Wirtschaftsstudie Deutsche Chemie investiert im Ausland

Bild: Euler Hermes
06.07.2015

Laut einer Studie des Kreditversicherers Euler Hermes wachsen die Investitionen deutscher Chemieunternehmen im Ausland fast sechsmal schneller als hierzulande.

Die Unsicherheiten in Folge der deutschen Energiepolitik zeigt bei den deutschen Chemieunternehmen Wirkung. Die Volkswirte des Kreditversicherers Euler Hermes kommen in ihrer aktuellen Branchenstudie zu dem Ergebnis, dass 2015 die Investitionen deutscher Chemiebetriebe im Ausland mit 17 Prozent fast sechs Mal so schnell steigen wie in der Bundesrepublik mit lediglich 3 Prozent. 2016 klafft das Verhältnis bei den Investitionen noch weiter auseinander mit einem Zuwachs von 1 Prozent in Deutschland und 9 Prozent im Ausland. Dabei ist das Umfeld für die drittgrößte Exportbranche Deutschlands durch niedrige Ölpreise und einem günstigen Euro-Dollar-Wechselkurs derzeit durchaus vorteilhaft.

„Die Gewinnmargen deutscher Chemieunternehmen steigen 2015 um 0,5 Prozentpunkte auf 12,6 Prozent“, sagte Ludovic Subran, Chefökonom der Euler Hermes Gruppe. „Im Jahr 2009 lag dieser Wert bei 7 Prozent." Das zeige, dass deutsche Chemieunternehmen mit Investitionen in Forschung und Entwicklung auf das richtige Pferd gesetzt hätten. Sie hätten ihre Energieeffizienz gesteigert, um so den Wettbewerbsnachteil aufgrund der vergleichsweise hohen Energiekosten zu kompensieren. "Gleichzeitig haben sie auch in eine stärkere Spezialisierung investiert und den Anteil an weniger preissensitiven Spezialchemikalien erhöht. So haben die Deutschen ihre Stellung als Exportweltmeister der Branche bis heute verteidigt", so Subran. "Doch die Konkurrenz schläft nicht."

Durch die niedrigen Ölpreise ist die Herstellung chemischer Erzeugnisse in den USA derzeit vier Mal so günstig wie in Europa. Hinzu kommt, dass Gas als Energiequelle und Öl als Rohstoff je nach Teilsektor bis zu 85 Prozent der Gesamtbetriebskosten in der Petrochemie ausmachen. Den natürlichen Wettbewerbsvorteil haben sich die amerikanischen Chemieunternehmen zunutze gemacht: Sie haben rund 150 Mrd. US-Dollar in Ethylen-Produktionsstätten investiert, Arbeitsplätze geschaffen und ihre Exporte sukzessive gesteigert über die letzten Jahre. Heute machen Chemieausfuhren bereits 12 Prozent aller amerikanischen Exporte aus.

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