Kunststoffabfälle Erste Pilotanlage zu Carbon-Recycling entsteht in Guben

Global Enertec und die BTU wollen künftig Carbon-Fasern für den internationalen Markt recyceln. Hier zu sehen sind von links: Jonas Krenz, Andreas Korgel, Elena Weibert, Karsten Fischer, Jürgen Fechner und Hermann Fischer.

Bild: Ralf Schuster, BTU
20.08.2021

Mithilfe einer neuartigen Technologiekette für energieeffizientes Recycling können Carbon-Bauteile künftig in einen geschlossenen Werkstoffkreislauf zurückgeführt werden. Gemeinsam mit der Firma Global Enertec entwickelt die BTU Cottbus-Senftenberg derzeit eine entsprechende Pilotanlage in Guben.

Von Windkraftanlagen und Fahrzeugen über Segelboote bis hin zu Fahrrädern, Snowboards und Rollatoren: Bauteile aus carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) werden vielseitig eingesetzt. Sie sind ultraleicht, hochfest und steif zugleich.

Mit der geplanten Pilotanlage entsteht in Guben nun die weltweit erste thermokatalytische Entgasungsanlage für CFK-Abfälle. Daran arbeiten Forscher um Prof. Holger Seidlitz im Fachgebiet Polymerbasierter Leichtbau gemeinsam mit Global Enertec. „Unser Ziel ist es, dem Unternehmen den Weg in den Markt des Carbon-Bauteil-Recyclings zu ebnen“, sagt Seidlitz.

Neben einer lukrativen Abfallrücknahme soll das Verfahren den Vertrieb recycelter Fasern an Compoundeure für die Wiederverwendung ermöglichen und Global Enertec somit ein neues Geschäftsfeld eröffnen. Nach erfolgreicher Prozess- und Anlagenoptimierung ist ein globaler Vertrieb der Anlagentechnologie geplant.

Energieeffizienz beim Entgasungsprozess

Die Projektpartner wollen mit ihrem Vorhaben vor allem dem steigenden Abfallaufkommen von Faserverbundbauteilen entgegenwirken. „Eine wesentliche Herausforderung beim Recycling von CFK-Bauteilen ist es, die für die Folgeanwendung nötige Qualität zu gewährleisten und insbesondere Abweichungen der mechanischen Eigenschaften zu reduzieren“, erklärt Jonas Krenz, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der BTU. „Wir prüfen in unseren Laboren die zurückgewonnenen Fasern auf Schädigungen. Uns interessiert der Zusammenhang zwischen Schädigungsgrad und mechanischen Eigenschaften der künftigen Recycling-Bauteile.“

Ziel von Global Enertec ist es dabei, neben der Vermarktung der Recycling-Fasern die Energieeffizienz beim Entgasungsprozess durch den Einsatz von Katalysatoren zu steigern. Auf diese Weise lassen sich Faserschädigungen von vornherein minimieren. Das Unternehmen ist ein etablierter Verfahrens- und Anlagenentwickler für energieeffiziente Recycling-Prozesse und vertreibt das in Guben entwickelte thermokatalytische Entgasungsverfahren und die notwendigen Anlagen weltweit.

Erfahrung aus Reifen- und Gurtband-Recycling

Ähnliche Recycling-Strategien wie das für CFK kommen dabei bereits beim Reifen- und Gurtband-Recycling regionaler Braunkohletagebaue zum Einsatz. Die neue Pilotanlage in Guben soll nun für das Recycling von Carbon-Bauteilen umgebaut und der werkstoffgerechte Recycling-Prozess erforscht werden.

Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Rahmen des Bundesmodellvorhabens „Unternehmen Revier“ gefördert. Regionalpartner ist die Wirtschaftsregion Lausitz.

Bildergalerie

  • Prof. Holger Seidlitz (rechts) und Jonas Krenz vom BTU-Fachgebiet Polymerbasierter Leichtbau untersuchen im Projekt unter anderem den Zusammenhang zwischen Schädigungsgrad und mechanischen Eigenschaften recycelter Carbon-Bauteile.

    Prof. Holger Seidlitz (rechts) und Jonas Krenz vom BTU-Fachgebiet Polymerbasierter Leichtbau untersuchen im Projekt unter anderem den Zusammenhang zwischen Schädigungsgrad und mechanischen Eigenschaften recycelter Carbon-Bauteile.

    Bild: Sebastian Rau, BTU

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