Klimafreundliches Bauen der Zukunft Ein Baukonzept aus Pilzmyzel für den Klimawandel

Das Projekt MyGlu zeigt, wie Pilzmyzel als nachhaltiger Baustoff genutzt werden kann – ausgezeichnet mit dem Sustain Award der Frankfurt UAS.

Bild: publish-industry, ChatGPT
14.10.2025

Das Architekturprojekt „MyGlu“ der Frankfurt University of Applied Sciences zeigt, wie sich Pilzmyzel als nachhaltiger Baustoff einsetzen lässt. Das von Prof. Dr. Florian Mähl geleitete Lehrprojekt wurde mit dem Sustain Award der Frankfurter Stiftung für Forschung und Bildung ausgezeichnet und von Procter & Gamble unterstützt. Das Team erforscht, wie sich Myzel künftig beim klimaneutralen Bauen in trockenen Regionen nutzen lässt.

Eine günstige und schützende Behausung für trockene Regionen ganz aus Pilzmyzel – Architektur-Studierende der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) mit dem „MyGlu“ ein nachhaltiges Baukonzept in Zeiten des Klimawandels erprobt. Das Lehrprojekt von Professor Dr. Florian Mähl, Mitglied des Lehr- und Forschungsnetzwerks ReNewHub am Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik, hat dafür den hochschulweit ausgeschriebenen Sustain Award erhalten. Anfang Oktober 2025 nahm Mähl mit den Studierenden bei einer Gala die Preisurkunde entgegen. Die Auszeichnung ist mit 4.000 Euro dotiert.

Mit dem 2024 erstmals ausgelobten Sustain Award möchte die Frankfurter Stiftung für Forschung und Bildung gemeinsam mit dem Förderer Procter & Gamble die Frankfurt UAS in ihren Bestrebungen unterstützen, Nachhaltigkeit in Forschung und Lehre zu verankern. „Wir suchen Denkanstöße, um nachhaltiges Handeln in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik voranzubringen. Das diesjährige Gewinnerprojekt MyGlu überzeugt dabei nicht nur mit einer CO2-neutralen, innovativen Bauweise, die leicht umsetzbar ist. Es ist auch ein Beispiel für hochwertige Bildung und vereint mehrere Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen“, sagt Astrid Schulte, Vorsitzende der Frankfurter Stiftung für Forschung und Bildung. „Der Sustain Award zeigt, wie innovative Ideen aus Hochschulen einen konkreten Beitrag zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft leisten können. Für uns bei Procter & Gamble ist es besonders wichtig, solche Initiativen zu unterstützen, weil wir überzeugt sind, dass nachhaltiger Fortschritt nur im Zusammenspiel von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gelingt“, so Gabriele Hässig, Geschäftsführerin Kommunikation & Nachhaltigkeit bei Procter & Gamble DACH.

Beispiel für hochschuleigene Nachhaltigkeitsstrategie

„Die Frankfurt UAS verfolgt mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie konsequent das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung. Ein herausragendes Beispiel dafür ist das Projekt MyGlu: Studierende konnten darin das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen praktisch erproben und ihre Expertise im Bereich Nachhaltigkeit vertiefen. Zugleich zeigt MyGlu eindrucksvoll, wie eine kostengünstige und klimaneutrale Bauweise gelingen kann, und eröffnet neue Ansätze für die Forschung. Wir danken der Frankfurter Stiftung für Forschung und Bildung sowie Procter & Gamble, die mit ihrer Auszeichnung dieses beispielhafte forschende Lernen unterstützen“, so Prof. Dr. Susanne Rägle, Vizepräsidentin für Forschung, Transfer und Internationalisierung der Frankfurt UAS.

Das Preisgeld werden Florian Mähl, Professor für Tragwerklehre, Baukonstruktion und Bauphysik, und sein Team für ähnliche Projekte des forschenden Lernens mit nachwachsenden Rohstoffen nutzen. „Wir wollen insbesondere das Thema Bauen mit Myzel an unserer Hochschule etablieren und die angewandte Forschung in diesem Bereich ausbauen. Dazu müssen wir etwa in passende Ausstattung investieren, um die Prozessbedingungen zur Erprobung neuartiger Bauweisen zu verbessern, externe Partnerinnen und Partner gewinnen, aber auch schlicht das Substrat beschaffen, aus dem die Myzelien wachsen. Dabei können wir auf den ersten Erfahrungen mit MyGlu aufbauen“, so Mähl.

MyGlu: Myzel als lebender und vielfältiger Baustoff

MyGlu ist eine Wortschöpfung aus „Myzel“ und „Iglu“. Im gleichnamigen Projekt setzten zehn Studierende des Master-Studiengangs Architektur das Baukonzept aus der Kälte mit Hilfe des Baustoffes Myzel für warme Regionen mit langen Trockenphasen um. Das wurzelähnliche Fadengeflecht ist der eigentliche Hauptbestandteil von Pilzen. Material auf Basis von Pilzmyzel ist günstig, da Pilzsporen nur Substrat wie etwa Holzabfälle, Wärme und Feuchtigkeit zum Wachsen benötigen. Zudem ist es wasserabweisend, dämmend und kann in beliebige Formen wachsen. Für den kuppelförmigen Bau MyGlu im Maßstab 1:2 kamen die Myzelien einer Baumpilzart zum Einsatz.

Die Studierenden planten unter Leitung von Mähl und dem Lehrbeauftragten Kay Saßmannshausen die Konstruktion aus vielen kleinen geometrischen Bauelementen. Das Lehrprojekt konnte dabei an Erkenntnisse einer Lehrveranstaltung im Wintersemester 2024/25 anknüpfen. Neben Fenster- und Türelementen sind auch die Verbindungen der Bauelemente im MyGlu aus Myzel gewachsen. Positive Eigenschaften wie die dämmende und raumakustische Wirksamkeit konnten die Studierenden durch eigene Messungen belegen. Sowohl das ReNewHub als auch Prof. Dipl.-Ing. Claudia Lüling vom Research Lab for Sustainable, Lightweight Building Technologies (ReSULT) der Frankfurt UAS unterstützten das Projekt.

Beim Sustain Award überzeugte das Projekt unter anderem, da es sowohl die ökonomische und soziale als auch die ökologische Dimension von Nachhaltigkeit adressiert. So besteht das MyGlu aus biobasierten Werkstoffen, ist für den Einsatz in Gebieten mit sozialen und klimabedingten Krisen gedacht und ohne große Kosten nachahmbar.

Über den Sustain Award

Die Frankfurt UAS orientiert sich an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals), wie sie in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen dokumentiert sind, und hat eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Diese Bestrebungen fördert die Frankfurter Stiftung für Forschung und Bildung mit Unterstützung des Konsumgüterunternehmens Procter & Gamble mit der jährlichen Auslobung des Sustain Awards. Neben fachwissenschaftlicher Exzellenz und einer spezifisch praxisrelevanten Bedeutung zählt die sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Bedeutung der eingereichten Projekte.

Bildergalerie

  • Das MyGlu.

    Das MyGlu.

    Bild: Florian Mähl

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