Branchentrend Gehälter Einkommensstudie: Pharma und Chemie unter Anpassungsdruck

Das Median-Gesamteinkommen in der Chemie- und Pharmabranche lag 2024 bei rund 137.000 Euro. Während die Fixgehälter um 3,6  Prozent zulegten, sanken Bonuszahlungen erneut stark – in Großunternehmen um über 55  Prozent. Die Einkommensschere zwischen kleinen und großen Unternehmen schließt sich weiter.

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11.06.2025

Im Vergleich zum Vorjahr ist das Gesamteinkommen der außertariflichen Angestellten in der chemisch-pharmazeutischen Branche 2024 mit einem Zuwachs von 0,2 Prozent annähernd konstant geblieben. Das zeigt die aktuelle Ausgabe der jährlichen Einkommensumfrage, die der VAA gemeinsam mit der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) durchführt.

Das Median-Gesamteinkommen lag 2024 insgesamt bei rund 137.000 Euro. Dazu gehören neben Fixgehalt und Bonus auch sonstige Gehaltsbestandteile wie geldwerte Vorteile aus Dienstwagen, Erlöse aus Aktienoptionen und Sonderzahlungen.

Wie im Vorjahr haben sich die Bestandteile des Gesamteinkommens dabei gegenläufig entwickelt: Während die Fixgehälter um 3,6 Prozent zulegten, gab es bei den Bonuszahlungen einen deutlichen Rückgang um fast 24 Prozent. Im Vorjahr waren die Bonuszahlungen bereits um 17 Prozent gesunken. Die sonstigen Gehaltsbestandteile gingen 2024 um fast 13 Prozent zurück.

„Die andauernde konjunkturelle Schwächephase der Industrie in Deutschland spiegelt sich in der Einkommensentwicklung der Fach- und Führungskräfte in Chemie und Pharma deutlich wider“, so Dr. Birgit Schwab, 1. Vorsitzende des VAA und betreuendes Vorstandsmitglied der VAA-Kommission Einkommen. Sie verweist darauf, dass die Chemieproduktion nach Angaben des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) 2024 deutlich unter dem Niveau früherer Jahre lag. „Wir müssen uns deshalb darauf einstellen, dass die Bonuszahlungen auch im Jahr 2025 auf diesem verminderten Niveau bleiben“, so Schwab.

Bonusrückgang über 55 Prozent

Die Entwicklung der Bonuszahlungen fiel dabei 2024 je nach Unternehmensgröße sehr unterschiedlich aus: Während die Boni in kleinen Unternehmen (bis 1.000 Mitarbeitende) nur leicht gesunken und in mittelgroßen Unternehmen (1.001 bis 10.000 Mitarbeitende) sogar um mehr als fünf Prozent gestiegen sind, müssen die Fach- und Führungskräfte in Großunternehmen (mehr als 10.000 Mitarbeitende) deutliche Einschnitte hinnehmen: Hier betrug der Bonusrückgang im Durchschnitt über 55 Prozent.

Dr. Hans-Dieter Gerriets, Vorsitzender VAA-Kommission Einkommen, verdeutlicht die Auswirkungen auf die Gehaltsstruktur in der Branche: „Durch die Unterschiede bei der Einkommensentwicklung haben sich die Gesamteinkommen in kleineren und größeren Unternehmen einander deutlich angenähert. Betrug der Unterschied zwischen kleinen und großen Unternehmen im Jahr 2022 noch rund 30 Prozent, waren es 2024 nur noch 12 Prozent.“

Mit solchen Quer- und Längsschnittbetrachtungen ermöglicht die VAA-/GDCh-Einkommensumfrage einen einzigartigen Überblick über die Gehaltsentwicklungen in der Chemie- und Pharmabranche. An der aktuellen Umfrage beteiligten sich insgesamt mehr als 4.000 Personen. Ein wissenschaftlich kompetentes und statistisch robustes Fundament erhält die Untersuchung durch die gemeinsame Durchführung mit der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und die wissenschaftliche Begleitung durch die RWTH Aachen. Die Sonderauswertung der GDCh für GDCh-Mitglieder außerhalb der chemischen Industrie sowie der gesamten Daten der Teilnehmenden des MTV-Bereichs innerhalb der chemischen Industrie erscheint im Juli/August.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit über 28.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie fördert die wissenschaftliche Arbeit, Forschung und Lehre sowie den Austausch und die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnis. Die GDCh unterstützt die Ausbildung in Schule und Hochschule sowie die kontinuierliche Fortbildung für Beruf und Karriere.

Im Verband angestellter Akademiker und leitender Angestellter bei der chemischen Industrie (VAA) sind die Fach- und Führungskräfte der chemisch-pharmazeutischen Industrie organisiert. Als Berufsverband und Akademikergewerkschaft vertritt der VAA die Interessen von rund 30.000 Mitgliedern aus allen Berufsgruppen. Der VAA schließt Tarifverträge und führt einen intensiven Dialog mit seinen Sozialpartnern sowie weiteren Verbänden und Organisationen in der Branche.

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