corona-Pandemie und den damit verbundenen geringeren Stromverbräuchen rechnet. Dies werde auf jeden Fall für steigende Endkundenpreise im kommenden Jahr sorgen – vor allem aufgrund der Effekte auf Netzentgelte und EEG-Umlage. „Das wiederum verbessert den Business Case unserer Kunden“, ist sie sich sicher.

Umsetzung des Vorhabens

Damit ist logischerweise auch die bisher wichtigste Veränderung in ihrem Berufsleben benannt. „Die mit der Situation verbundenen Höhen und Tiefen – aus der guten und sicheren Position im großen Energiekonzern heraus und im neunten Monat schwanger zu sein – ein Unternehmen zu gründen, haben aus mir einen anderen Menschen gemacht, sowohl privat als auch beruflich“, bilanziert Arco. Dabei habe sie aber immer „zu 100 Prozent für die Idee gekämpft und gearbeitet“, und das anfangs in einem zwei Mann Unternehmen. Unterstützung kam im Herbst 2017 unter anderem mit dem Einstieg der beiden regionale Energieversorger Avacon und Edis aus dem E.on-Konzern sowie der Fallersleber Elektrizitäts-Aktiengesellschaft und des Seilbahnbauers Leitner. Letzterer ist mit Leitwind schon seit mehreren Jahren im Bereich Produktion von Windkraftanlagen unterwegs und stellt auch die Kleinwindkraftanlage von B.Ventus her.

Im Rückblick sieht die ehemalige E.on-Mitarbeiterin die Kooperation mit den Unternehmen nicht nur positiv. „Hier prallen Kulturen aufeinander, die nicht füreinander geschaffen sind“, berichtet sie. Unter anderem seien die Erwartungen an deren Level an Beistand und Erfahrungen mit Start-ups falsch gewesen. Doch sie gibt sich auch selbstkritisch: „Wahrscheinlich hätte man strategische Investoren besser zu einem späteren Zeitpunkt hinzuziehen sollen, am besten zum jetzigen Zeitpunkt, wenn die sogenannte Hockeystick-Kurve beginnt loszulegen.“

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